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Gärten und Felder

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Gärten gab es auch, wenn man auf der Straße, die an unserem Haus vorüberführte, weiterging: nach vierzig Metern bog sie rechts ab und hieß Friedensstraße. Geradeaus kam man zwischen Äcker und Felder.

Auch wir hätten da ein Feld mit Kartoffeln, Gurken, Bohnen, Salat, Träubleshecken und herrlichen Breschtlingen. Viel besser schmeckten aber die Erdbeeren und Himbeeren im Nachbargarten – und noch mehr in dem eingezäunten Grundstück weiter oben.

Zweimal habe ich es riskiert und bin drübergestiegen – einmal wurde ich erwischt! Herr Ostertag schleifte mich gleich zu meiner Mutter, und von der bekam ich dann den Ranzen voll, was nicht oft geschah. Aber dieses Mal hatte ich es verdient – da wir ja diese Sachen alle selber hätten und ich sie niemand stehlen brauchte!

Dort auf diesen Feldern, die an unser Haus angrenzten, und unmittelbar dahinter ließ ich in jedem Jahr auch meinen Drachen steigen. Nicht nur ich, sondern alle Kinder in dieser Gegend. Den Drachen hatte ich selber gemacht; die Holzleisten hatte ich mir in einer Schreinerei geholt und sie zu einem Gerüst zusammengenagelt. Darauf spannte ich Packpapier oder Stoff. Genauso wichtig war natürlich die Schnur, an der man den Drachen hinaufließ und dann oben in der Luft führte. Da hatte ich auch immer Glück: die Schnur war lang und der Wind gut. Jeder Absturz war vorherzusehen und fiel also nicht so schlimm aus.

Weiter hinten wurden diese Felder – dort mehr Wiesen mit Bäumen; Äpfel-, Kirsch-, Birnen- und Zwetschgenbäumen – von einem Wassergraben zerschnitten. Es war ein ziemlich wilder Graben von unterschiedlicher Breite und wechselndem Wasserstand; einmal war er links und rechts von Erlen und Eschen eingesäumt und eine Brücke oder ein Steg führte darüber, dann sah man wieder kaum den genauen Verlauf in der sumpfigen Wiese.

Ich interessierte mich für jeden Abschnitt, kannte alle seine Kurven und Tiefen bis hinauf in den Wald, wo er als kleiner Wasserstrahl – im Frühjahr stärker als im Sommer – aus dem Boden drückte, und dann unterwegs zum großen Bach im Ort flossen immer mehr Quellen und Rinnsale hinzu.

Wie die anderen Kinder hatte ich mein besonderes Revier, das ich verteidigte und das man mir ließ.

Hier baute ich meine Gumpen, indem ich das Wasser mit Steinen, Holz und Letten staute.

In diesem Bereich schälte ich im Frühjahr auch die Haut von den Eschen und drehte sie zu sogenannten Dudelsäcken zusammen: so nannten wir die Röhren, die vorne ganz dünn anfingen und nach hinten immer weiter wurden. Auch das Mundstück klopfte ich mir selber mit dem Griff meines Taschenmessers von einem Zweig ab.

So hatte ich immer Arbeit, und es mangelte mir an nichts; was mir fehlte, das holte ich mir im Wald oder am Bach und machte es daheim vollends fertig.

Näher zum Himmel oder Fall Karl Simpel

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