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LAIDLAW SASS AN SEINEM SCHREIBTISCH und empfand eine ihm nicht ganz unvertraute Trostlosigkeit. Zeitweise büßte er dafür, er selbst zu sein. Wenn ihn diese Stimmung packte, war ihm alles egal. Nichts, das er sich vorstellen konnte, hätte ihm Befriedigung verschafft, kein Erfolg, kein Lebensstil, kein Wunschtraum und auch nicht dessen Erfüllung.

Die vergangene Nacht und der heutige Morgen hatten es nicht besser gemacht. Irgendwann hatte er Bob Lilley und den anderen schließlich die Observierung in Dumfries überlassen. Aufgrund glaubhafter Informationen waren sie einem Wagen aus Glasgow gefolgt. Über verschlungene Umwege hatte er sie nach Dumfries geführt. Soweit Laidlaw wusste, parkte er dort immer noch – auf dem brachliegenden Gelände nebem dem Pub. Nichts war passiert. Anstatt die Verdächtigen auf frischer Tat bei einem Einbruch zu ertappen, folgten drei Stunden Nasebohren. Er hatte die Kollegen sitzen lassen und war ins Büro zurückgekehrt. Schwermut, süße Schwermut.

Seltsam, dass dieses wiederkehrende Gefühl seit jeher zu ihm gehörte. Schon als Kind hatte er es in besonderer Form verspürt. Er erinnerte sich an Nächte, in denen ihn die Schrecken der Dunkelheit ins Schlafzimmer seiner Eltern getrieben hatten. Er musste meilenweit gerannt sein in seinem Bett. Es hätte ihn nicht gewundert, hätte seine Mutter die Laken wechseln müssen. Da waren Fledermäuse und Bären, Wölfe schlichen an der Tapete entlang. Die Spinnen waren die schlimmsten, große haarige Biester, mit mehr Beinen als eine Truppe Revuetänzerinnen.

Heutzutage waren die Ungeheuer weniger exotisch, gleichzeitig aber unausweichlicher. Er trank zu viel – nicht aus Vergnügen, eher systematisch, als wär’s verschnittener Schierling. Seine Ehe war ein Labyrinth ohne Ausweg, eine Unendlichkeit an Gewohnheiten, Kränkungen und Betrügereien, die Ena und er getrennt durchirrten, dabei unterwegs ab und zu ihren Kindern begegneten. Er war Polizist, Detective Inspector, und fragte sich immer öfter, wie es dazu hatte kommen können. Und er war fast vierzig.

Er betrachtete das Durcheinander auf seinem Schreibtisch. Als hätte ihm das Schicksal auf der einsamen Insel seiner Gefühle nicht mehr gelassen: zwei Gesetzbücher mit schwarzem Einband, das Scottish Criminal Law und das Road Traffic Law, den roten MacDonald’s mit Präzedenzfällen und das blaue Buch mit den Kommentaren, außerdem der Ordner über britische Kriminalfälle und ein anderer mit Fallberichten. Er fragte sich, wie man daraus Erfüllung gewinnen sollte.

Ihm war bewusst, wie aufgeräumt Bob Lilleys Schreibtisch gegenüber wirkte. War Ordnung gleich Zufriedenheit? Er blickte auf die Pinnwand neben der Tür: Dienstpläne, Mitteilungen, ein Foto des »Totengräbers« – ein Hochstapler, für den Laidlaw etwas übrighatte –, Überstundenvergütung, die Teilnehmerliste einer Tanzveranstaltung des Crime Squad. Mit diesen Bruchstücken stützte ich meine Trümmer.

Im Kern dieser Stimmung waren Schuldgefühle, dachte er und staunte wieder einmal über die Erkenntnis. Das Bedürfnis, ständig die Asche der eigenen Vergangenheit zu durchsieben, hatten ihm gewiss nicht seine Eltern eingeimpft. Sie hatten ihr Möglichstes getan, ihn sich ihm selbst zum Geschenk zu machen. Vielleicht bekam man als gebürtiger Schotte Gewissensbisse gleich mit in die Wiege gelegt, und eine ordentliche Portion Calvinismus verhinderte, dass man je mündig wurde, sodass ein Großteil der aufgebrachten Energie in Form von Schuld auf einen selbst zurückschlug. Jedenfalls war das bei ihm so.

Erneut erschien ihm sein eigener Charakter als verschlungenes Paradox. Er war ein potenziell gewalttätiger Mensch, der Gewalt verabscheute, ein untreuer Verfechter der Treue, ein umtriebiger Mann, der sich danach sehnte, verstanden zu werden. Er war versucht, die Schublade seines Schreibtischs zu öffnen, in der er Kierkegaard, Camus und Unamuno wie einen geheimen Schnapsvorrat verwahrte. Stattdessen atmete er geräuschvoll aus und ordnete Papiere. Ihm fiel nichts Besseres ein, als die Paradoxa mit Leben zu erfüllen.

Als das Telefon klingelte, sah er gerade den Bericht durch. Einen Augenblick starrte er es an, als könnte er es damit zum Schweigen bringen. Dann griff seine Hand zum Hörer, bevor er es wollte.

»Ja. Laidlaw.« Die Härte und Festigkeit seiner Stimme verwunderte die Person, die dahinter kauerte – ein sprechender Fötus!

»Jack. Bert Malleson. Du hast gesagt, wenn sich was Interessantes ergibt, willst du’s wissen. Also: Wir haben Bud Lawson hier.«

»Bud Lawson?«

»Kannst du dich an einen Fall von schwerer Körperverletzung erinnern? Ist jetzt schon eine Weile her. In der Innenstadt. War ein Fall der Central Division. Aber das Crime Squad hatte auch damit zu tun. In der Seitenstraße zwischen Buchanan Street und Queen Street Station. Das Opfer wäre fast gestorben. Bud Lawson stand im Verdacht, aber bewiesen werden konnte ihm nichts. Irgendeine Verbindung gab’s. Irgendeinen Streit.«

»Ja.«

»Na ja, jetzt ist er hier. Kommt mir ein bisschen komisch vor. Er will seine Tochter vermisst melden. Weil sie gestern Nacht nicht vom Tanzen nach Hause kam. Ist aber erst ein paar Stunden her. Gibt mir zu denken. Vielleicht willst du mit ihm reden.«

Laidlaw wartete. Er war müde, würde bald nach Hause gehen. Es war Sonntag. Am liebsten hätte er sich reingelegt wie in eine heiße Badewanne, hätte sich am Ego gekratzt, da wo’s juckte. Aber er verstand, was Sergeant Malleson meinte. In ihrem Bemühen, ständig alles zu durchschauen, neigen Polizeibeamte dazu, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Wowie! Zowie! Der Mann mit dem Röntgenblick. Vielleicht war was dran.

»Okay. Ich will mit ihm reden.«

»Ich lasse ihn hochbringen.«

Laidlaw legte auf und wartete. Als er den Fahrstuhl hörte, stellte er Bob Lilleys Stuhl vor seinen Schreibtisch und setzte sich wieder. Stimmen kamen näher, eine verzweifelte, die andere ruhig, wie ein von Gewissensbissen geplagter Sünder und ein müder Priester. Was gesagt wurde, konnte er nicht verstehen. Und er hatte es nicht eilig, es herauszufinden. Dann wurde geklopft. Er wartete die unvermeidbare Pause ab. Was sollte er solange machen, Schmuddelzeitschriften verstecken? Die Tür ging auf und Roberts führte den Mann herein.

Laidlaw stand auf. Er erinnerte sich an Bud Lawson. Sein Gesicht ließ sich nicht leicht vergessen. Es lag so viel Wut darin, dass es an der Fassade einer mittelalterlichen Kirche nicht aufgefallen wäre. Laidlaw hatte ihn zornig und in Rage erlebt, damals hatte Lawson Beweise verlangt, als wäre er bereit gewesen, sich darum zu prügeln. Aber jetzt war er nicht zornig oder vielmehr dem Unzornigen so nah, wie er nur sein konnte – was lediglich bedeutete, dass er seine Wut beiseitegeschoben hatte. Er hatte sie abtransportiert wie eine Lasterladung voller Eisenschrott, und jetzt suchte er jemanden, auf dem er sie abladen konnte. Unter seiner Jacke trug er ein am Kragen offenes Hemd. Ein Schal der Rangers lugte heraus.

Als er ihn betrachtete, sah Laidlaw einen Mann, der glaubte, das Gesetz selbst in die Hand nehmen zu dürfen, einen, der auf Rache sann. Immer gab es einen Schuldigen, der für das Geschehene verantwortlich war, und er selbst wollte es sein, der sich dessen annahm. Laidlaw war sicher, dass Lawsons Zorn vor Menschen nicht haltmachte. Er konnte sich vorstellen, wie er Krawatten zerriss, weil sie sich nicht binden ließen, oder undichte Zahnpastatuben auf dem Boden zertrampelte. Seine Gesichtszüge wirkten wie ein Streit, der sich nicht gewinnen ließ.

»Setzen Sie sich, Mr Lawson«, sagte Laidlaw.

Er setzte sich nicht, er sackte hin. Die Hände umklammerten die Knie, zwei kleine Megalithen. Aber seine Augen waren schreckhaft. Laidlaw schien, sie versuchten den Überblick über all die Unwägbarkeiten zu behalten, die ihm durch den Kopf schossen. In diesem Moment war er sicher, dass Bud Lawson sich aufrichtig sorgte. Zum ersten Mal ließ er Sergeant Mallesons Verdacht in Gedanken gelten, um ihn dann allerdings zurückzuweisen.

Mit dieser Feststellung überkam Laidlaw auch ein Anflug von Mitgefühl mit Bud Lawson. Er erinnerte sich, wie viel Druck sie auf ihn ausgeübt hatten, und bedauerte dies jetzt. Bud Lawson stand im Zwist mit der Welt. Aber wer kannte schon die genauen Gründe? Zweifellos gab es Schlimmeres. Was auch immer er getan haben mochte, seine Tochter schien ihm viel zu bedeuten.

Laidlaw setzte sich an seinen Schreibtisch. Er zog den Notizblock näher zu sich heran.

»Erzählen Sie mir, Mr Lawson«, sagte Laidlaw.

»Kann auch gar nichts sein.«

Laidlaw beobachtete ihn.

»Ich meine, ich weiß es nicht. Verstehen Sie? Sadie, meine Frau, kommt um vor Sorge. Das ist noch nie vorgekommen. So spät war’s noch nie.«

Laidlaw sah auf die Uhr. Es war halb sechs Uhr morgens.

»Ihre Tochter ist nicht nach Hause gekommen.«

»Genau.« Der Mann sah aus, als würde es ihm selbst gerade erst richtig bewusst. »Als ich weg bin, war sie noch nicht da.«

Laidlaw sah eine neue Angst im Blick des Mannes andere Ängste verdrängen – er fürchtete jetzt, sich zum Narren zu machen, während seine Tochter inzwischen zu Hause im Bett lag.

»Wie lange ist das her?«

»Zwei Stunden vielleicht.«

»Sie haben eine Weile gebraucht bis hierher.«

»Hab sie gesucht. Hab ein Auto, verstehen Sie? Bin ein bisschen rumgefahren.«

»Wo?«

»In der Gegend. Überall. Durch die Stadt. Bin fast durchgedreht. Als ich dann in der Stadt war, ist mir die Wache hier wieder eingefallen.« Es klang wie eine Kampfansage. »Und ich bin reingekommen.«

Laidlaw dachte, ein Fahrraddiebstahl wäre konkreter gewesen. Bud Lawson hatte übereilt und aller Wahrscheinlichkeit nach trotzig reagiert. Er brauchte die Polizei, zur Beruhigung. Was Laidlaw jetzt sagte, diente vor allem laienhaften therapeutischen Zwecken.

»Erzählen Sie lieber mal von Anfang an.«

Der wirre Bericht des Mannes floss wie durch einen Filter auf Laidlaws Notizblock.

Jennifer Lawson (18 Jahre). 24 Ardmore Crescent, Drumchapel. Hat am Samstag den 19. um 19 Uhr das Haus verlassen. Trug Jeansanzug, gelbe Plateauschuhe, ein rotes T-Shirt mit gelber Sonne vorne drauf, dazu eine braune Schultertasche. Sie ist 1,73 m groß, schlank, hat schulterlanges schwarzes Haar. Ein Muttermal auf der linken Schläfe. (»Das weiß ich, weil sie sich Sorgen gemacht hat, als sie klein war. Hat gedacht, damit hätte sie keine Chancen bei den Jungs. Sie wissen ja, wie Mädchen sind.«) Beruf: Verkäuferin (Treron’s). Angegebener Zielort: das »Poppies«, eine Disco.

Auf dem Papier wirkte es übersichtlich. In Bud Lawsons Gesicht herrschte dagegen Chaos. Laidlaw hatte getan, was er konnte. Er hatte ihm zwei professionell geschulte offene Ohren geschenkt.

»Also, Mr. Lawson. Im Moment können wir nichts weiter tun. Ich habe die Beschreibung. Wir werden sehen, ob sich was ergibt.«

»Sie meinen, das war’s?«

»Ist noch ein bisschen früh für einen landesweiten Ausnahmezustand, Mr Lawson.«

»Mein Mädchen ist verschwunden.«

»Das wissen wir noch nicht, Mr Lawson. Haben Sie Telefon?«

»Nein.«

»Vielleicht hat sie den Bus verpasst. Dann hätte sie keine Möglichkeit gehabt, Bescheid zu sagen. Oder sie übernachtet bei einem Freund.«

»Bei einem Freund? Das soll sie mal versuchen …«

»Mr Lawson, sie ist erwachsen.«

»Was Sie nicht sagen! Achtzehn ist sie. Und wann sie erwachsen ist, bestimme ich. Das ist das Problem heutzutage. Alle sind sie klüger als ihre Eltern. In meinem Haus gibt’s das nicht. Also, was zum Teufel unternehmen Sie jetzt?«

Laidlaw sagte nichts.

»Ach ja, ich hätt’s wissen müssen. Ist wegen mir, oder? Wär’s ein anderer, würden Sie sich ein Bein ausreißen.«

Laidlaw schüttelte den Kopf. Sein Mitgefühl war allmählich aufgebraucht.

»Ich lass mich nicht abwimmeln. Ich will, dass was passiert. Verstanden? Ich will, dass Sie was unternehmen.« Er wurde lauter. »Das ist das Problem heute überall auf der ganzen Welt. Niemand kümmert sich um irgendwas.«

»Halt!«, sagte Laidlaw und hob die Hand. Der Verkehr kam zum Stillstand.

Laidlaw beugte sich über den Tisch. »Ich bin Polizist, Mr Lawson. Kein Müllsack. Schreiben Sie Ihre Lebensphilosophie auf eine Postkarte und schicken Sie sie an wen Sie wollen. Aber verschonen Sie mich.«

Lawsons Schweigen war reine Konfrontation.

»Hören Sie«, fuhr Laidlaw fort. »Ich kann Ihre Sorge nachvollziehen. Aber im Augenblick werden Sie damit leben müssen. Kann gut sein, dass Jennifer heute Morgen noch nach Hause kommt. Ich denke, Sie sollten zu Ihrer Frau gehen und warten.«

Bud Lawson stand auf. Er wollte zur Tür, ging aber in die falsche Richtung. Eine Sekunde lang wirkte er seltsam verletzlich, und Laidlaw glaubte, durch den Spalt seiner Unschlüssigkeit eine andere Person unter der rauen Schale zu entdecken. Er erinnerte sich an seine eigene Zerbrechlichkeit von vor nur wenigen Minuten. Eine Schildkröte braucht ihren Panzer, weil ihr Fleisch so weich ist. Laidlaw hatte Mitleid mit ihm.

»Kommen Sie«, sagte er. »Ich zeige Ihnen den Ausgang.« Er hatte die Seite aus seinem Notizblock gerissen, hielt sie in der Hand. »Hier rauszufinden ist schlimmer als Kreuzworträtsel lösen.«

An der Tür fiel Laidlaw wieder ein, was Bob auf dem Tisch liegen hatte – eine beschriftete Kassette, die als Beweismittel in einem Fall dienen sollte. Er schloss das Büro ab und legte den Schlüssel auf den Türrahmen.

Bud Lawson ließ sich hinausführen. Über die Treppe gingen sie drei Stockwerke nach unten. Als sie am Empfang vorbeikamen, war sich Laidlaw der Blicke des Desk Sergeant bewusst, erwiderte diese jedoch nicht. Auf der Straße war der Morgen kühl. Würde ein schöner Tag werden.

»Hören Sie, Mr Lawson«, Laidlaw berührte ihn am Arm, »ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse. Wir wollen erst mal abwarten. Vielleicht sollten Sie sich darauf konzentrieren, Ihrer Frau zu helfen. Sie muss außer sich sein vor Sorge.«

»Pah!«, sagte Bud Lawson und ging zu seinem Triumph Baujahr 70, ein Mammut mit Fanschal.

Laidlaw war versucht, ihn zurückzurufen und das, was er zu sagen hatte, noch einmal anders zu formulieren, zum Beispiel mit den Händen am Jackettaufschlag. Aber er ließ den Moment verstreichen. Er dachte daran, was er unter Bud Lawsons Schutzpanzer entdeckt hatte. Als wäre er ihm zum ersten Mal begegnet und wollte die Bekanntschaft nicht verderben. Er atmete die von Abgasen und Fabrikgestank freie Luft und ging wieder rein.

Der Desk Sergeant sagte: »Nichts, Jack? Na ja, du hast es so gewollt. Ich wäre auch mit ihm klargekommen. Sei mir nicht böse, aber wieso willst du immer alles selbst in die Hand nehmen?«

»Wenn du den Kontakt zur vordersten Front verlierst, Bert, bist du tot«, erwiderte Laidlaw.

»Und du glaubst, du hast ihn verloren?«

Laidlaw sagte nichts. Er stützte sich auf den Tisch und notierte etwas auf einen Zettel, als Milligan hereinkam, ein wandelndes Scheunentor. Zurzeit war er ziemlich behaart, wollte zeigen, was für ein Freigeist er war. Sein fast vollständig ergrauter Kopf wirkte dadurch übergroß, wie ein öffentliches Denkmal. Laidlaw fiel wieder ein, dass er ihn nicht leiden konnte. Laidlaws Zweifel an seiner Tätigkeit hatten sich in letzter Zeit immer wieder auf ihn konzentriert. War es möglich, mit Milligan zu tun zu haben, Polizist zu sein und nicht zum Faschisten zu werden? Er zog sich in sich zurück, errichtete ein Absperrung um sich herum und hoffte, Milligan würde einfach weitergehen. Aber an Milligan führte kein Weg vorbei. Seine Laune war ein Spektakel.

»Was für ein Morgen!«, sagte Milligan. »Was! Für! Ein! Morgen! Ich komme mir vor wie der heilige Georg. Der Drache kann was erleben! Lieber Gott, führ mich zu den Bösewichtern, alles Weitere erledige ich selbst. Hab ich da gerade Bud Lawson auf der Straße gesehen? Was wollte der denn?«

»Seine Tochter ist nicht nach Hause gekommen.«

»Wer kann es ihr verdenken, bei dem Vater? Wenn sie auch nur halbwegs nach ihm geraten ist, hat sie wahrscheinlich ihren Freund verprügelt. Und wie sieht’s aus im hohen Norden, ehemaliger Kollege? Ich komme gerade von der Central Division, falls du Hilfe brauchst.«

Laidlaw schrieb weiter. Milligan legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Was ist los, Jack? Du wirkst gequält.«

»Du quälst mich.«

»Ah-ha!« Milligan lachte überheblich von seinem Bulldozer der geistreichen Bemerkungen herab.

»Aus dir spricht ein Magengeschwür. Schau, ich hab gute Laune. Was dagegen?«

»Nein. Aber würde es dir was ausmachen, deinen Maibaum woandershin zu schieben?«

Milligan lachte erneut.

»Jack! Mein in die Jahre gekommener Teenager. Manchmal überfällt mich das dringende Bedürfnis, deine Visage neu zu sortieren.«

»Dagegen solltest du ankämpfen«, sagte Laidlaw, ohne aufzublicken. »So was bezeichnet man auch als Todessehnsucht.«

Er steckte den Zettel zusammengefaltet in seine Innentasche.

»Hör mal, wenn du was über ein junges Mädchen erfährst, lass es mich wissen.«

»Was Persönliches, Jack? Hast du was damit zu tun?«

Der Sergeant grinste. Laidlaw nicht.

»Ja«, sagte er. »Ich kenne ihren Vater.«

Laidlaw

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