Читать книгу Die Parther - Uwe Ellerbrock - Страница 14
Sekundäre Quellen
ОглавлениеDa die primären parthischen Quellen in ihrer Gesamtheit unzureichend sind, um einen zufriedenstellenden Einblick in das parthische Großreich mit seiner Kultur, Politik oder Religion zu gewinnen, sind wir auf Quellen von außen angewiesen. Unter den sekundären Quellen über das Parthische Reich sind all diejenigen Informationen zusammenzufassen, die wir von den Römern, den Griechen, den Chinesen und von anderen Zeugnissen über die Parther erlangen können.
Zu den wichtigsten griechischen Schriftquellen über die Parther zählen die Werke von Polybios, Strabon und Plutarch. Polybios (ca. 200–120 v. Chr.) wurde durch seine Universalgeschichte Roms, die Historiai, berühmt. Strabon, ein griechischer Geschichtsschreiber14 (ca. 63/64 v. Chr.–ca. 25 n. Chr.), ging als junger Mann nach Rom und bereiste Ägypten und andere Länder. Er schrieb ein 17-bändiges Werk über die Geographie der damals bekannten Welt, das fast vollständig erhalten ist und in dem der Autor auch über Parthien informiert. Plutarch (45–ca. 120 n. Chr.) war Verfasser zahlreicher biographischer und philosophischer Schriften. Er beschreibt u.a. die Schlacht bei Carrhae (53 v. Chr.) sowie den Krieg Marcus Antonius’ gegen die Parther.
Zu den Hauptquellen römischer Schriften über das Parthische Reich zählen die Werke von Plinius dem Älteren, Tacitus, Cassius Dio und Junianus Justinus. Plinius der Ältere (23/24–79 n. Chr.) wurde mit seinem naturwissenschaftlichen Werk Naturalis historia bekannt. In diesem 37-bändigen Werk werden sein Wissen und die Erkenntnisse über die antike Welt umfassend dargestellt. Er beschreibt u.a. den Seidenhandel zwischen China und Rom, bei dem das Parthische Reich als Zwischenhändler fungierte. Publius Cornelius Tacitus (ca. 56/57–120 n. Chr.), ein bedeutender römischer Historiker und Politiker, galt als einer der hervorragendsten Redner seiner Zeit. Tacitus geht in seinem Werk zwar auf die Parther ein, hat dabei jedoch mehr die römische Politik vor Augen.
Lucius Claudius Cassius Dio Cocceianus (um 164–235 n. Chr.) war römischer Senator, Konsul, Schriftsteller und Geschichtsschreiber, der seine Werke in der im römischen Osten verwandten griechischen Sprache geschrieben hat. Cassius Dio veröffentlichte eine Römische Geschichte in achtzig Büchern, die nur fragmentarisch erhalten ist. Ein Teil davon behandelt die Schlacht von Carrhae 53 v. Chr., bei der die römische Armee unter Crassus vernichtend geschlagen wurde.
M. Junianus Justinus, ein weiterer römischer Geschichtsschreiber, hinterließ auf der Basis des Geschichtswerks von Pompeius Trogus15 ebenfalls bedeutsame Informationen über das Parthische Reich von dessen Anfang bis hin zur Rückgabe der eroberten römischen Standarten an Kaiser Augustus (20 v. Chr.). Vermutlich hat Justinus Ende des 2. Jhs. n. Chr. in Rom gelebt. Die Schriften von Flavius Josephus, einem jüdischen Historiker (37/8–ca. 100 n. Chr.), werden ebenfalls als bedeutsame Sekundärquelle für das Parthische Reich betrachtet. Sein Werk über die Geschichte des jüdischen Krieges machte ihn bereits zu Lebzeiten bekannt. Josephus berichtet in seinen Geschichtswerken über eine Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Rom und den Parthern.
Über die Endphase des Parthischen Reiches gibt es eine Quellengruppe, die aus dem syrisch-aramäisch-arabischen und auch aus dem armenischen Gebiet stammt und sich teilweise mit der Situation der Juden im Westen des Reiches auseinandersetzt, aber auch Hinweise auf die Wirtschaftslage gibt. Viele dieser Texte stammen allerdings aus nachparthischer Zeit und sind somit in ihrem Aussagewert begrenzt.16
Weitere Zeugnisse über die Parther entstammen auch dem Avesta, dem heiligen Buch der Zoroastrier, aus dem durch Sprachanalysen Rückschlüsse auf die Ausübung dieser Religion in Parthien gezogen werden können.17 Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen des Avesta stammen allerdings erst aus dem 9. Jh. n. Chr. Auch altarmenische, baktrische, aramäische und altpersische Quellen ermöglichen es uns, Zusatzinformationen über das Parthische Reich zu gewinnen.
Eine weitere sehr wichtige Quellengruppe über das Parthische Reich stammt aus der Turfanoase (chinesische Provinz Xinjiang).18 Albert Grünwedel und Albert von Le Coq fanden hier zwischen 1902 und 1914 während der vier deutschen Turfanexpeditionen viele wertvolle sehr alte Schriften, die die vielfältigen Kulturen der antiken Seidenstraßen bezeugen. Bei der Entzifferung der Fundstücke traten damals noch unbekannte Sprachen hervor, z.B. das Tocharische, die iranischen Sprachen Sogdisch, Sakisch und Parthisch sowie umfangreiches Material in Chinesisch, Sanskrit, Tibetisch, Mongolisch nebst anderen Sprachen. Wie laborwissenschaftliche Untersuchungen mit der C14-Methode zeigen konnten, stammen die ältesten Zeugnisse aus dem 2. Jh. n. Chr., die jüngsten aus dem 14. Jh. Sie sind vornehmlich religiösen Inhalts (buddhistisch, manichäisch, christlich).
Das Buch des chinesischen Schriftstellers Sima Quian, das Shiji, das die chinesische Geschichte zum Inhalt hat, ist eine weitere wichtige Sekundärquelle.19 Der Autor berichtet hier über den Gesandten Zhang Quian, der in der Zeit um 138–126 v. Chr. eine Delegation des chinesischen Kaisers Han Wudi in das zentralasiatische Gebiet führte. Auf seiner ersten Reise gelangte Zhang Quian nicht nach Parthien, knüpfte aber 121 v. Chr. bei einer weiteren Reise Kontakte mit den Parthern.20