Читать книгу Da! - Ulrich Wessinger - Страница 8

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Presslufthammer

Den Kopf hin- und her drehen

Kann das Kind am Anfang schwer,

ist aber schon in den ersten Tagen möglich.

Den Kopf heben, während der Körper auf dem Bauch liegt,

geht allmählich in den ersten Wochen.

Sich zur Seite drehen fängt nach einem Monat an.

Die Beine anwinkeln und hochheben aus liegender Lage

geht nach drei Monaten

Auf dem Rücken liegend mit den Beinen strampeln

gelingt Im fünften und sechsten Monat

Sich vollständig zur Seite drehen aus der Rückenlage auf den Bauch gelingt nach einem halben Jahr

Der nasse kalte Winter weicht allmählich dem milderen Frühling und jeden Tag mehr machen wir uns Mut: Wir schaffen das, es wird schon besser, das ist nur der Anfang, mit jedem Tag wird es leichter und es wird auch mit jedem Tag leichter... weil wir immer besser wissen, wie man mit Anna umgehen muss, weil wir immer leichter erahnen, was sie braucht, wenn sie nörgelt, quengelt oder gar schreit, was nicht ausschließt, dass wir ab und zu Krach haben wegen Anna, Krach darüber, wie man sie richtig behandelt…Und so sitzen wir an einem friedlichen sonnigen Frühlingsmorgen auf dem Sofa.....


Anna auf meinem Schoss, die wie immer versucht, an mir hochzuklettern, was ihr noch nicht so richtig gelingt, oder Erkundungen auf dem Sofa zu unternehmen, was ihr auch nur mit meiner Hilfe gelingt, es ist acht Uhr morgens, die Nacht war nicht allzu schwierig, wir sind entspannt, Sophie geht in die Küche, um ein Nudel-Frühstück herzustellen, ihr Lieblingsfrühstück, es ist ruhig, wir sind hier ziemlich weit entfernt von der nächsten größeren Straße und hier im ummauerten Wohnbezirk fahren mit Autos nur die Anwohner herum und es gibt nicht all zu viel Autos,

eine sanfte Sonne scheint in den Raum, plötzlich:

DDRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR DDRRRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRRRRRR

Was war das?

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

DRRRR DRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

kleine Pause und:

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRR DRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

Was ist das?

Jemand über uns bohrt wahnsinnig laut

Was soll das?

Anna fängt an zu jammern, klammert sich schutzsuchend an mich, blickt mit aufgerissenen Augen nach oben wie ich.

Plötzlich:

BUMMMMM BUMMMMMMMMMMM BUMMMMMMMMMMMM BUMMMMMMMM

Das muss ein Vorschlaghammer sein, er schlägt dumpf und hart zu, die Wände zittern

Sophie kommt aus der Küche.

„Was ist das denn? Was machen die, reißen die Wände raus oder was?“

Sophie, die Einheimische

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

weiß das ja vielleicht.

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRR DRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

Ich kann kaum meine eigene Stimme hören

BUMMMMM BUMMMMMMMMMMM BUMMMMMMMMMMMM BUMMMMMMMM

„Die renovieren wahrscheinlich die Wohnung“ schreit mir Sophie zu.

„Die renovieren? Wahnsinn!“

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR BUMMMMM DRRRRRRRRR DRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

BUMMMMMMMMMMM RRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

„Schau doch mal.........DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

Schau doch mal, wo das DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR wo das ist und red ….“

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR BUMMMMM BUMMMMM

„Was?“

„Red mit denen, was los ist!“

Wir beschließen, uns gemeinsam auf den Weg zu machen, Anna auf meinem Arm, vielleicht stimmt sie das irgendwie gnädig, wenn sie ein kleines Kind sehen....

Zu unserer Verwunderung stellen wir fest, dass der Krach gar nicht aus unserem Haus kommt, sondern aus dem Nachbarhaus, darauf wäre ich nie gekommen, es klang als sei das direkt über uns. Im Nachbarhaus stoßen wir im vierten Stock auf eine offene Wohnungstür, vor der schon allerhand Staub und Dreck liegt, der sich über das ganze Treppenhaus ausgebreitet hat, drinnen wird gehämmert und gebohrt. Ein paar andere Nachbarn haben sich ebenfalls schon eingefunden. Sophie übernimmt die Verhandlungen, redet in heftig aufgebrachtem Ton mit einem älteren Mann in blauer Arbeitskluft, der sich als Vorarbeiter zu erkennen gibt. Ich sehe mich um, die Wohnung ist vollständig leer geräumt, einige Wände haben schon ihren Verputz verloren, offensichtlich werden Wände herausgerissen, sie werden herausgebohrt mit Pressluftmaschinen und herausgeschlagen mit massiven schweren Hämmern. Eine dicke weisse Kalkschicht liegt auf dem gesamten Wohnungsboden.

Sophie erfährt, dass wir zwei Wochen lang ungefähr den Lärm werden ertragen müssen, später wird es leiser werden, aber immer noch etwas lärmig, in vier bis sechs Woche soll alles vorbei sein. Sie werden sich an die Arbeitszeiten von 8 bis 18 Uhr halten, Samstags und Sonntags allerdings auch tätig sein. Wir ziehen wieder ab, „ Dagegen können wir gar nichts machen“, sagt Sophie, „Die Wohnung zu renovieren ist ihr gutes Recht.“ Wenn Chinesen eine neue Wohnung kaufen und dann dort einziehen wollen, wird meistens alles umgebaut und dementsprechend gehämmert und gebohrt. Besonders bei Altbauwohnungen ist das der Fall. Wir sind in einem ziemlich alten Haus, um die fünfzig Jahre alt ungefähr. Die Leute entfernen ein Zimmer ganz, indem sie es für das Wohnzimmer öffnen, das schön groß und repräsentabel sein soll, oder sie verkleinern zum selben Zweck die Schlaf- und Gästezimmer. Wohnungen kaufen und verkaufen liegt den Chinesen im Blut, fast jeder Chinese hat eine eigene Wohnung. Wer es sich leisten kann investiert in Wohnungen als Wertanlage oder Spekulationsobjekt, die Preise sind in den letzten Jahren in den großen Städten nach oben geschossen, es ist also viel Bewegung im Immobilienmarkt und ständig wird irgendwo renoviert und umgebaut. Merkwürdigerweise blieben wir bisher in unserem Haus verschont von diesem Umbaulärm, wir sind schon über ein Jahr hier.


Ein Bekannter erzählte, dass er eine wahre Leidenszeit in seiner Wohnung hatte, weil ein Stock unter ihnen ein Ladengeschäft in ein Restaurant umgebaut wurde und monatelang die Männer auch spät abends, früh morgens und am Wochenende hämmerten, sägten und lärmten, dass es in der Wohnung nicht mehr auszuhalten war und er sogar für einige Zeit in ein Hotel auszog. Illegal sei das Hantieren mit lauten elektrischen Baumaschinen wie Bohrern am Sonntag, aber selbst das sei nicht durchzusetzen, er war Kungfu - Kämpfer und drohte ein paar mal mit Gewalt, aber das nützte nichts, sie hätten dann kurz aufgehört, um kurz danach wieder damit anzufangen. Die Polizei kümmere sich nicht um solche Lappalien, wie sie es nennt. Oder man müsse fünf Mal anrufen, dann käme sie endlich. Aber dann erlebe man das gleiche Spiel, kaum ist die Polizei weg, geht der Lärm weiter. Obwohl sich normalerweise die Baufirmen in teueren Wohnvierteln, in denen viele Ausländer wohnen, zumindest an die Sonntagsregel halten.

Okay, das ist also ihr gutes Recht, zu renovieren aber was machen wir jetzt? Was machen wir mit unserem Kind?

Wohin gehen wir?

DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRAT

„Zu den Eltern“ sagt Sofie.

„Oh nein!“ sag ich „Nicht in diese kleine Wohnung!“

Wir sitzen in unserem Wohnzimmer, aber verstehen uns kaum, weil der Lärm so laut ist, müssen schreien, auch Anna fängt an zu schreien, die Wände in diesem alten Haus sind wahrscheinlich ziemlich dünn.

„Wir könnten in den Park gehen!“

DRRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRRRR DRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR

„Was?“

„In den Park!“

„Den ganzen Tag in den Park?“

Sophie verzieht ihr Gesicht, rennt aufgeschreckt herum, packt schnell alles zusammen, was sie für Anna braucht außerhalb des Hauses, für sie ist die Sache klar, wir gehen zu Mama. Ihre Eltern wohnen nicht weit entfernt von uns. Sie ruft an. Sie ist den Tränen nahe, ihre Stimme hysterisch überdreht. Ja natürlich, wir können kommen, jahrelang hat sie noch als erwachsene Frau bei ihren Eltern in deren kleiner Zwei Zimmer-Wohnung gelebt. Nachts schlief sie auf dem Sofa im kleinen Wohnzimmer, bis zu ihrer Heirat lebte sie so, sie hätte sich durchaus eine eigene kleine Wohnung leisten können mit dem Gehalt einer Bibliothekarin oder doch zumindest ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft... Die ist keine Erfindung deutscher Studenten der 68er Jahre, die gibt es in China schon lange als Einrichtung für arme Leute. Aber das lag ihr und ihren Eltern fern, das war ihnen einfach zu teuer. Besser das Geld sparen. Bis zu ihrem 38ten Lebensjahr, bis zu unserer Hochzeit, lebte sie so bei ihren Eltern.

„Oh mein Gott, den ganzen Tag bei deiner Mutter in der kleinen Wohnung vor dem Fernseher hocken!“ Ich maule herum, aber ich weiß auch nichts Besseres. Wir kennen noch niemanden in unserem Wohnbezirk zu dem wir jetzt gehen könnten, auch sonst niemanden in der ganzen Stadt, der uns jetzt gerne seine Wohnung als Aufenthalt anbieten würde oder mit dem wir gerne Tagelang zusammen sein würden. Jedenfalls kennen wir diese Leute, die jetzt vielleicht in Frage kämen nicht gut genug für so etwas. Da bleibt nur die eigene Familie....

Sophie hat eine Idee:„Wir könnten auch zu Shu Shu gehen“ Ihr Onkel, der Vater ihres Bruders, bei dem seit ein paar Jahren die Frühlingsfeste der ganzen Verwandtschaft gefeiert werden. Der wohnt nur wenige Häuser von Sophies Eltern entfernt im selben Wohnbezirk. Tagsüber ist er bei der Arbeit, kommt erst abends um sechs nach Hause.

Oder wir könnten doch beides machen....“Du bleibst bei Mama mit Anna und ich gehe allein zu Shu shu, dann kann ich mich ungestört auf den Unterricht morgen vorbereiten und Chinesisch lernen“

Wir überlegen hin und her, rennen im Lärm durch die Wohnung, um uns anzuziehen, für Anna alles zusammen zu packen für alle Fälle, auch den, dass sie Kacka hat. Wir brauchen genug Milchpulver, warme Sachen, Unterwäsche zum Umziehen, falls alles nass wird, was manchmal vorkommt, etwas Spielzeug.... „Hast du den Schlüssel, Geld, Handy?“ ruft Sophie, während sie ein Taxi bestellt. „Ja natürlich!“ Anna schreit und weint... BUMMMM BUMMMMM BUMMMMMMMM

Der Vorschlaghammer…..

Im Taxi drücke ich Anna an mich, halte sie gut fest aus Angst, der Fahrer tritt plötzlich scharf auf die Bremse, die meisten Taxifahrer sind ziemlich aggressiv und ruppig unterwegs, drängeln sich vor und durch, geben Gas, bremsen hart. VW Passat, wie fast alle Taxis in China. Ungefragt fängt der kleine Monitor, der in der Rücklehne des rechten Vordersitzes eingebaut ist, sein lautes Gedudel und Abspielen von Werbespots an, Sophie bringt ihm mit energischem Bearbeiten seiner Oberfläche zumindest zum Schweigen, ganz abstellen kann man ihn nicht. Alle Taxis in Shanghai fahren so eine Belästigung mit sich herum. Die Fahrer sitzen hinter einer Plexiglaskabine, die sie fast gänzlich abschirmt, nur oben und an der Seite ist noch etwas Platz, um die Bezahlung abzuwickeln. Anna reckt ihren Kopf, um aus dem Fenster zu schauen, sie ist ganz fasziniert von den vorbeihuschenden Bildern. Vorbei am Botanischen Garten, über eine belebte Kreuzung, das Krankenhaus auf der linken Seite und unter der Hochstraße hindurch, die ich schon öfters fotografiert habe, weil ich sie so beeindruckend finde, die riesige Masse an Beton, die eine breite Autobahn trägt, von zierlich aussehenden Stelzen in die Höhe gewuchtet.... Die ganze Stadt wird von diesen Stelzenbahnen durchkreuzt, weil auf der Erde kein Platz mehr ist, geht man in den zweiten Stock....und an manchen Stellen gibt es diese Verkehrsknotenpunkte, an denen schwingen sich diese Bahnen durcheinander in Bögen und Kreisen auf mehreren Stockwerken durch die Luft, Zu-und Abfahrten, Querverbindungen...

Und dann fahren wir in ein etwas verlassenes Viertel, das abseits liegt zwischen der Hochtrasse und dem schmutzigen Fluss unten, der gesäumt ist von Kohle- und Schutthalden, Ladekranen, Betonfabriken und verrosteten Werkhallen, die man aber nicht sieht wenn man in die Straße einfährt an der Sophies Eltern wohnen, fast idyllisch sieht es hier aus, Bäume, kleine Geschäfte, Kartenspielende Männer an Straßenecken.... Der Wohnbezirk von Sofies Eltern ist um die dreissig Jahre alt. Als ich Sophie zum ersten Mal hier besuchte, weil ich einen kleinen Film drehte über ihren Hund, der wenig später starb, sagte sie mir, weil ich noch nicht der Mann sei, für den sie sich endgültig entschieden habe als ihren zukünftigen Ehemann, könne sie mich nicht mitnehmen in ihre Wohnung, d.h. die Wohnung ihrer Eltern. In Wirklichkeit aber schämte sie sich wahrscheinlich davor, mir diese Wohnung zu zeigen, genau wie sich ihr Vater schämte, sie mir zu zeigen. Als ich zum ersten mal eingeladen wurde zum Frühlingsfest der Familie, ein paar Monate vor unserer Hochzeit, traf ich Sophie in einem Restaurant ein paar Stunden vor dem großen Ereignis und Sophie war verlegen und etwas bedrückt, als sie mir gestand, dass dieses Jahr das Fest nicht wie all die Jahre zuvor bei ihr zu Hause sondern bei Onkel Shu shu stattfinden sollte, weil ihr Vater beschlossen hatte, ihre Wohnung vollständig zu renovieren, das würde zwei drei Monate lang dauern und sie würde es bezahlen. Sophie hatte einen riesigen Krach mit ihren Eltern deswegen, weil sie wollte ihr mühsam zusammengespartes Geld nicht dafür ausgeben, die Wohnung im fünften Stock zu renovieren, die sowieso bald aufgegeben werden sollte, wenn nämlich ihre Eltern nicht mehr die vielen Treppen steigen könnten. Außerdem gedachte sie, die Eltern dann finanziell zu unterstützen, wenn sie es wirklich brauchten, im hohen Alter, wenn sie Pflege oder eine Operation brauchten. Wie es alte Sitte in China ist, fühlt sie die Verpflichtung, ihre Eltern im Alter zu versorgen. Ganz abgesehen davon, dass ihr das auch ihr christlich geprägtes Gewissen gebietet.

Aber ihr Vater bestand darauf, das meiste Geld jetzt sofort für die Wohnung auszugeben, so wichtig war es ihm, dem künftigen Schwiegersohn einen schönen Schein zu präsentieren. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, dass Sophie das Familiengeheimnis an mich ausplaudern würde. Er erzählte mir beim Fest, dass es eben so üblich sei, dass die Familie sich bei Onkel Shu shu treffe zum Frühlingsfest, alte Tradition, das sei schon immer so gewesen.... Und das alles nur, weil er und seine Frau denken, ich als Mann aus Deutschland muss steinreich sein. Da haben sie sich geirrt. Sophie kennt die Wahrheit, hat aber ihren Eltern, um sie nicht zu schocken, keinen reinen Wein eingeschenkt. Sie sind reicher als ich. Sie haben eine eigene Wohnung, ich nicht. Ich habe Schulden.

Sofie klopft laut an die neue, glänzende, dunkelbraune Tür „Mama!“

Die Tür geht auf, die dicke Mama streckt ihre Arme aus, um als erstes Anna wie ein zugestelltes Paket in die Arme zu nehmen, spitzt ihre Lippen zu einem Kuss und drückt das kleine Mädchen an sich, ihre Augen werden weich und zärtlich und schon plappert sie kindlich liebkosendes Zeug „ Anna, Annalein....kleine Maus, Mausi, komm rein, wie geht es Dir.?“ und schleppt sie wie einen kostbaren Schatz nach hinten ins Wohnzimmer.

Papa steht wie meistens wenn wir ihn besuchen schon am Herd, eine grüne Schürze um und etwas brutzelt in der Pfanne. Die Eingangs-Tür führt direkt in die Küche, in der auch um einen rechteckigen Tisch, der zu einem großen runden ausgeklappt werden kann, gegessen wird.

In der Wohnung ist alles neu, schick und modern. Die Küchen-Uhr an der Wand ist in Form eines grinsenden Mickymauskopf gestaltet. Die Einbauküche ist in dezentem Braunton gehalten, der ehemalige Balkon wurde in die Wohnung integriert, so dass sie etwas grösser aussieht, aber zwischen dem großen fetten Ledersofa und dem niedrigen Tisch davor ist nicht mehr viel Platz bis zum Flachbildfernseher an der gegenüberliegenden Wand. Das Sofa hat ein Vermögen gekostet und wurde im Fernsehen bei einer Verkaufsshow bestellt. Dann gibt es noch ein Schlafzimmer mit einem Ehebett, das fast den ganzen Raum einnimmt. Dort wird eine ganze Wand von einem Einbauschrank verkleidet. Dessen Türen gleiten auf Schienen.

Im Bad ist eine Toilette nach westlichem Standard eingebaut, die sich auch so nennt „American Standard“ heißt die chinesische Firma, deren Schriftzug auf dem Klo-Deckel prangt.

Papa hat speziell für mich ein paar Kostbarkeiten gekocht, nämlich Kartoffeln, Möhren und klein gehacktes Hühnchenfleisch gemischt mit einer grünlichen Currysauce, mein Lieblingsessen, einen Teller Schrimps, große Scheiben Schweinebraten, dunkelbraun in fast schwarzer Soyasauce schwimmend. Zu allem gibt es natürlich Reis und auch eine wunderbar aromatisch schmeckende Fischsuppe. Beim Essen lobe ich Papa für seine Künste und sein Gesicht hellt sich auf, wird strahlend, wenn er meine Komplimente hört.

Später verabschiede ich mich und gehe mit Sophie ein paar Häuser weiter in Onkel Shushus Wohnung, der um die Mittagszeit noch arbeitet. Dort lässt mich Sophie dann mit einem Chinesich Lehrbuch und zu korrigierenden Hausaufgabenheften von Studenten alleine, während sie in die elterliche Wohnung zurückkehrt.

Eine friedliche Atmosphäre umgibt mich, es ist ein sonniger Tag. Von der Straße unten klingt schwach der Lärm herauf, der an Freibadgetöse im Hochsommer erinnert, das man aus der Ferne wahrnimmt. Vor dem Fenster, das dem Innern des Wohnbezirks zu gewandt ist, hängt frisch gewaschene Wäsche. Weil die Chinesen ihre Wäsche im Freien trocknen, sind sonnige Tage Waschtage. Wie Spiesse ragen überall die langen Bambusstangen vor den Fenstern in die Luft. Daran geheftet schaukeln jetzt überall bunt leuchtende Höschen und Büstenhalter, Hemden, Hosen und Betttücher im leichten Frühsommerwind.


Da!

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