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Quellenlage Primäre Quellen

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Primäre Quellen, also archäologische Funde und schriftliche Zeugnisse, die von den Parthern selbst stammen, wurden noch nicht in ausreichender Menge gefunden. Diese bisherigen Funde verteilten sich zudem auf verschiedene heutige Staatsgebiete, was auch bedeutete, dass eine – wünschenswerte – länderübergreifende Auswertung bislang nicht immer stattfand. Die Gesamtfundlage reicht somit bei weitem nicht aus, um ein umfassendes Bild der Geschichte und der Kultur der Parther zu erstellen. Für das 3./2. Jh. v. Chr. stehen uns fast nur die Funde aus Nisa und dem Nordiran zur Verfügung, aus dem 1. Jh. v. Chr. die bisher nur unzureichend ausgegrabenen Städte in ganz Iran, die ältesten partherzeitlichen Schichten in eroberten mesopotamischen Städten und die Funde aus der Kommagene. Erst für die Zeit nach der Zeitenwende wird die Zahl der besser gegrabenen und aussagekräftigen Orte größer und das Fundmaterial umfangreicher und „parthischer“ im Sinn einer jetzt deutlich von der vorhergehenden hellenistischen abgrenzbaren Kunst und Kultur. In diese spätere Phase gehören die unten diskutierten Funde aus Dura Europos, Hatra, Palmyra, Edessa, Sumatar Harabesi (Nähe Harran, heutige Südosttürkei), Assur, Ninive, Uruk und Babylon, die im Prinzip zu den westlichen und den nordwestlichen Randgebieten des Reiches gehörten, aber im Vergleich zum bisher bekannten Gesamtmaterial absolut dominieren. Die Funde aus dem Reichszentrum, aus der Hauptstadt Ktesiphon, sind für immer verloren, so dass über die parthische Hofkunst im eigentlichen Sinne nur Vermutungen angestellt werden können. Man darf allerdings annehmen, dass die Funde aus den Städten Mesopotamiens, deren Eliten sich am Hof von Ktesiphon orientiert haben dürften, diese zumindest reflektieren.

Im Osten gehören in die spätere Zeit die Städte der Margiane wie Merw und Göbekly-Depe (heute Turkmenistan) sowie die Siedlungen entlang dem Befestigungswall im Gorgangebiet (südöstliches Gebiet des Kaspischen Meeres), sowie Kuh-e Khwaja im Seistangebiet (südöstliches Gebiet im heutigen Iran). Die dazwischen gelegenen Ortschaften im heutigen Iran und deren Architektur und Kunst sind bisher weitgehend unerforscht, obwohl die neuesten Surveys (archäologisch orientierende Geländebegehungen) hoffen lassen, dass sich das bisher vorhandene Bild zukünftig deutlich ändern könnte. Hinzu kommt, dass sich auch aus den Funden in den bereits untersuchten Fundorten kein Gesamtbild ergibt, da, wie auch die Architektur, keine Kunstgattung durchgehend für das ganze Reich belegt ist.

Allein die parthischen Münzen geben wie keine andere parthische Primärquelle Zeugnis über die gesamte Zeitspanne des parthischen Imperiums. Mit Hilfe der Münzen konnte die Genealogie der Könige ermittelt werden, auch wenn immer noch einige Unklarheiten über deren Reihenfolge bestehen. Die Münzen bieten darüber hinaus eine Vielzahl von weiteren Informationen. So finden wir auf ihnen Inschriften in Griechisch oder Parthisch, Jahreszahlen, Bildnisse der Könige oder Darstellungen von Göttern.. Aus Abbildungen von Kleidung oder Waffen erhalten wir weitere unschätzbare Informationen über das Herrscherbild und den Herrschaftsanspruch im Parthischen Reich und deren Veränderungen über die Zeit hinweg. Aufgrund der überragenden Bedeutung der Münzen als primär parthischer Quelle wird diesen daher ein besonderes Kapitel gewidmet. Bezüglich des Ostens des Parthischen Reiches sind wir fast ausschließlich auf Münzanalysen angewiesen, da von dort kaum anderes primäres Material vorliegt.

Die Zahl der gefundenen parthischen Inschriften auf Felsreliefs, anderen Reliefs, Plastiken und Siegeln ist gering. Meist handelt es sich um wenig aussagekräftige Weihinschriften oder Namensnennungen. Lediglich eine griechisch-parthische Inschrift auf einer Heraklesstatue aus Seleukia am Tigris nennt ein historisches Ereignis (Jahr 150/1 n. Chr.), den Sieg und die Vertreibung des Miradates (Meredat), König der Charakene (ca. 130/1–150/1 n. Chr.) durch Vologases IV.7 Auch die Zahl von Texten auf Pergament oder Leder ist äußerst gering. Am bekanntesten sind die Avroman-Pergamente,8 die im Gebiet Iranisch-Kurdistans gefunden wurden und von denen ein Dokument in Parthisch geschrieben ist. Ein im Palmyra-Tor in Dura Europos gefundenes Pergament gibt Einblick in die regionale Verwaltung.9 Wie alle Dokumente aus Dura Europos, die aus der Partherzeit stammen, ist auch dieses Pergament in Griechisch geschrieben. Ein Pergament datiert aus dem Jahr 121 n. Chr. und dokumentiert eine Darlehensgabe. Aus diesem Dokument lässt sich die Funktion des strategos näher bestimmen, der als Repräsentant des Partherreiches sowohl für den Stadtbereich als auch für die nomadische Landbevölkerung von Dura Europos zuständig war.10 Die Dokumente aus Dura Europos lassen weitere Verwaltungsinstitutionen erkennen: Ein lokales königliches Gericht schlichtete Rechtsstreitigkeiten und war für Rechtsgeschäfte zuständig. Die Mitglieder dieses Gerichtes waren Würdenträger, die der parthischen Oberschicht angehörten und ihre Legitimation von der 300 km entfernten parthischen Königsherrschaft in Ktesiphon erhielten.

Aus Mesopotamien, aus Babylon, Susa und Seleukia-Ktesiphon stammen außerdem über 100 Keilschrifttexte, die parthische Königsnamen sowie Informationen zu geschichtlichen Daten im Partherreich enthalten. So wird der Partherkönig Mithradates I. als oberster Herrscher des Gebiets genannt.11 Diese Texte enthalten außerdem Hinweise auf Tempelkulte, die Wirtschaftslage, Rechtsverhältnisse und astronomische Daten.

In Nisa fand man über 2500 Ostraka (beschriftete Tonscherben) mit Inschriften, die sich auf den Weinanbau und dessen Verwaltung beziehen. Sie stammen aus der Zeit des 1.Jhs. v. Chr. und geben nur über einen begrenzten Zeitraum Informationen.12 Über die frühe Geschichte der Parther erfahren wir aus direkten Quellen nichts. Ein wichtiges zeitgenössisches Werk über die Geographie von Parthien finden wir in dem Buch Parthische Stationen, das als Fragment vorliegt und Isidor von Charax, einem aus der Stadt Charax (am Persischen Golf) stammenden Schriftsteller, zugeschrieben wird, der in augusteischer Zeit (wohl Ende des 1 Jhs. v. Chr.)13 lebte. Dieses Buch berichtet über die Handelsrouten zwischen Antiochia, in der heutigen Türkei nahe dem Mittelmeer gelegen, und Indien und listet die Wegstrecken durch Parthien mit Entfernungsangaben auf.

Weitere primäre Quellen für das Partherreich sind archäologische Ausgrabungen von Burgen, Stadt- oder Dorfanlagen und deren Architektur sowie Funde von Plastiken, Reliefs, Siegeln oder anderen Kunstgegenständen, denen jeweils eigene Kapital gewidmet sind.

Hier stoßen wir rasch auf ein weiteres Problem bei dem Versuch, das Parthische Reich in seiner Gesamtheit zu erfassen. Eine Vielzahl von Zeugnissen über die Parther stammt nicht aus dem parthischen Kernland, sondern aus Grenzbereichen des Parthischen Reiches, in denen Vasallenstaaten mehr oder minder im parthischen Herrschaftseinfluss lagen. Einerseits sind diese Funde zur Erforschung parthischer Kunst oder Kultur unentbehrlich, stellen andererseits aber auch eine Herausforderung bei dem Bestreben dar, zu entscheiden, was parthisch ist, da die relative Autonomie in diesen Vasallenstaaten zu eigenen kulturellen Entwicklungen führen konnte.

Die Parther

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