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Goethe

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Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), nach Jurastudium in Leipzig und Straßburg und Advokatur in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main Minister im kleinen Fürstentum Weimar und deutscher Dichterfürst, hat seine Beiträge zur Naturforschung ähnlich wichtig genommen wie sein literarisches Werk. Goethe wollte seine fünfzigjährige Beschäftigung mit der Naturphilosophie keinesfalls als „Liebhaberei“ abgetan wissen. Er betrieb intensive optische, botanische und morphologische Studien und Versuche und schrieb naturphilosophische Werke, vor allem zur Pflanzenentwicklung und zur Farbenlehre. Dabei schloss Goethe eher an eine teleologische Naturbetrachtung in der Tradition des Aristoteles an. Die Beurteilung, die Goethe dafür von der Seite der Naturwissenschaftler und Wissenschaftstheoretiker erfahren hat, spiegelt als ein bezeichnendes Indiz auch die jeweilige Lage der Beurteiler selbst wider. Im 19. und noch lange im 20. Jahrhundert, als die Physik und Biologie einen völlig unangefochtenen und höchst erfolgreichen und selbstbewussten Gang nahmen, wurde Goethes Bemühen klar als außerwissenschaftlich identifiziert, weil es dem ihrem Erfolgsweg zugrunde liegenden experimentellen Zugriff so eklatant widersprach. Emil Du Bois-Reymond, einer der berühmtesten Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts, sprach von einer „totgeborenen und wertlosen Spielerei“.13 Die von der modernen Naturwissenschaft und Technologie in ihrer industriellen und lebensweltlichen Umsetzung produzierte Naturzerstörung hat jedoch in der weiteren Entwicklung immer wieder Auffassungen Raum gegeben wie der, dass Goethes Art der Naturdeutung in gewisser Hinsicht gegenüber der „harten“ Traktierung der Natur durch Newton auch Recht behalten haben könnte.

Die Szene „Wald und Höhle“ aus dem „Faust“ demonstriert die Ehrung und Achtung einer in reimlosen und ernsten fünfhebigen Jamben mit deutlich religiös-pantheistischem Klang thematisierten Natur. Von Erkenntnisdrang und Lebenshunger getrieben, hat Faust mit Mephisto einen Pakt geschlossen. Dadurch in vielfache Abenteuer gezogen, findet Faust für einen Augenblick Erholung in einem besonderen Erleben der Natur. Dies ist zugleich ein (aber nur in Andeutung beschrittener) Weg, dem von Faust ersehnten „Urquell“ und Weltsinn ein Stück näher zu kommen. Diese Zielvision wird in gebetsähnlicher Form als „Geist“ angesprochen.

Die großen Themen der Philosophie

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