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Kapitel 1 Castiel

Entspannt ließ er den Hals kreisen und sorgte damit für eine Entlastung seines Nackens, während sein Blick vom Schreibtisch nach oben aus dem Fenster glitt. Er hatte den alten dunklen Tisch direkt vor das große Fenster geschoben, um während der Arbeit immer wieder einen Blick aus eben diesem werfen zu können.

Castiel hatte sich einiges an Beschäftigung mit nach Hause genommen. Er war auf dem Präsidium doch nicht mehr dazu gekommen, all seine Aufgaben zu erledigen, weswegen direkt vor ihm noch ein großer Stapel an alten Fallakten lag, welche er durchgehen musste.

Draußen hatte sich allmählich die Dunkelheit über die Bäume des nahen Waldes gelegt und er lehnte sich kurz zurück, um sich ein wenig Entspannung zu genehmigen. Viel zu lang hatte er nur dagesessen und die verschiedenen Abteilungen abgerufen, um weitere Informationen zu erhalten. Aktuell stand kein allzu besonders großer Fall an, weswegen ihm die Arbeit nach und nach immer mühseliger vorkam. Dennoch war dies sein Job, seit einiger Zeit. Er war seinem Traum nachgegangen und Polizist geworden.

Früher hätte wohl niemand daran geglaubt, dass aus dem rebellischen, jungen Mann einmal ein Polizist werden würde. Niemand, abgesehen von Castiel selbst.

Castiel hatte schon immer einen gewissen Hang zum Unmöglichen gehabt und dafür gesorgt, seine Umgebung stets mit seinen Taten zu verwundern.

So war dem auch gewesen, als er nach der Schule direkt auf die Polizeiakademie gewechselt war und dort die langwierige und vor allem harte Ausbildung durchgemacht hatte. Immer wieder hatte er den Augenblick gehabt, an dem er sich festbeißen musste, um nicht doch seinen Traum begraben zu können. Doch hatte der junge Mann es geschafft und darauf war er stolz.

Er war stolz auf seine große Wohnung am Stadtrand, oben im Dachgeschoss, mit einem ansehnlichen Studio für sein Schlafzimmer, den Blick über den Wald in der Nähe und doch nahe der Stadt, um rechtzeitig auf der Arbeit zu erscheinen.

Er liebte die in dunklen Grautönen gehaltene Wohnung mit dem großen Sofa, der umfassenden Küche und schließlich auch das Arbeitszimmer, welches so gleich ein Atelier für seine Arbeit gewesen war.

Neben der Polizeiarbeit genoss er die Vorzüge des Daseins als Künstler und Grafiker. So hatte er in der Vergangenheit schon den ein oder anderen Job bekommen, welcher seinem Hauptberuf doch mehr als nur fremd erschien.

Genau dies machte Castiel aus.

Er war unberechenbar und vielseitig, wie wenig andere Menschen in der Umgebung.

Seine Gedanken konnten sowohl abstrakt als auch glasklar und durchdacht sein. Er war ein Künstler der Selbstbeherrschung, sofern er dieses wollte, und wirkte auch vielen Frauen somit unnahbar.

Ihm kam das allerdings gerade recht. So hatte Cas sich in der Vergangenheit immer mal wieder mit einigen Damen vergnügen können, doch niemals so etwas wie eine Beziehung dabei im Sinn gehabt.

Nein, Cas war nicht der Typ für Beziehungen.

Er war der Mann für Abenteuer, für die heißen langen Nächte mit Spielen, deren Regeln nur er kannte. Kein Mann, der morgens neben einer Frau aufwachte und ein gemeinsames Dasein mit ihr anstrebte.

Er genoss sein Leben in vollen Zügen und machte daraus kein Geheimnis, das hatte er noch nie getan. Auch in seiner Jugend nicht. Auch er war dafür bekannt gewesen, nicht konventionell veranlagt zu sein.

Castiel hatte immer wieder schnell wechselnde Partnerschaften, versuchte sich an vielen Dingen und liebte es, das Leben nach seinen Regeln auszurichten, nicht nach deren anderer.

Welch ein Wunder es doch war, dass eben dieser Mann nun am Schreibtisch saß und sich um die Belange des Staates kümmerte. Um vorgefertigte Regeln, deren Einhaltung ihn zwang, sich anders zu verhalten, als es seine Natur hergab.

Seine Hand glitt durch sein braunes Haar, welches ihm noch immer in feuchten Strähnen in die Stirn hing. Er war gerade aus der Dusche gekommen, als er einen Blick auf die Akten gelegt hatte und saß lediglich mit einem Shirt und einer Boxershorts bekleidet auf dem großen, schwarzen Bürostuhl. Sein Blick glitt herunter auf den Bildschirm des Laptops vor sich und er las noch einmal den Bericht für die Akten, den er soeben beendet hatte.

Kurz überflog er erneut die letzten Zeilen, ehe er den Laptop achtlos zuklappen ließ und aufstand, um die Treppe nach unten zu gehen in sein offenes Wohnzimmer, welches mit anthrazitfarbenen Fließen ausgestattet war.

Castiel drehte sich leicht schief grinsend in Richtung Küche und drückte sofort auf den Knopf des Kaffeevollautomats, welchen er sich als erstes angeschafft hatte direkt nach dem Einzug. Sogleich entfaltete sich ein intensiver Geruch von frisch geröstetem Kaffee in der offenen Küche, welche nur durch eine Theke vom Wohnbereich abgegrenzt war. Tief sog Cas eben diesen in sich auf und schloss die Augen, um ihn noch deutlicher wahrzunehmen.

Es hatte sich eindeutig gelohnt, den Kaffee aus den Niederlanden kommen zu lassen. Er hatte ein unheimlich gutes Aroma.

Gerade als er mit seiner rechten Hand nach der Tasse greifen wollte, klingelte es an der Tür und er wandte sich direkt zu dieser um, ohne auch nur daran zu denken, sich etwas überzuziehen. Gleich öffnete er die Tür und sah sich der jungen blonden Postbotin entgegen.

„Hallo, Cas... ich meine...“, stotterte sie und blickte verlegen an ihm herab.

Wie niedlich sich die Kleine verhielt, nachdem sie doch einmal einen Nachmittag ihres Dienstes entlassen war und diesen bei ihm auf seiner Couch verbracht hatte. Cas grinste gleich ziemlich schief und beinahe schon provokant, als er sie erwartend ansah.

„Hey, Jana“, kam es dunkel und vielleicht eine Spur zu erotisch über die Lippen.

Seine Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen, so sah die junge Postbotin direkt zu Boden und hielt ihm lediglich einen großen Briefumschlag entgegen, auf welchem deutlich ein ihm bekanntes Logo prangte. Er grinste gleich noch breiter und nahm ihr den Brief mit der linken Hand ab, ehe er mit der rechten gleichzeitig auf dem Gerät in ihrer anderen Hand unterschrieb. Ein Einschreiben, damit hatte er gar nicht mehr gerechnet.

Sofort wandte sie den Blick ab und vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen, ehe sie den Kopf schüttelte, offenbar ihre Entscheidung diesen wirklich zuzustellen in Frage stellend.

„Ich wünsche dir noch einen schönen Tag“, sagte er förmlich und versuchte dabei, nicht mehr ganz so verführerisch zu klingen, wollte er sie doch nicht zu sehr aus dem Konzept bringen. Hierbei erkannte er deutlich, wie ihr Blick lange an seinen Beinen nach unten glitt und sie sich schließlich erschrocken abwandte, als sie seine Augen auf sich spürte.

„Bis dann mal“, sagte sie schnell und verschwand hinter der Ecke, um die Treppe zu nehmen, anstelle des Fahrstuhls. Er schmunzelte und schloss die Tür ohne ein weiteres Wort, hätte dieses sie ohnehin nur noch mehr aus der Fassung gebracht.

Wie verrückt es war, dass Frauen so unterschiedlich auf eine erneute Begegnung mit ihm reagierten. Manche warfen sich regelrecht an seinen Hals und andere wiederum verhielten sich verhalten oder gar wie Jana in dem Moment, ihnen war es unangenehm.

Vielleicht würde sie die Route bald tauschen, um ihm nicht mehr entgegentreten zu müssen. Dies war schade, denn er mochte die Kleine, doch war es auch kein Weltuntergang, verstand er ihre Scham ohnehin nicht. Was war schon dabei?

Cas ging mitsamt dem Brief und der Tasse, welche er danach noch geholt hatte, in sein Wohnzimmer und ließ sich auf dem großzügigen Polster der Couch nieder. Seine Finger rissen langsam an der Öffnung des Briefes und er lugte hinein, ehe er erst einmal einen tiefen Schluck aus der Tasse nahm, gänzlich entspannt.

Sie würden ihm keine Absage schicken, nicht per Einschreiben. Dies konnte nur heißen, dass sie ihn nehmen würden.

Selbstsicher blickte er zu seinem E-Bass, welcher neben dem Sessel auf der linken Seite stand und er grinste schiefer.

Wieder einmal eine Eigenschaft an ihm, welche sich mit den anderen gänzlich zu widersprechen schien.

Seine Finger glitten in den Brief und er las die ersten Zeilen, ehe sich ein breites und selbstbewusstes, schiefes Grinsen auf seinen Lippen anbahnte.

A song of Catastrophe

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