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Austern

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Als Statussymbol unter den Nahrungsmitteln gehören sie im Roman zum weiten Feld der gesellschaftlichen Eitelkeit und des ►Snobismus. Auf den Erzähler üben sie eine ästhetische Faszination aus, die nicht frei von Ekel ist: Einerseits bewundert er ihre kontrastreiche Form, die Rauheit mit Glätte vereint und den Charakter des Meeres en miniature wiedergibt – er nennt sie »kleine steinerne Weihwasserbecken« –, andererseits aber mag er sie nicht essen und empfindet den gleichen Abscheu vor ihnen wie vor den ►Quallen am Strand von Balbec, die ihm bei all ihrer Schönheit dennoch sein Badevergnügen verleiden. Albertine hingegen liebt Austern über alles. Wie alle Schnecken, Muscheln und Fische gehören sie damit im Roman zu jener Gruppe dubiosen Getiers, das immer wieder in Zusammenhang mit dem zwiespältigen Verhältnis des Erzählers zum ►Sex gebracht werden kann: Mit Albertine geht es ihm wie mit den Austern; von ihrer Schönheit immer aufs Neue fasziniert, bleibt ihm der eigentliche Genuss versagt. Zugleich kann der Erzähler sein ebenfalls von Anziehung und Distanz geprägtes Verhältnis zur Homosexualität hier verbergen: Mollusken sind häufig Zwitter, ihr natürlicher ►Hermaphrodismus spiegelt die schillernde geschlechtliche Identität des Meeresgeschöpfes Albertine.

Das Proust-ABC

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