Читать книгу Science Fiction Dreierband 3005 - Drei Romane in einem Band! - W. W. Shols - Страница 12

Оглавление

5



Wellesley stand starr. Aber dann regte sich die Kaufmannsseele. Wenn Angela bald heiratete, konnte er den Konkurs vermeiden! Zwei Blicke trafen sich. Seine waren kalt. »Wirst du ihn heiraten?«

»Ich - ich will ihn kennenlernen.«

Der Blick der Zufriedenheit im Gesicht des Onkels gab Angela einen Stich. Sie spürte die Bitterkeit des Lebens.

»Du bist ein kluges Mädchen. Du wirst es nie bereuen!« Er drückte ihr beide Hände und wollte sie väterlich küssen. Da gongte es erneut.

Cogi sagte: »Ein Terraner wünscht Sie zu sprechen.«

Wie von Geisterhand ging die Tür auf. Ein breitschultriger Mann in schmutzigem Kattungewand trat ein. Er ließ einen Schlüsseldetektor verschwinden. Die Tür glitt zu. Der Mann war barfuß. Auf seinem Kopf wuchs kein einziges Haar. Aber sein Kinn trug einen Bart von zwanzig Zentimeter Länge. Niemals hatte Miß Angela einen ungepflegteren Terraner gesehen. Er mußte fast 60 Jahre alt sein.

»Was zum Lagunennebel...«, begann Wellesley energisch.

»Mein Name ist Brian Leclochet!« sagte die häßliche Gestalt. »Ich soll in diesem Haus jemand heiraten. Wo ist sie?«

Sie starrten den Mann an. Clotis kam gelaufen. Sie lachte laut.

»Mr. Leclochet...«, stotterte John Wellesley.

Dann gab es eine dramatische Unterbrechung. Es gongte. Der Fremde legte den Kopf schief. Er lauschte. Das Videofon flammte auf. Cogi erschien. »Ein Bruder aus unserem Volk der Mitte ist da. Er bringt im Auftrag ein Geschenk.«

»Für wen?« fragte der Hausherr erstaunt.

»Für die Braut!« Der Fremde hob den Kopf. Er stand merkwürdig steif.

»Herein damit!« kicherte er mit Eunuchenstimme.

Die Tür öffnete sich. Ein Siccut in schwarzer Bluse und braunen Lendenbraca trug ein ovales Plastikgefäß. Er setzte es auf dem Tisch ab und zog den Klemmdeckel nach links heraus. Das Gefäß war mit Wasser gefüllt. Es wallte ...

Der bärtige Gast wich zwei Schritte zurück. Angela beobachtete ihn. Seine Bewegungen waren hastig. Seine rechte Hand verschwand unter dem schmutzigen Kattun.

Miß Brewster trat neugierig an das Gefäß heran. Erneut wallte das Wasser - und ein Piscis schoß in die Höhe! Der gefährlichste Meeresbewohner auf dem Planeten Sinaura. Dem terranischen Stechrochen ähnlich. Er war äußerst angriffslustig. Er konnte mit einem Schlag seines stachligen Schwanzes tödliches Gift in das Fleisch des Feindes spritzen. Es gab kein Serum dagegen. Das Blut gerann.

Als der Piscis silberschimmemd in der Luft hing und der lange Schwanz nach Angela schlug, sprühte in der Hand des Fremden eine Sauerstoffpistole - und der Piscis schmolz. Die Reste klatschten ins Wasser zurück.

»Satansbrut!« stieß der Besucher hervor. »Wo steckt der Bote?«

John Wellesley schaute sich um. Sein Gesicht war vor Schrecken bleich. »Fort! Ein Siccut...«

Cogi sagte im Videofon: »Mein Bruder ging durch die Gärten.«

Einen Augenblick stand Leclochet still. Dann setzte er zu einem Sprung über den Tisch an. Er flog durch die Luft - und mit einem zweiten Sprung durch das offene Fenster. Er nahm eine Hecke ohne Anlauf.

Der Bann im Salon brach. Angela kümmerte sich um Clotis, die ein Weinkrampf schüttelte. Wellesley betrachtete entsetzt die Reste des gefährlichen Fisches. Marl kam hereingestürzt. »Hat der Fremde versucht, Clotis zu töten?«

»Unsinn! Nehmt euch zusammen!« befahl Wellesley. »Der Besucher hat Angela das Leben gerettet.«

Clotis beruhigte sich. »Schrecklich! Der Fremde schoß so schnell, daß ich keine Waffe sah.

»Satansbrut, hat er gesagt«, wiederholte John Wellesley. »Er nannte sich Brian Leclochet. Kapiert?«

»Ein Mummelgreis«, lachte Clotis. »Bin ich froh ...« Sie schwieg.

Der Besucher kam auf demselben Weg in den Salon zurück. Der lange Bart wehte. »War einer vom Club der freien Wesen. Als ich ihn erreicht hatte, beging er Selbstmord durch Blitzbrand im Computer.«

Clotis und Marl rissen die Augen auf. Sie waren sprachlos.

»War der Bote ein Bewohner dieser Stadt?« wollte Leclochet wissen.

Wellesley hob die Schultern und ließ sie fallen. »Unmöglich zu wissen! Bei anderthalb Millionen Einwohnern und zweihunderttausend Mutanten.«

Der Besucher wandte sich Miß Brewster zu. »Wie geht es Ihnen?«

»Ich bin okay. Ich danke Ihnen!« Sie lächelte warm.

Der Mann sah aus dem Fenster. Dann drehte er sich um. »Was für eine Gemeinheit! Ich dachte, sie würden es mit Sekret versuchen. Sie zielen gut. Es ist zwei Jahre her, daß ein Siccut einen Bekannten bei einem Streit auf dem Satelliten Inopia durch einen einzigen Sekretschuß blind machte - und das auf eine Entfernung von sieben Metern!«

»Haben Sie damals den Täter erwischt?« fragte das Mädchen.

Der Mann mit der Glatze und Bart nickte. »Nach den Statuten wurde er eleminiert. Ein geistiges As - aber zu aggressiv.«

Sein Blick fiel auf Marl, die seine Art zu reden scheußlich fand.

»Sind - Sie es?«

»Nein, nein - was meinen Sie?« Sie wurde dunkelrot.

»Ich soll jemand heiraten!« Er blickte auf Clotis. Ihre hellen Augen blitzten feindselig. »Weder meine Schwester noch ich sind so verrückt! Halten Sie sich an Angela - eine arme Verwandte ...«

Wellesley fand die Worte seiner Tochter ungehörig. Er stellte die Nichte rasch vor.

»Oh!« sagte Leclochet. Dies konnte alles mögliche bedeuten. »Hier bin ich! Ich bin bereit. - Mein Pflegevater ist tot. Ich denke, Sie wissen es. Der alte Schwärmer! Er war schon immer ein bißchen verrückt...«

Er blieb vor Angela Brewster stehen. Sie blickte ihn ohne Scheu an. Selbst sein loses Gewand konnte seine schlanke Gestalt nicht verbergen. Und aus dem Gesicht funkelten junge Augen.

Wellesley meinte, seine Autorität beweisen zu müssen. Er war der künftige Erbe - dieser Leclochet war blutsfremd, ein Mann, dem man befehlen konnte. »Hm«, meldete er sich, »ich denke, Ihre Äußerung über meinen Onkel ist ungehörig!«

Der Fremde sah ihn verwundert an. »Ah - Sie sind Mr. Wellesley? Ich habe von Ihnen gehört. Ihre Firma ist pleite!«

Wellesley wurde rot und blaß. Für den Augenblick war er sprachlos.

»Was soll Ihr Staunen?« fuhr Leclochet fort. »Tatsachen bleiben Tatsachen! Die Öffentlichkeit ist informiert.«

Der Gastgeber schnaufte wie ein Nilpferd. »Böswillige Gerüchte!« Er warf Leclochet einen tödlichen Blick zu. »Vergessen Sie bitte nicht, daß ich der Erbe bin! Was Ihnen bleibt...«

»Die Zukunft gibt Ihnen vielleicht eine Chance. Ich bin laut Vertrag Vorerbe! Ein Gegenargument?« Er schaute wieder Miß Angela an. Ziemlich gleichgültig. Sie verspürte Lust zu lachen.

Er sagte geradeheraus: »Ich bin hier, weil ich es versprach. Obwohl ich nicht vorhatte, mich zu binden. Aber dem alten Herrn konnte ich nichts abschlagen.« Angela erwiderte nichts.

»Die Sache wird leider kompliziert. Ich hatte nicht gedacht, daß die freien Wesen böse auf mich sind«, fuhr Leclochet fort.

Wellesley hatte sich gefaßt. »Die freien Wesen, sagten Sie? Was in aller Welt ist das?«

Der Gast drehte sich ihm zu. Er wollte den Mann nicht brüskieren. Aber er gab keine Antwort auf die Frage. »Ich habe den Achteckwürfel Ende Fimbriastreet gekauft. Ein verwahrloster Bau - fürwahr.«

Wellesley verbarg sein Erstaunen nicht. »Sie wollen in Natorbis wohnen, in dieser verlassenen Ecke der Galaxis? Und Ihre Geschäfte?«

»Das Achteck ist wie eine Burg. Ich hege Avancen an das Mittelalter.« Er blickte abwesend auf Angela. »Es juckt mich, hier zu wohnen. Hm - gibt es Ungeziefer in dieser Stadt? So mancher Planet ist durch importierte Ratten verseucht.«

»Ich liebe Ratten«, sagte Angela. Sie gab die Herausforderung mit blitzenden Augen zurück. Für eine Sekunde tauchte ein Lächeln im Gesicht des Alten auf.

»Gut«, nickte er. »Ich bleibe! - Diese Siccuten! - Natürlich sah mich der Kerl kommen. Eine Stunde Verspätung und der Piscis wäre erstickt.«

Wellesley hüstelte. »Wollen Sie behaupten, daß der Mörderfisch mit Absicht geliefert wurde?«

Leclochet lachte wie ein junger Mann. »Ein Mörderfisch ist wahrlich kein Verlobungsgeschenk!« Seine lebendigen Augen suchten im Gesicht des Mädchens. »Sie werden einen unruhigen Mann bekommen. Wie war Ihr Name?« Sie nannte ihn.

»Angela - klingt warm. - Volljährig?«

Er lachte. Es war ein angenehmes Lachen. Sein Äußeres stand dazu im Kontrast. Ein anderer Mensch schien sich unter der schäbigen Hülle zu verbergen. Er zog einen vorsintflutlichen Wecker, Baujahr 1950, aus dem Gewand und schüttelte das Blech. »Geht nicht. Wie ist die Zeit?«

»Terra 17«, erwiderte Wellesley.

»Hm, ich habe das Diner vergessen. Ich werde ein Zimmer mieten. Auf Wiedersehen, Kleopatra!«

»Sie meinen Genoveva!« sagte Miß Brewster. In ihren Augen saß der Schalk. Sie streckte die Hand aus. Er drückte sie und ging.

Wellesley woUte etwas sagen. Da erschien Leclochet wieder. »Kennt jemand einen Siccuten mit dem Mamen Athe Hetaeri?«

Blitzartig erinnerte sich WeUesley an die Besprechung mit den Komplementären. »Ich kenne dieses Geschöpf. Nicht persönlich. Meine Partner sind mit ihm bekannt.«

Leclochet zog die Brauen hoch. »Wirklich noch nie gesehen?«

WeUesley schüttelte den Kopf.

»Morgen dürfen Sie mir Ihre Meinung über ihn sagen!«

»Ich treffe ihn nicht!«

»Doch! Sie werden ihn sehen!« Mißtrauen trat in seine Augen. »Bestimmt werden Sie den Siccuten sehen. Ein Revolutionär, der Bursche!«

»Zum guten Andromedanebel«, seufzte Marl, »daß ich ihn nicht heiraten muß!« Clotis nickte. Leclochet war gegangen.

Angela sagte nichts. Sie war verwirrt. Der fremde Mann erschien ihr interessant. Warum nur war er so alt?


Science Fiction Dreierband 3005 - Drei Romane in einem Band!

Подняться наверх