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Partizipieren statt Imitieren

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Als wir kleine Kinder waren, waren meine älteren Brüder überhaupt nicht davon begeistert, wenn ich sie nachmachte. Kam einer von ihnen etwa auf die tolle Idee, aus LEGO-Steinen ein Raumschiff zu bauen, so machte ich das selbstverständlich auch. Und wenn ich mein Bauwerk dann stolz präsentieren wollte, waren sie ziemlich sauer auf mich: »Du bist ja nur ein oller Nachmacher!« In diesem Zusammenhang war das Nachmachen also völlig unerwünscht. Und ein »Nachmacher« war damals jemand, der zu doof oder zu ungeschickt ist, um etwas Eigenes hinzubekommen – eben ein typischer Loser.

In der Jesus-Nachfolge ist das anders, denn Jesus ruft seine Jüngerinnen und Jünger ausdrücklich dazu auf, ihn nachzumachen, etwa indem er ihnen die Füße wäscht und anschließend erklärt: »Ich habe euch ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt.« 30 Jesus ist nicht beleidigt, wenn wir ihn nachahmen, sondern er erwartet dies von uns! Eines ist jedoch hier schon wichtig zu verstehen:

Wenn Jesus davon spricht, ihn nachzumachen, dann meint er damit nicht, ihn aus eigener Kraft zu imitieren, sondern an ihm zu partizipieren, also an seiner Liebe und Kraft Anteil zu haben. Das ist ein entscheidender Unterschied!

Als Jugendlicher habe ich verzweifelt versucht, meinen älteren Bruder nachzumachen, der es als äußerst talentierter Handballtorwart bis in die Auswahl der deutschen Jugend-Nationalmannschaft geschafft und später in der zweiten Handball-Bundesliga gespielt hat. Das brachte ihm natürlich einiges an väterlicher Anerkennung, die ich auch gerne gehabt hätte. Bei dem Versuch, es ihm gleichzutun, scheiterte ich jedoch kläglich.

Bei einem Spiel unserer Handball-Schülermannschaft stand ich beispielsweise zunächst im Tor, während mein Vater oben auf der Tribüne saß und mir zuschaute. Leider war meine Leistung dermaßen ungenügend, dass ich bereits nach rund 15 Minuten ausgewechselt wurde. Als ich mit meinem Vater im Auto saß und wir nach Hause fuhren, verloren wir kein einziges Wort über das Spiel, denn hätten wir das getan, dann hätten wir auch über meine Leistung sprechen müssen. Und das wäre dann einfach nur peinlich geworden. Das Problem war damals: Ich versuchte, meinen Bruder nachzumachen (also zu imitieren), ohne dabei an seinen Fähigkeiten teilhaben zu können (d. h. zu partizipieren). Ich war schlicht und einfach nicht so gut wie er und hatte somit keine Chance, so spektakulär zu halten, wie er dies tat. Mir fehlten die nötigen Ressourcen.

Nun könnte man die Nachfolge Jesu so verstehen, als ginge es darum, mit den eigenen begrenzten Mitteln verzweifelt zu versuchen, es Jesus gleichzutun und so zu leben wie er – ganz so, wie ich damals versucht habe, meinem Bruder nachzueifern. Doch das ist ein krasses Missverständnis und würde genauso kläglich enden wie meine Versuche als Handball-Torwart. Wer Jesus nachmachen will, der braucht dazu Kraft von oben – und diese bekommt er durch den Heiligen Geist. Jesus lässt seine Jüngerinnen und Jünger nicht als hilflose Waisen zurück, sondern er kommt zu ihnen durch seinen Geist, ja er lebt selbst in ihnen durch diesen Geist. 31 So kann der Apostel Paulus verkündigen: »Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir.« 32

Wenn nun Christus selbst, der auferstandene Herr, in den Gläubigen lebt, dann haben sie auch Anteil an seiner Auferstehungskraft. Ohne diese Kraft des Geistes wäre die Jesus-Nachfolge ein verzweifelter und auswegloser Kampf und Krampf. Doch mit diesem Geist werden wir mehr und mehr in die Lage versetzt, Jesus ähnlicher zu werden und so zu handeln, wie er handeln würde. Der Heilige Geist macht Herzen empathisch und Hände barmherzig! Darum ist es so wichtig, Christus nicht nur nachzuahmen, sondern an seiner Liebe und seiner Kraft Anteil zu haben.

Wer fühlt, was er sieht, der tut, was er kann

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