Читать книгу Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis - Walter G. Pfaus - Страница 40
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ОглавлениеHugh Dexter lenkte den Wagen an den Bürgersteigrand, stoppte und stieg aus. Ihm war niemand gefolgt, trotzdem hatte er ein flaues Gefühl im Magen, als er das Fahrzeug verschloss und zur Kreuzung ging. Er beobachtete das Haus, in dem Mary Myers wohnte, fast zehn Minuten, ehe er es wagte, hineinzugehen. Er klingelte zweimal kurz und einmal lang an Marys Wohnungstür. Sie öffnete ihm sofort. Mary Myers empfing ihn in einem Straßenkostüm. Sie hielt eine Zigarette in der Hand und sah ängstlich aus.
„Alles okay?“, fragte sie.
„Klar. Mir ist niemand gefolgt - und Dick liegt mit einer gebrochenen Haxe in der Falle.“
„Er tut mir leid“, sagte Mary. Sie schnippte die Zigarette ins Treppenhaus und machte kehrt, um zwei Reisetaschen aufzuheben, die in der Diele standen. „Nimmst du die Koffer?“ bat sie ihn.
Hughs Augen weiteten sich.
„Bist du verrückt?“, fragte er halblaut. „Weshalb sollen wir uns mit den alten Klamotten abschleppen? Der Plunder taugt doch nichts. Du kannst dir kaufen, wonach dir der Sinn steht ...“
„Ich kann mich nicht so einfach von allem trennen, woran ich hänge“, meinte Mary. „Los, mach schon! Wo stehst du mit dem Wagen?“
„Gleich um die Ecke.“
„Dir ist niemand gefolgt?“
„Schäfchen“, meinte Hugh und nahm die Koffer an sich. „Sehe ich aus wie ein Anfänger? Ich wäre nicht hier, wenn sich jemand an meine Fersen gehängt hätte.“
„Ich habe getan, worum du mich gebeten hast“, sagte Mary. Sie wartete, bis Hugh mit den beiden Koffern die Wohnung verlassen hatte und zog die Tür ins Schloss. Sie gingen zum Lift. „Ich habe den Polizeifunk abgehört.“
„Und?“, fragte Dexter Hugh.
„Sie haben die Kubaner hochgehen lassen. Saccato, Cachez und Bandorra, oder wie der Knilch heißt. Außerdem haben sie Mike Finch verhaftet. Das Ganze ist Reinigers Werk.“
„Großartig“, sagte Hugh. „Das wird ihn bis in den frühen Morgen hinein mit der Polizeiarbeit aufhalten. Danach wird er sich aufs Ohr hauen. Wenn er versuchen sollte, dir oder mir einen Besuch abzustatten, sind wir längst über alle Berge.“
Kurz darauf betraten sie die Straße. Sie überquerten die Fahrbahn. Im Osten graute der Morgen herauf.
„Ich hatte eben ein verdammt ungutes Gefühl im Magen“, sagte Hugh. „Die Vorstellung, dass jemand den Wagen klauen könnte, in dem die drei Millionen liegen, hat mich fast um den Verstand gebracht.“
Sie erreichten den Wagen und stellten die Gepäckstücke ab. Hugh trat an das Wagenheck und holte die Schlüssel aus seiner Hosentasche. Mary trat dicht hinter ihn.
Dexter Hugh blickte nervös die Straße hinauf und hinab, aber weit und breit war niemand zu sehen. Ein plötzlicher Stoß, den er erhielt, ließ ihn zusammenfahren.
Hugh schnappte buchstäblich nach Luft. Er spürte, wie ihn ein Gefühl tiefster Enttäuschung und jähen Zorns geradezu Übelkeit verursachte.
„Keine falsche Bewegung“, zischte Mary dicht an seinem Ohr. „Ich weiß, dass du bewaffnet bist. Wenn du nicht spurst, drücke ich ab, dann bist du ein toter Mann.“
Dexter Hugh schloss die Augen.
„Warum?“, fragte er nur.
„Drei Millionen sind ein guter Grund, nicht wahr?“, meinte Mary Myers und presste eine Pistolenmündung in Dexter Hughs Rücken. „Es richtet sich nicht gegen dich. Nicht persönlich, meine ich. Du bedeutest mir viel. Du bist ein klasse Liebhaber. Aber wenn es um drei Millionen geht, ziehe ich es schon vor, das Geschäft ohne dich zu machen. Ich konnte nicht früher aktiv werden, weil du es versäumt hast, mir das provisorische Geldversteck mitzuteilen. Weißt du, dass ich allen Ernstes befürchtete, du könntest dir das geraubte Geld schnappen und ohne mich abhauen? Ich betrachte es als Kompliment, dass du Wort gehalten hast. Ich scheine dir viel zu bedeuten.“
„Du kommst nicht weit. Ich finde dich!“, drohte er.
„Du wirst dich hüten, deinen Job zu verlassen. Er ist alles, was dir noch bleibt.“
„Mary ...“
„Schließ’ schon den verdammten Kofferraum auf und lege mein Gepäck hinein!“, zischte sie. „Ich bin ein bisschen nervös. Ich weiß, wie ich mit diesem Schießprügel umzugehen habe. Dick hat es mir gezeigt. Also keine Mätzchen, bitte. Sie könnten für dich mit einer Katastrophe enden.“
Hugh drehte den Schlüssel herum. Die Kofferraumklappe schwang hoch. Hugh gab einen unartikulierten Laut von sich. Seine Augen wurden groß und rund.
„Was ist los, worauf wartest du noch?“, stieß Mary Myers wütend hervor. Plötzlich lachte Dexter Hugh. Es klang grotesk und hysterisch. „Ich drücke ab, wenn du nicht spurst!“ drohte Mary Myers.
Hugh drehte sich um.
„Das Geld ist weg“, sagte er. „Bitte überzeuge dich davon.“