Читать книгу Happy Bones - Volkmar Jansson - Страница 20

Führt man sich diese – etwas vereinfacht dargestellte – Entstehungsgeschichte des Gelenkknorpels vor Augen, offenbart sich die größte Schwäche des Gelenkknorpels sofort. Er kann nicht heilen! Zwar ist Elfriede überall, aber etwas anderes als die Grundsubstanzen zu produzieren hat sie nicht gelernt. Wenn es zu einer Verletzung kommt und ein Defekt im ausgereiften Gelenkknorpel entsteht, wird es schwierig. Zwar schüttet Elfriede massig Grundsubstanzen in einen solchen Defekt hinein, aber das Timing der Knorpelentstehung stimmt nicht mehr. Die Kollagenfasern finden nicht mehr ihren Platz. Nur wenn der Defekt nicht größer als ein Millimeter ist, verbinden sich die Kollagenfasern wieder einigermaßen regelhaft miteinander. Wenn der Defekt hingegen größer ist, verbinden sich die Kollagenfragmente zwar auch, aber irgendwie, kreuz und quer. Hyalinen Gelenkknorpel kann man so nicht herstellen. Das wirre Geflecht aus wild ineinander verschlungenen Kollagenfasern nennt man Faserknorpel.

Und wenn der Defekt größer als zwei Millimeter ist? Dann schafft Elfriede gar nichts mehr! Der Knochen, der einst vom Knorpel bedeckt und vor mechanischer Belastung geschützt war, liegt blank. An den verletzten Knorpelrändern franst es immer mehr aus, der Defekt wird immer größer, die Arthrose, die Gelenkzerstörung, nimmt ihren Lauf.

Der Faserknorpel, der bei kleinen Defekten noch gebildet werden kann, zwar mit Kollagenfasern kreuz und quer, aber immerhin, ist das Beste, was Elfriede in einer Verletzungssituation noch zustande bringt. Und leider taugt er nicht viel. Dieser Knorpel ist weit von den mechanischen Eigenschaften des hyalinen Knorpels entfernt. Er federt schlechter, vor allem aber fehlt die stabilisierende Tangentialschicht, über die der Knorpel der Gegenseite hinweggleiten kann. Liegt ein solcher Defekt an mechanisch hochbelasteten Gelenkbereichen, reiben sie sich schnell auf, der Knorpel degeneriert vor allem an den Defekträndern und der Gelenkverschleiß nimmt seinen Lauf.