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ОглавлениеWenn es ausgemacht erscheinen kann, daß die Sehnsucht des Menschen nach einem reineren, unschuldsvollern und spirituellem Dasein als es ihm gegeben ist, notwendig nach einem Unterpfande in der Natur sich umsieht, so hat sie es meist in irgendwelchen desselben Wesen〈s〉 der Pflanzenwelt oder des Tierreichs gefunden. Anders bei Baudelaire. Sein Traum nach solchem Dasein weist die Gemeinschaft mit jeder irdischen Natur zurück und hängt nur den Wolken nach, im ersten Stück des spleen de Paris ist es ausgesprochen. Viele Gedichte nehmen Wolkenmotive auf. Die Entweihung der Wolken (La Béatrice) ist die furchtbarste.
Eine verborgene Ähnlichkeit der Fleurs du mal mit Dante besteht in dem Nachdruck, mit welchem das Buch die Umrisse eines schöpferischen Daseins zeichnet. Es ist kein Gedichtbuch zu denken, in dem der Poet weniger eitel und keines, in dem er kraftvoller in Erscheinung träte. Die Heimat des schöpferischen Ingeniums ist nach Baudelaires Erfahrung der Herbst. Der große Dichter ist gleichsam das Herbstgeschöpf. »L’Ennemi«, »Le Soleil«.
»L’Essence du rire« enthält nichts anderes als die Theorie des satanischen Gelächters. Baudelaire geht in ihr soweit, selbst das Lächeln vom Standpunkt des satanischen Gelächters aus einzuschätzen. Zeitgenossen haben oft auf das Erschreckende hingewiesen, das in seiner Art zu lachen gelegen hat.
Dialektik der Warenproduktion: die Neuheit des Produkts bekommt (als Stimulanz der Nachfrage) eine bisher unbekannte Bedeutung; das Immerwiedergleiche erscheint sinnfällig in der Massenproduktion zum ersten Mal.
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