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Magdalenenheim

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Mit schnellen, weit ausgreifenden Schritten überquerte Sarah den Hof und ging zu den Ställen hinüber. Tief atmete sie die frische, kühle Luft ein, hoffte, dass die Kälte die brennende Wut in ihrem Bauch ersticken würde. Ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen, und Sarah wischte sie eilig weg. Sie schämte sich! Wieso war sie nicht in der Lage, anderen ihr Glück zu gönnen? Sie nahmen ihr ja nichts weg.

Als sie sich den Ställen näherte, wartete die zweite unangenehme Überraschung an diesem Tag auf sie. Mabel stand bei der Stalltür, wo Horatio gerade ein Pferd striegelte. Sarah erkannte ihren ungezähmten blonden Haarschopf schon von weitem. Hector drückte sich in ihrer Nähe herum und hätte offensichtlich gern ihre Aufmerksamkeit erregt, aber es war unübersehbar, dass sie sich auf Horatio konzentrierte. Ihre Körperhaltung und die Art, wie sie mit ihrem Haar spielte, ließen ihre Absichten erkennen, auch ohne dass Sarah ihre Worte hörte.

Genauso deutlich war, dass Horatio versuchte, sie loszuwerden. Er drehte ihr den Rücken zu, und als Sarah näher kam, hörte sie, dass er auf ihr Plappern nur gelegentlich unwillig brummte, während sie ihn ständig an Arm und Rücken berührte.

Sarah trat hinzu und räusperte sich hörbar.

»Mabel, was führt dich hierher? Bist du gekommen, um unsere Angestellten von der Arbeit abzuhalten, oder suchst du mich?«

Erschrocken fuhr die junge Frau herum, fing sich aber schnell wieder und grinste selbstsicher.

»Oh, Sarah, da bist du ja. Eigentlich habe ich dich gesucht.«

Grimmig verschränkte Sarah die Arme.

»Na, du kannst ja kaum erwartet haben, dass ich plötzlich aus Horatios Hosentasche krieche. Aber das ist jetzt nicht so wichtig, ist etwas passiert?«

Mabel nickte.

»Ja, Mary liegt in den Wehen. Seit gestern Abend.«

Sarah starrte sie ungläubig an.

»Und wieso ruft ihr mich dann erst jetzt!?«

Die andere Frau zuckte mit den Achseln.

»Ist nicht das erste Kind, das bei uns geboren wird. Du weißt selbst, dass das ewig dauern kann. Außerdem ist Mary ja noch etwas früh dran!«

»Genau deshalb hättet ihr mich früher holen müssen!«, rief Sarah erbost und wandte sich an Horatio, um ihn zu bitten, ihr ein Pferd anzuschirren. Sie war dankbar, als sie sah, dass er das Pferd schon bereit gemacht hatte und es jetzt in Richtung der zweisitzigen Kutsche führte - auf ihn war eben Verlass!

Eigentlich hatte Sarah reiten wollen, aber dann hätte sie Mabel auf dem Gut zurücklassen müssen, und sie würde sie auf keinen Fall mit Horatio allein lassen.

Horatio sah den beiden Frauen nach und hielt insgeheim die Luft an, als er sah, mit welch halsbrecherischer Geschwindigkeit Sarah die Kutsche den Hügel hinaufsteuerte. Dass sie kein Wort an ihn gerichtet hatte, fand er extrem merkwürdig. Er überlegte kurz, ob er ihr vielleicht einen Anlass gegeben hatte, wütend auf ihn zu sein, aber er war sich sicher, dass er dieses Mal unschuldig daran war.

Er hatte Mabel nicht einmal angeschaut! Als er jedoch in die Küche kam und Josephine mit Andrew am Tisch sah, da wusste er, was in Sarah gefahren war. Mühsam beherrschte er sich.

»Guten Morgen, Andrew. Miss Kennedy.«

Er nickte den beiden zu, nahm sich eine Scheibe Brot, legte ein Stück Schinken und ein Spiegelei darauf, goss sich einen Tee ein und frühstückte. Er sah den beiden zu, die sichtlich verliebt waren, und spürte eine leichte Bitternis in sich aufsteigen. Jetzt wusste er, warum Sarah wütend war. Es war einfach ungerecht. Die beiden turtelten wie ein junges Paar, während er und Sarah sich nur heimlich ihre Nähe und Liebe zeigen konnten.

Abgesehen von den gesellschaftlichen Zwängen, die scheinbar im Alter, wenn niemand mehr Jungfräulichkeit erwartete, aufgeweicht wurden, war er ein Toter. Es war schon riskant genug, dass er sich überhaupt zeigte. Doch ein offenes Eingeständnis, dass er mit der Tochter des Gutsherrn ein Verhältnis hatte, das würde zu noch größerem Gerede führen und möglicherweise in falsche Ohren kommen.

Brüsk erhob er sich. »Sie entschuldigen mich. Ich muss heute noch ein paar Pferde beschlagen lassen.«

Er legte den Kopf schief. »Und bald wird es Zeit, darüber nachzudenken, welche unserer Stuten wir als erstes decken lassen.«

Diese Bemerkung konnte er sich nicht verkneifen. Er verließ die Küche und suchte den Schmied auf. Er musste sich jetzt körperlich abreagieren, und da half es, wenn er auf Hufeisen herumhämmerte.

Die O´Leary Saga

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