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Im Krieg

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Wie gern wäre ich bei der Hitlerjugend gewesen; die hatten so schöne Halstücher, Hemden und Hosen, Gürtel und Dolche. Ich hatte nur mein Holzgewehr und die Pickelhaube – ja, und den Gürtel! Aber das war doch nichts im Vergleich zu den Gürteln der Hitlerjugend.

Die machten so schöne Geländespiele, zündeten Feuer an, hockten sich drum herum und sangen.

Aber wenn ich einmal ein Feuer im Wald machen würde, dann würde es gleich heißen, der Wald brennt. Und einmal hat es auch gebrannt – nicht im Wald und nicht, weil ich gezündelt hatte –, sondern davor. Der Brandstifter hieß Franz Kerz; er hatte, so wie das auch andere machten und gemacht haben, im Frühjahr das dürre Gras unterhalb des Waldes angesteckt. Dann wurde das Feuer immer größer, erfaßte einige Büsche und griff auch in den Wald über.

Aber da war schon die Feuerwehr alarmiert und die ganze Bevölkerung: die zog – Kind und Kegel, Herr und Hund – den Hang hinauf. Denn es hieß: der Wald brennt – der Kerz hat den Wald angezündet! Aber es war nicht der ganze Wald – den hätte einer allein nicht anzünden können, so groß ist der um unser Dorf in dem Tal herum.

Bei der Hitlerjugend hat der Wald nie gebrannt, und wenn nachts die Flammen noch so hochschlugen. Das war etwas anderes, und da waren ja auch ältere Leute dabei als Führer. Ich hätte da sehr gern mitgemacht. Aber ich war noch zu jung – und dann wollte man mich auch nicht!

Wenigstens eine Uniform hätte man mir schenken können – vielleicht bekam ich noch eine, oder ich stahl mir eine. Meine Mutter nähte Uniformen – Soldatenuniformen – für ein Geschäft in der Nachbarstadt. Sie machte Heimarbeit; sie nähte die Knöpfe an die Kittel und an die Hosen – nur die Knöpfe: die Uniformen wurden gebracht und wieder abgeholt. Da hätte man keine wegnehmen können; die wurden alle genau gezählt.

Warum konnte mir mein Vater keine Uniform besorgen? Der war doch dabei – bei diesem Hitler; da hätte er mich doch auch einstellen können. Vielleicht hätte er nur einmal ein Machtwort sprechen müssen; aber der sprach nur dort ein Machtwort, wo es nicht viel galt – in der Wirtschaft, sagte meine Mutter! Freilich meine Mutter wollte nicht, daß ich zur Hitlerjugend gehe – und gegen Uniformen hatte sie auch etwas. Gegen jede Uniform! Sie nähte halt Knöpfe an.

Näher zum Himmel oder Fall Karl Simpel

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