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Daß Baudelaire sich zum Spätlateinischen hingezogen fühlte, dürfte mit der Kraft seiner allegorischen Intention zusammenhängen.

Es ist bei der Bedeutung, die die verfemten Erscheinungsformen der Sexualität im Leben und im Werk von Baudelaire haben, bemerkenswert, daß weder in privaten Dokumenten noch im Werk das Bordell die geringste Rolle spielt. Es gibt aus dessen Sphäre kein Gegenstück zu einem Gedicht wie »Le jeu«. (vgl aber deux bonnes sœurs)

Die Einführung der Allegorie ist aus der durch die technische Entwicklung bedingten Situation der Kunst abzuleiten; und erst im Zeichen der erstern die melancholische Verfassung dieser Dichtung darzustellen.

Im Flaneur, so könnte man sagen, kehrt der Müßiggänger wieder, wie ihn sich Sokrates als Gesprächspartner auf dem athenischen Markte auflas. Nur gibt es keinen Sokrates mehr, und so bleibt er unangesprochen. Und auch die Sklavenarbeit hat aufgehört, die ihm seinen Müßiggang garantiert.

Der Schlüssel für Baudelaires Verhältnis zu Gautier ist in dem mehr oder minder deutlichen Bewußtsein des Jüngern zu suchen, daß sein destruktiver Impuls auch an der Kunst keine unbedingte Schranke habe. Wirklich ist der allegorischen Intention diese Schranke durchaus keine absolute. Baudelaires Reaktionen gegen die école néopaïenne lassen diesen Zusammenhang klar erkennen. Er hätte auch schwerlich seinen Essai über Dupont schreiben können, hätte nicht dessen radikaler Kritik am Begriff der Kunst eine eigene nicht minder radikale entsprochen. Diese Tendenzen suchte Baudelaire mit Erfolg durch die Berufung auf Gautier zu vertuschen.

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Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke

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