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Neue Kleider

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Nein, neue Kleider und Schuhe brauchte ich am allerwenigsten: ich konnte die Leute nie verstehen, wenn sie mir für einen Gefallen, den ich ihnen tat, einen Kittel oder eine Hose schenkten. Das war auch bei meinen Tanten so, und am Anfang sogar bei meiner Mutter. Aber dann hatte sie es zum Glück eingesehen.

Ich hatte ja meine Stiefel; wenn die Sohlen abgelaufen waren, was nicht nur einmal der Fall war, kamen neue drauf. Meistens machte das ein Schuhmacher im Ort, immer der gleiche. Dann aber auch mal mein Ähne, der mir auch regelmäßig die Glatze schnitt. Und wenn ich die Nägel verlor, dann wurden neue eingeschlagen. Die Nägel auf den Sohlen meiner Stiefel waren mir eigentlich das wichtigste: ohne sie hätte ich ja keine Funken auf dem Pflaster schlagen können.

Nein, neue Kleider und Schuhe brauchte ich keine. Ich hatte ja die alten, und die mochte ich mehr als alle andern.

Wenn ich unbedingt eine Hose, ein Hemd, einen Kittel oder einen Hut brauchte, dann holte ich mir diese Sachen von den Vogelscheuchen in den Weizenfeldern und auf den Kirschbäumen. Die paßten mir wie angegossen, da mußte man nicht lange schauen. Und Löcher hatten diese Sachen auch, durch die konnte die Haut atmen.

Es kam vor, daß ich den Kameraden auf dem Feld und zwischen den Ästen meine frischen Sachen anzog, die mir von den Verwandten oder den Leuten aufgedrängt wurden. Das war immer ein Mordsgeschäft. Denn die Vogelscheuchen hatten auch ihren Willen; die wollten auch keine neuen Sachen, die waren mit ihrem alten Gruuschd zufrieden. Und ich mußte dann meine ganze Überredungskunst aufbieten. Schließlich wurden wir uns einig und sie nahmen mein neues Zeugan–wenn es nicht zu oft vorkäme, sagten sie!

Die Vogelscheuchen waren ja mit dem Wind im Bunde: wenn der ging, bewegte sich an ihnen alles, und dann sprachen sie mit mir. Ich behängte mich zeitweise auch mit den Büchsen und Metallstreifen, die zur Abschreckung der Vögel an den Vogelscheuchen hingen. Manchmal band ich mir auch eine Büchse mehr an den Fuß, so daß man mich schon von weitem hörte – Karl der Funkenschläger kommt; mit Büchsen und Funken, hieß es im Flecken.

Schwierigkeiten gab es nur mit den Kappen, den Schals und den Handschuhen: in dieser Hinsicht waren die Vogelscheuchen weniger üppig ausgestattet, so daß ich mich hier von den Leuten und den Verwandten mit neuen Sachen beschenken ließ, schließlich wollte ich nicht frieren. Bei den Vogelscheuchen war das anders: die froren nicht.

Ja, und in der Zeit, in der meine Stiefel beim Schuhmacher waren, brauchte ich ja auch etwas an die Füße: da zog ich halt ganz normale Schuhe an und unterließ für eine Weile das Funkenschlagen.

Näher zum Himmel oder Fall Karl Simpel

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