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VORWORT

Dr. Theo Zwanziger


Von Julius Hirsch habe ich zum ersten Mal im Jahr 2000 in der Ausstellung anlässlich des 100-jährigen DFB-Jubiläums in Oberhausen gehört. Es ging mir wie wohl den meisten. Natürlich wusste ich, dass auch der Fußball als Teil der damaligen Gesellschaft in die unvorstellbaren Verbrechen der Nazis involviert war. Doch die Namen und die Schicksale der Opfer und auch der Täter aus dem Fußball waren damals noch fast unbekannt. Ich schaute mir die Dokumente in der Ausstellung an, die das Leben von Julius Hirsch, seine Karriere als Fußballer, und schließlich auch seine Verfolgung und Ermordung dokumentierten. Ich war erschüttert. Im gleichen Jahr fassten wir im DFB-Präsidium den Entschluss, die Rolle des Verbandes im Dritten Reich wissenschaftlich unabhängig aufarbeiten zu lassen.

Die Ergebnisse dieses Forschungsauftrags legte der Historiker Dr. Nils Havemann im Frühjahr 2005 vor. In diesen Monaten kam ich zum zweiten Mal, dieses Mal viel enger, mit der Biografie von Julius Hirsch in Berührung. Uns war klar, dass diese wissenschaftliche Aufarbeitung nur ein Anfang sein konnte, nicht das Ende. Und so gingen wir auf die Familie Hirsch mit der Idee zu, in ihrem Namen, im Namen von Julius Hirsch, einen Preis zu stiften, um denjenigen, die sich im und um den Fußball gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus engagieren, ein Gesicht zu geben. Und ein eindeutiges Zeichen des Fußballs zu setzen: Nie wieder! Die Familie willigte ein und gab dem DFB, dessen Verbände und Vereine ihren Großvater einst verstoßen hatten, damit ein Geschenk, das nicht hoch genug zu schätzen ist.

Seitdem ist viel geschehen. Der Julius-Hirsch-Preis hat sich heute, im siebten Jahr seines Bestehens, zu einer Institution entwickelt, die innerhalb wie außerhalb des Sports wahrgenommen wird. Seine Preisträger, couragierte Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche aus Vereinen, Faninitiativen und der Gesellschaft, die nicht selten auch gegen Ignoranz und Widerstände zu kämpfen haben, stehen im Rampenlicht.

Und der Name Julius Hirsch, Nationalspieler, Olympiateilnehmer und Deutscher Meister, hat wieder seinen Platz in der Fußballgeschichte. Es ist das Verdienst von Autoren wie Werner Skrentny, dazu beigetragen zu haben, die Namen und Schicksale dieser Männer dem Vergessen zu entreißen, dem sie schon fast anheimgefallen waren. Er verschweigt nicht, dass es auch im Sport mehrere Generationen gedauert hat, bis dieser sich ernsthaft seinem Teil der Verantwortung für das Geschehene gestellt hat. Auch das ist Teil der Geschichte, Teil eines Erbes, mit dem wir leben und aus dem wir lernen müssen.

Die vorliegende Biografie ist vielleicht die ausführlichste, die je einem der jüdischen Opfer im Sport gewidmet wurde. Sie zeichnet detailreich nach, wie der Rassenwahn der Nazis und die Gleichgültigkeit von Millionen Mitläufern einen gefeierten Nationalstürmer, einen ehrbaren Karlsruher Kaufmann, den deutschen Bürger Julius Hirsch und seine Familie demütigt, erniedrigt und ihn schließlich ermordet. Dieses Buch ist ein Denkmal für den Menschen Julius Hirsch und ein Mahnmal für die Zukunft.

Ich empfinde es als Glück, dass es mir mein Amt ermöglicht, einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass der Name Julius Hirsch heute für eine andere Generation, für einen anderen Fußball und für ein anderes Land steht. Er steht für Versöhnung und für Hoffnung. Ich bin der Familie Hirsch dankbar, dass sie es uns, den Mitgliedern der Jury des Julius-Hirsch-Preises, erlaubt hat, diesen Weg in den letzten Jahren gemeinsam zu gehen. Die Würde und Offenheit, mit der sie das Erbe von Julius Hirsch bewahrt und gleichzeitig ein Zeichen für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde für die Zukunft setzt, verdient den größten Respekt.

Ich wünsche diesem Buch viele Leser, im Fußball und darüber hinaus.

Dr. Theo Zwanziger

Vorsitzender der DFB-Kulturstiftung und der

Jury des Julius-Hirsch-Preises des DFB

Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet.

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