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2.4 …und ihr ökologisches Bewusstsein

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Den Siegeszug der modernen Naturwissenschaft begleiten und kritisieren Einsprüche wie der Johann Wolfgang von Goethes (1749–1832), der Newtons berühmte Experimente mit der Aufspaltung des Lichts im Prisma der „Folter“ an der Natur bezichtigte und in seiner Farbenlehre eine „aristotelische“ Naturforschung dagegen setzte. Goethe bezeichnet es als seinen „Ritterdienst“, der bedrängten „Freundin“ Natur zu Hilfe zu kommen. Auch mancher jüngere naturphilosophische Entwurf tritt an, das „Baconische“ Herrschaftswissen über die Natur als Keim heutigen Übels zu attackieren. Dies reicht bis zum Versuch einer Wiederentdeckung des antiken Naturverhältnisses, ja, einer „Wiederverzauberung“ der Welt bei Fritjof Capra und der sogenannten „New Age“-Bewegung gegen Ende der 1980er Jahre. In ihrem umfangreichen Werk über „Das Andere der Vernunft“ haben Gernot und Hartmut Böhme in gegenüber den modernen Naturwissenschaften kritischer Absicht genauer dargelegt, wie die wissenschaftliche Vernunft bei Kant und Newton sich durch Ausgrenzung von „anderem“: von Einbildungskraft, Gefühl, Irrationalem, Leib – und eben von der Natur, die wir selbst sind – definiert.11

Wie stark ein Bewusstsein solcher Verluste – neben aller technischen Bedeutung der Naturwissenschaften und aller Faszination ihres Weltverständnisses – zugleich doch von unserer kulturellen Selbstvergewisserung Besitz ergreift, lässt sich abschließend sehr schön an der eingangs zitierten berühmten Rede des Häuptlings Seattle zeigen, einem naturphilosophischen Text eigenen Ranges, zugleich aber einem durch seine Konstruktionsgeschichte zusätzlich signifikanten Dokument. Seattle (1786–1866) war Häuptling des kleinen Stammes der Duwamish-Indianer im heutigen US-Bundesstaat Washington im Nordwesten der USA. 1855 musste er mit dem Gouverneur des Territoriums Washington den Vertrag schließen, der sein Land den Weißen überließ und seinem Stamm eine kleine Reservation zuwies. In diesem Zusammenhang hielt er die berühmt gewordene Rede, die ihn zu einem Vorläufer der ökologischen Bewegung machen sollte. 1890 wurde die Hauptstadt des Bundesstaats nach ihm benannt und an seinem Grab ein Monument errichtet. Seattles Berühmtheit hat seinem Stamm freilich nicht genutzt, der im 20. Jahrhundert unterging. Zeuge der Rede war der in den Wilden Westen gegangene Mediziner Dr. Henry A. Smith, der von der Persönlichkeit des Häuptlings außerordentlich beeindruckt war. 33 Jahre später erschien am 29. Okt. 1887 in der Zeitung Seattle Sunday Star ein Artikel von Dr. Smith mit einer Wiedergabe der Rede. Nur noch ein einziges Exemplar existiert von dieser Zeitungsnummer, nämlich in der Universitätsbibliothek der Stadt Seattle. Mit jeder neuen Fassung, die nun von der Rede verbreitet wurde, wurden am Text Veränderungen vorgenommen,12 die die Kritikpunkte des Häuptlings auf das Verhältnis der modernen Zivilisation zur Umwelt hin genauer ausarbeiteten. Im Medium des Textes spiegelt sich damit ein zunehmendes ökologisches Bewusstsein in den entwickelten Industriegesellschaften, in deren alltäglichem Straßenbild das Konterfei des Häuptlings schließlich sogar zum gängigen Aufkleber als Ausdruck und zur Anzeige zivilisationskritisch gestimmter Gesinnung avancierte, interessanterweise in einer Zeit, die zugleich von den Errungenschaften der Technik profitiert wie keine zuvor und die dank der Naturwissenschaften mehr (und Komplexeres) von der Welt im Ganzen und dem Universum weiß, als jemals eine Epoche zuvor.

Die großen Themen der Philosophie

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