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Fahrrad

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Auf mein erstes Fahrrad mußte ich sehr lange warten. Im Haus – genauer gesagt: im Schopf – gab es nur einen alten, verrosteten Rahmen mit zwei Rädern. Aber keine Schläuche und keine Mäntel; die waren in dieser Zeit auch nirgends zu bekommen. Auch die Kette fehlte.

Ein Mann, der immer im Haus und auf den Feldern half, gab mir mal den Rat, ich solle doch Seile in die Felgen legen und damit herumfahren; aber das ging nicht. Das Seil mußte ja zusammengemacht werden, und der Knopf war nachher viel zu dick, so daß sich das Rad mit den Seilern gar nicht erst durch die Gabel drehen ließ.

Trotzdem konnte ich Fahrrad fahren und durfte ich Fahrrad fahren. Einmal mit dem Fahrrad – einem Herrenfahrrad – eines Mannes, der bei uns zu Besuch war. Ich kannte ihn nicht, und auch meine Mutter kannte ihn offenbar nicht; aber er stand eines Tages vor der Haustür und sagte, daß er etwas zu Essen und zu Trinken haben wolle, er würde auch dafür etwas arbeiten.

Er blieb zwei oder drei Tage bei uns – ein Schaffer war er nicht, er hatte offenbar vorher noch nie geschafft, das sah man sofort, so wie er eine Mistgabel, eine Schaufel oder einen Rechen in die Hand nahm – von einer Axt oder einem Beil zum Holzspalten ganz zu schweigen; da bekam sogar ich Angst! Aber er hatte ein Fahrrad, und er ließ mich damit fahren. Natürlich reichte ich noch nicht auf den Sattel; ich trat seitlich, unterhalb der Lenkstange die Pedale. Das ging ganz gut, und ich flog damals auch nicht mehr hin wie später mit dem eigenen Fahrrad und richtig im Sattel sitzend und von oben her treppelnd.

Gewisse Dinge waren im Krieg einfach nicht zu kriegen. So ging es mir auch mit dem Fußball; einen echten Lederball hatte ich endlich bekommen, aber es fehlte mir die Blase dazu. Ich klapperte ein Geschäft und eine Sattlerei nach der anderen ab, in unserem Ort und in der Umgebung. Ich war tagelang unterwegs – aber eine richtige Gummiblase fand ich nicht!

So behalf ich mir dann mit einer Sauenblase, damit blieb doch eine Zeitlang die Luft im Ball, und man konnte damit kicken. Ich war sehr stolz darauf, und die Kinder folgten mir wie ein Hund, wenn ich nur mit dem Ball irgendwo auftauchte.

Näher zum Himmel oder Fall Karl Simpel

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