Читать книгу Da! - Ulrich Wessinger - Страница 7

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Am Meer

Leise, um Anna nicht aufzuwecken, die noch schläft, packe ich morgens um sechs meine Sachen zusammen, draußen ist noch dunkel, Anfang Februar. Sofie ist schon wach und hat Orangen, Vitamintabletten, Brot und zwei Äpfel in eine Tüte gepackt, die Thermosflasche mit warmem Wasser gefüllt, fragt, ob ich auch nichts vergessen habe, küsst mich, ich habe meine schwarze „Kappa“-Jacke an, die ich mir billig an einer Straßenecke erstanden haben, ein Fake-Produkt wahrscheinlich, die ist dick gefüttert und darunter trage ich meinen weißen Wollpullover, den ich aus Lhasa mitgebracht habe, echte Schafwolle, ich stolpre aus der Tür, werfe noch einen Blick auf Sofie, ihren weichen Mund, ihre klugen Augen, bevor die Tür zuklappt, schultre meinen von Büchern schweren Rucksack, nehme ein paar Mülltüten mit, die wir vor der Tür stapeln und werfe sie unten auf den Haufen bei den Fahrrädern, es ist 6:25, müsste reichen, um Viertel vor sieben fährt der Bus. Auf dem Fahrrad fröstelt es mich, ich habe die Handschuhe noch nicht angezogen, was ich jetzt nachhole. Die langgestreckte Straße um diese Uhrzeit noch ziemlich leer. An der langen Reihe von Taxis vorbei, die hier ihr immer zu Essenszeiten herumstehen, weil sich in dieser Straße ein billiges kleines Restaurant an das andere reiht. Hier sitzen die in schwarzen Anzügen mit weißen Hemden gekleideten Fahrer beim Essen eng beieinander auf roten Holzbänken und schlürfen Nudelsuppen oder schaufeln kleine Reisberge in sich hinein.

Ein großer grauer Bus wartet schon nahe dem Haupteingang. Sein Motor läuft, weil er innen heizt. Eine Schlange von Leuten davor, Studenten, Lehrer gehen an ihnen vorbei. Also ich auch, offensichtlich müssen Studenten warten, bis die Lehrer alle im Bus sind, dann dürfe sie auch rein und die letzten noch freien Plätze besetzen. Verschlafene Gesichter, halbdunkler Bus, die Scheiben beschlagen, hier und da wird fröhlich geschnattert. Aufmerksame Blicke mustern mich als ich den Gang entlang gehe nach hinten wo noch mehrere Plätze frei sind. Ich verstaue meine zwei Taschen oben im Gepäckraum, lass mich in den Sessel plumpsen. Geschafft. Ich bin ganz gut vorbereitet. Hab gestern noch extra Kopien hergestellt für Unterrichtseinheiten, die ich benutzen will, weil die Studenten jetzt noch keine Bücher haben. Mein Betreuer Lu sagte, ich solle selber bestimmen, welche Bücher ich haben will und das den Studenten mitteilen. Ich habe schon drei Jahre Erfahrung als Deutschlehrer hinter mir an einer anderen Uni in Shanghai, die vom Rang her weit unter dieser steht, an der ich jetzt arbeiten werde. Vielleicht auch deshalb bin ich jetzt aufgeregt. Hab etwas Angst, bin gespannt, vor allem auf die Mädchen, welche Schönen werden auf mich warten?

Ein dicker Student quetscht sich neben mich in den Sessel. Seine Mine gibt zu erkennen, dass er nicht an einem Gespräch interessiert ist, er schaut auf sein Handy, liest chinesische Texte.

Der Bus fährt los.


Ich döse vor mich hin, bin immerhin ziemlich früh schlafen gegangen gestern, kurz vor zwölf. Wir kommen über eine Hochbrücke, die ihre verschlungenen Bögen zieht durch andre Hochstraßen-Trassen, in einem Hinterhof sehe ich plötzlich Flugzeuge herumstehen, dutzende von Flugzeugen nebeneinander, wie Autos auf einem Parkplatz. Keine Jumbos, eher kleine Flieger, dazwischen aber auch ein ziemlich großes langes Passagierflugzeug. Dann eine Art Kirmes oder Vergnügungspark, ein Riesenrad, Hochhäuser, Wohnviertel…. Stau, wir kommen nur noch ruckartig langsam voran. Der Bus zuckelt und würgt, ist sehr laut, der Motor krächzt und bullert. Endlich kommen wir wieder in Fluss, fahren auf einer Art Autobahn dahin und dann der erhebende Anblick des Huangpu Flusses unter uns, ein breiter Strom, breiter als der Rhein bei Köln. Aber der Huangpu ist ein seltsamer Fluss, ein vermutlich künstlich angelegter Seitenarm des Yangtse, der nördlich von Shanghai ins Meer mündet. Lastkähne in großer Zahl, Industrieanlagen an den Ufern zu beiden Seiten, Kohlenhalden…In der Ferne eine andere Brücke, aufgehängt an einem einzigen riesigen Turm. Dann rollt der Bus in die Ebene dem Meer zu. Fabriken, Wohnblöcke, Kanäle, Straßen, Brachland, kleine Wäldchen, Felder, dann , nach fast einer Stunde, biegen wir rechts ab und rollen auf ein Tor zu, schwarzes übermannshohes Gestänge, das von Uniformierten geöffnet wird. Über dem Eisen schwere Betonbalken auf massiven Säulen. Die East China University hat wie viele Unis zwei Campusse, einen alten und einen neuen. Der alte Campus ist in der Nähe des Südbahnhofs, nicht weit vom Stadtzentrum, der andere weit draußen am Meer in der Nähe des ehemaligen Fischerdorfs Fengxian. Dieser Campus scheint ein ausgedehntes Gelände zu sein, mit offensichtlich mehreren Haltestellen, wo steige ich aus? Hilfesuchend blicke ich mich um, wen soll ich fragen?

Ein älterer Herr mir rundlichem Gesicht, der eine Baskenmütze trägt und in der Reihe hinter mir sitzt, fängt meinen Blick auf, lächelt freundlich: „Are you English Teacher?“

„No, German Teacher“

„You must get out at the next stop“

Er sei Englischlehrer, er könne mich begleiten und mir den Weg zeigen. Die Deutschabteilung sei zusammen mit dem Englisch- und Japanisch-Department im selben Gebäude untergebracht. Draußen regnet es und ein hohes massives qaudratisches Gebäude blaugrau verglast steht rechts von der Haltestelle. Ich ducke mich unter meinen Schirm. Das sei die Bibliothek, wir gehen links, ein modernes frischgebautes Gebäude in weiß und rot empfängt uns. Wir sind in einem Tross von mehreren Lehrern, die Frauen schwätzen laut. Fahrstuhl…wir stehen eng zusammen, neugierige Blicke der Frauen, er unterrichte Literatur, zur Zeit sei das Thema der Nihilismus, alles sei nichts, alles sei ein Spiel….ich muss lachen. Er heisst Wang Qin Jin, wenn ich eine Frage habe oder ein Problem, er sei für mich da. Ich solle zu seinem Zimmer kommen, das sei da vorne. Ich verabschiede mich.

Raum 526, mein Büro, außen das Schild, „Foreign Teachers“, vier Tische aus dunkelrotem Holz, vier Sessel, zwei Computer. Außer mir niemand im Raum. Keine Gegenstände von niemand auf den Tischen, ist hier jemand außer mir? Ich wähle einen Tisch, lasse mich in den Sessel fallen, fühlt sich gut an, bequem und weich.

Viertel vor acht, ich muss los. Am ersten Tag sollen wir mindestens zehn Minuten vor Beginn in unserem Klassenzimmer sein, sagte Li. Das werde kontrolliert und es gebe Ärger, wenn wir nicht rechtzeitig da seien. In meiner früheren Uni gingen Kontrolleure mit roten Armbinden durch die Gebäude jeden Tag. Zuerst ein Gang zur Toilette. Wie sehe ich aus? Alles in Ordnung? Ich werfe mir Wasser ins Gesicht, kühle meinen leicht erhitzten Kopf. Cool bleiben, Baby, wird schon werden… Wo ist denn jetzt Raum 410? Das Haus ist hufeisenförmig gebaut und hat zwei Flügel, in welchem ist jetzt Raum 410?

………Das war der falsche Flügel. Weiter suchen….Studenten gehen aufgeregt durch die Gänge, kleine Gruppen plappernd unterwegs, durch offene Türen kann ich gefüllte Bankreihen sehen, auch die Studenten kommen früh. In China ist es an Hochschulen ein schlimmes Vergehen, zu spät zu kommen, Studenten entschuldigen sich eigens dafür beim Dozenten. An-und Abwesenheit wird von Dozenten kontrolliert. Die Unis sind von der Organisation und der Art und Weise der Wissensvermittlung her und noch viel stärker autoritäre Schulen als die Unis im Westen. 410…

Ich trete ein, wie sehe ich aus? Sind sie geschockt oder enttäusch, dass ich so alt bin, sehe ich sympathisch aus? Ich lächle, während ich an den Studenten in der ersten Sitzreihe vorbeigehe, überwiegend Frauen im Raum, ich steure meinen Lehrerpult an. Der ist eher so eine Art Technikzentrum, ein grauer Blechkasten, in dem Computer, Beamer-und Leinwandkontrolle untergebracht sind. Statt einer guten alten Tafel gibt es weisse Plastiktafeln, man schreibt mit schwarzen Stiften darauf. Die Tische sind nicht beweglich, schade. Ich hatte gehofft, ich könnte die Tische oder die Stühle in einem Oval aufstellen, Sprechklassen funktionieren besser im Kreis. Aber alle Tische sind unten in den Boden geschraubt. Wieso?

„Ist das hier überall so?“ frag ich einen Studenten, der ganz vorne sitzt. „Ja, das ist überall so“ „Wieso?“ „Ich weiß nicht“ Er lächelt, hat eine Brille auf, breite Wangenknochen, ein bisschen dick, ein Mund wie ein Frosch, leicht vorstehende Augen. Es gibt zehn Elite-Universitäten in China. Danach kommen dreißig Schlüssel-Unis, im zweiten Rang sozusagen, dazu gehört diese Uni hier. Danach kommen zweihundert besonders geförderte Unis, dann der Rest, um die zweitausend Hochschulen gibt es in China.

Ich lege mir alles zurecht, was ich brauche für den Unterricht, Buch, Heft mit Stundenplanung, kleiner Stift für das Heft, großer für die Tafel, Handy wegen der Uhrzeit, eine Flasche Wasser, weil ich viel zu sprechen habe und dann unbedingt ab und zu einen Schluck Wasser brauche, prüfe die Tafel, wische sauber. Das ist meine Bühne, mein Auftritt beginnt. Während ich in meine Aufzeichnungen schaue, mustere ich ab und zu kurz die Klasse. Besonders die Mädchen sind aufgeregt, besonders aufgetakelt, haben schicke Sachen an, vielleicht bin ich der erste Deutsche, den sie jemals mit eigenen Augen gesehen haben, der erste deutsche Deutschlehrer in ihrem Studium...Ich kenne das schon von der anderen Uni her, am Anfang ist es wie bei Verliebten, man will sich gefallen, zeigt sich von seiner besten Seite, hört gut zu, lacht laut, strengt sich an beim Lernen, im Laufe der Zeit aber erlahmt das Interesse, der erste verklärte Blick weicht einem nüchternen, man kennt sich, man schlafft ab, am Ende findet man sein Handy wieder interessanter als alles was der Lehrer zu sagen hat. Und da sind sie auch schon die Schönen, diese eine mit dieser hohen schlanken Gestalt und dem süßen Lächeln, ihre blanken Zähne blitzen diamanten wie ihre Augen, was für ein edles Gesicht, ihre Bewegungen elegant und gleichzeitig ganz natürlich, unaffektiert, mädchenhaft unschuldig. Eine Prinzessin zum Verlieben. Und diese andere da vorne mit den roten teuren Schuhen, die sie unter dem Tisch hervorstreckt mir entgegen, oder sind die vielleicht gar nicht so teuer, jedenfalls ziemlich hohe Absätze, ein Material wie weiches samtenes Leder, ab und zu wirft sie mir einen Blick zu, der unter ihren großen sanft geschwungenen Lidern hervordringt wie eine Verheißung...auf was? Naja, weit weg, vergiss es, ich bin sechzig, verheiratet, Lehrer... vergiss es..... aber trotzdem, die Glocken der Jugend schwingen noch nach in meinem alten Gebälk. Es dröhnt..... ein bisschen und dann das Glockenzeichen, das an die Glocken des Big Ben in London erinnert, und los gehts. Ich stoße mich ab von der festen Insel meines Lehrerpults, gehe zur Tür, schließe sie und auf dem Rückweg bleibe ich in der Mitte stehen, sage laut und hoffe, dass ich dabei lächle:

„Guten Morgen!“

Vielstimming, laut und freudig tönt es zurück: „Guten Morgen!“

Ich stelle mich vor, sage ein paar Worte zu meinem bisherigen Leben und erfahre dann, dass sie alle noch keine deutschen Namen haben. Das hole ich sofort nach, indem ich aus dem Blauen heraus an alle deutsche Namen verteile. Jedenfalls an die, die jetzt selbst keinen deutschen Namen für sich finden, das sind die meisten. Ich sage ihnen, dass sie mir nächste Woche sagen sollen, ob sie einen neuen Namen wünschen. Rundum großes Gelächter. Die schöne Schlanke mit dem edlen Gesicht will Lili heißen und die Frau mit den roten Schuhen taufe ich Lena.

Erschöpft sinke ich nach vier Stunden Unterricht zur Mittagspause in meinen weichen Sessel und vertiefe mich dösig in die neuesten Nachrichten aus der deutschen Online- Presse. Sauereien in Syrien, die Amerikaner wieder.... Es ist gut gelaufen. Die Studenten sind erstaunlich eifrig, motiviert, voll aufmerksam dabei, alle, bis auf wenige Ausnahmen. Ein ganz anderes Bild als an meiner früheren Uni, wo ich ständig das Problem hatte, dass die meisten am Unterricht überhaupt nicht interessiert waren, schwätzten, schliefen, an ihren Handys spielten. Okay, das ist der erste Tag, das kann sich noch ändern, aber insgesamt hab ich jetzt schon den Eindruck, dass ich hier eine andere Art von Studenten vor mir habe. Ehrgeizige, Arbeitsorientierte, optimistische, fröhliche, die an sich glauben, die den Glanz der hoffnungsfrohen Jugend in den Augen haben, weil sie glauben, die Welt liegt offen, voller Möglichkeiten vor ihnen.

Oh mein Gott, sie werden bald erfahren, dass sie mit Deutsch nicht viel anfangen können, es sei denn sie sind wirklich spitze, schaffen es zum Dolmetscher, Übersetzer oder Kulturjournalisten, Auslandskorrespondenten oder Professor. Vielleicht, vielleicht schaffen sie es ja…. In meiner früheren Uni hatten sie nicht solche Ambitionen, sie waren nach ihrem Bachelor froh, wenn sie irgendwo unterkamen, egal wo… Die meisten hatten dann Jobs, die mit ihrem Studium gar nichts zu tun hatten, als Verkäufer, Makler, Assistenten für irgendwas. Alle hatten sie die Hoffnung, in einer deutschen Firma zu arbeiten, aber sie wussten nicht, dass dort Chinesisch gesprochen wird, weil nur die wenigen Führungskräfte deutsch sind, meistens kommt auf 100 Chinesen ein Deutscher und wenn eine Fremdsprache gebraucht wird, etwa für den Export oder in der Kommunikation mit den Chefs, dann wird Englisch gesprochen oder geschrieben. Also waren und sind in deutschen Firmen Fachkenntnisse gefragt, eine solide Ausbildung im technischen oder kaufmännischen Bereich und ja, die Chefs freuen sich natürlich, wenn ein Bewerber auch deutsch sprechen kann, aber notwendig ist es nicht.

Auf Platz zwei liegt Deutsch als Fremdsprache, direkt hinter Englisch und gleichauf mit Japanisch. Französisch, Spanisch, Russich weit abgeschlagen dahinter. Das hat seinen Grund darin, dass die deutsche Industrie massiv in China vertreten ist, sogar Mittelsständler haben ihren Fabriken hier. 12 000 Deutsche leben in Shanghai. Deutschland hat einen guten Ruf in China, die deuschen Autos werden hoch geschätzt und sind überall zahlreich auf den Strassen zu sehen.

Später schlendere ich auf dem Weg zur Mensa über das Unigelände, ungefähr 20 000 Studenten sind hier untergebracht in 12-stöckigen weißen Wohnblocks, die sich genau gleichen. Vier bis sechs Studenten zusammen auf kleinem Raum, keine Heizung, kein Fahrstuhl, Duschen auf jedem zweiten Stock. Aber das mit der fehlenden Heizung wird nicht als Problem empfunden, alle Wohnungen in Shanghai haben keine Heizung, wie wir sie kennen, an der Wand hängt eine Luftmaschine, die im Sommer kühlt und im Winter manchmal wenn es sehr kalt wird, warme Luft hinausbläst, die meisten Leute in Shanghai heizen grundsätzlich und traditionell nicht. Die Wohnblocks der Studenten sind von einer Mauer und hohem Geländer umgeben, um zu ihnen zu gelangen, muss man durch ein Tor, das bewacht ist. Wie auch die ganze Anlage von einer hohen Mauer und Wassergräben umgeben und nur durch drei große bewachte Tore zugänglich ist.

Der ganze Campus ist ästhetisch reizvoll und großzügig gestaltet, viel Platz zwischen den Gebäuden, auch zwischen den Blocks für die Studenten, Grünanlagen, Bäume entlang der breiten Straßen, alle Lehrgebäude bis auf wenige Ausnahmen im selben Stil gehalten, also von einem Architektenteam gestaltet, eine bestimmte Idee, die immer neu variiert wird. Karmin-Rot und weiß sind die Farben, große Fenster, Außentreppen, dicke rote Säulen, glitzernde Messing-Geländer, über Straßen und Innenhöfe gespannte Fußgängerbrücken, die Gebäude verbinden. Ein ziemlich großer See, der sich um die Bibliothek herum schmiegt, ein Kanal als Mittelpunkt und Querachse, an dem entlang viel Volk sich bewegt, eine Geschäftszeile, die auf die Mensa zuführt, links und rechts kleine Geschäfte, zwei Supermärkte, ein Obst-und Gemüseladen, Computer und Handys, zwei Geschäfte für Backwaren und alles was Studenten und Studentinnen gerne naschen, ein Copyshop, T- shirts, Regenschirme, Basketballkappen und Toilettenpaper, man findet fast alles… Was fehlt, sind Bänke…nirgendwo Bänke zu sehen, am Kanal und dem See entlang warnen Schilder vor den Gefahren des Wassers. Da das Wasser wie überall in Shanghai verschmutzt ist, denkt ohnehin kein Student im Sommer an Baden.

In der Mensa bieten dutzende verschiedene kleine und große Firmen auf drei Stockwerken ihr Essen an, die Vielfalt ist deshalb bedeutend grösser als in deutschen Mensen, die nur vier oder fünf verschiedene Speißen zu bieten haben.

Es gibt auch Sportanlagen, ein riesiger Basketballplatz, auf dem um die Mittagszeit Hunderte von Jungs schreiend herumrennen, Tennisplätze, ein Stadion mit Laufbahnen, Räume für Krafttraining, Hallen für Unifeste und Versammlungen, Computerräume im Studentencenter, einem wuchtig großen Gebäude, die Bibliothek steht als riesiger massiver Quader am See, die Trutzburg des Wissens. 8 Stockwerke hoch, der Eingang eine hohe Halle, die dem Eingang zugewandte Wand geschmückt mit zwanzig Meter hohen Bildern von alten Männern mit langen weißen Bärten in bis zum Boden reichenden Gewändern und einer Frau. Es sind berühmte Gestalten aus den Anfängen der Chemie in China, man könnte sie Alchemisten nennen. Diese Universität hat einen hervorragenden Ruf im Fach Chemie.

Der ganze Campus ist zwei bis drei Quadratkilometer groß. Man sieht hier deutlich den Willen der chinesischen Regierung, in Ausbildung zu investieren als Teil des großen Aufstiegsplans, den Westen zu überholen.


Die Nacht verbringe ich in einem kleinen Zimmer in einer Art Hotel für Lehrer und Gäste der Uni. An zwei Tagen habe ich 16 Stunden Unterricht hier draußen in Fengxian, das ist ein hartes Programm, müde und erschöpft komme ich danach nach Hause. Die restlichen vier Stunden unterrichte ich auf dem alten Campus in der Nähe unserer Wohnung. Dort steht eine riesengroße Statue von Mao zentral in der Mitte des Campus, wegweisend die Hand erhoben auf einem Podest einem weiten leeren Rasenplatz zugewandt. In allen staatlichen Universitäten Chinas stehen diese riesigen Mao Statuen in der Mitte des Campuses herum. Aber auf dem neuen Campus ist kein Mao zu finden und das scheint auf allen in den letzten Jahren neugebauten Universitäts-Arealen Chinas der Fall zu sein.

Nicht weit weg, ganz in der Nähe muss hier irgendwo das Meer sein, im Sommer, wenn es wärmer ist, werde ich es erkunden, ich werde mir vielleicht ein Fahrrad besorgen und dann rausfahren ans Meer...

Da!

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