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2 Allgemeine Gesetzmäßigkeiten des Trainings und Trainingsprinzipien
ОглавлениеAdaptation
Diese Phänomene der Leistungssteigerung durch sportliches Training beschreibt man als Anpassung oder Adaptation. Die Adaptation führt zu einer Steigerung der Funktionstüchtigkeit, Leistungsfähigkeit und Belastungstoleranz (vgl. Hohmann, Lames, Letzelter 2007). Im Sport gibt es vielfältige Anpassungserscheinungen, die in verschiedenen Bereichen auftreten können (Abb. 2.1).
Allgemeine Gesetzmäßigkeiten des Trainings und Trainingsprinzipien als Steuerungsinstrumente
Wenn ein Training effektiv sein soll, so sind zu seiner Realisierung Kenntnisse über die allgemeinen Steuerungsinstrumente, die sog. allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Trainings bzw. Trainingsprinzipien notwendig. Beide haben eine hohe Bedeutung, wenn es um Planung, Steuerung und Gestaltung des sportlichen Trainings geht. Sie bestimmen Inhalt, Methoden und Organisation des Trainings. Gleichzeitig haben sie einen hohen Allgemeinheitsgrad und werden z.B. erst von Trainingsmethoden konkretisiert. Sie alleine genügen nicht, um ein Training zu planen bzw. zu gestalten.
Adaptationsbereiche
Abb. 2.1: Unterschiedliche Parameter der Anpassungserscheinungen durch Sport
Die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Trainings haben gegenüber den Trainingsprinzipien eine übergeordnete Bedeutung. Die Gesetzmäßigkeiten haben nur in ganz bestimmten Anpassungsbereichen Gültigkeit.
Die folgende Auf- bzw. Einteilung der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Trainings bzw. der Trainingsprinzipien folgt trainingsmethodischen Überlegungen, die dazu dienen sollen, die unterschiedlichen Prozesse und Wirkungsweisen der Adaptation verständlich zu erklären.
Grundlagen, Erhaltung und Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch Training
Training als Adaptationsvorgang
Aus Sicht der Sportbiologie kann Training als ein ständiger Adaptationsvorgang als Folge von Belastung gesehen werden, welche im Organismus zu spezifischen Beanspruchungen führen.
Wie groß die Beanspruchung ist, hängt von der Größe des Störreizes (Trainingsreiz) und dem augenblicklichen Trainingszustand ab (vgl. Hottenrott/Neumann 2016). Das Zusammenspiel von Belastung und Beanspruchung wird durch eine Vielzahl von Einflussgrößen bestimmt, wie Abbildung 2.2 veranschaulicht.
Abb. 2.2: Die Beziehung zwischen den methodischen Steuergrößen der Trainingsbelastung und deren Einfluss auf beanspruchte Funktionssysteme in Abhängigkeit von Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit (mod. nach Hottenrott/Neumann 2016).
Belastungsnormative
Lauftraining Krafttraining
Die Belastungsnormative (auch genannt: Belastungskomponenten, Belastungsmerkmale, Belastungsfaktoren) bilden methodische Steuergrößen der Belastung und sind für die Planung und Dosierung von Trainingsbelastungen sowie die Beurteilung der Trainingswirkung unverzichtbar. Die Belastungsnormative beeinflussen sich gegenseitig. Es ist z.B. nicht möglich, sowohl Reizumfang als auch Reizintensität beim Laufen maximal hoch anzusetzen. Dies wäre nicht durchführbar. Genau das Gleiche gilt für ein Krafttraining an Gewichten. Diese beiden Belastungsnormative müssen in beiden Beispielen wesentlich exakter aufeinander abgestimmt werden.
Die gezielte Auswahl und exakte Festlegung der Belastungsnormativen ist für das Erreichen des gewünschten Trainingseffekts von größter Bedeutung
Belastungsnormativ | Bedeutung |
Belastungsumfang | • bezieht sich auf die Zahl und Dauer der Reize pro Trainingseinheit• als zugehörige Maßzahlen gelten je nach Belastungsreiz Distanzangaben (in m, km), Lastangaben (kg, t), Angaben zur Belastungszeit (s, min, h) und zur Anzahl der Wiederholungen (Anzahl der Intervalle, Anzahl der Sätze, Anzahl der Serien) (vgl. Güllich/Krüger 2013). |
Belastungsdauer | • bezieht sich auf die Dauer der Einwirkung eines Reizes oder einer Serie von Reizen• Dauer einer Ausdauerbelastung, oder eines Krafttrainings, die Zeit eines Spiels/Zweikampfes |
Belastungsdichte | • bezieht sich auf das zeitliche Verhältnis von Belastung und Erholung• Es geht um den zeitlichen Abstand zwischen den Belastungen (Pause). Die Belastungsdichte im Krafttraining wird z.B. über die Erholungszeit zwischen den Serien und Sätzen beschrieben. |
Belastungsintensität | • bezieht sich auf die Höhe/Stärke der Belastung• Maße können die Geschwindigkeit, die Größe des Widerstands beim Bewegen von Gewichten, die mechanische Leistung, die Höhe und Weite bei Sprüngen und Würfen und die Ausführungsqualität sein. |
Belastungshäufigkeit | • bezieht sich auf die Anzahl der Trainingseinheiten (TE) pro Woche (oder eines definierten Zeitraumes)• Breiten- und Gesundheitssport: 2 bis 5 TE/Woche• Spitzensport: z.T. > 20 TE/Woche |
Bewegungskomplexität | • bezieht sich auf die Zusammensetzung der TE aus verschiedenen Trainingsmethoden oder verschiedenen Ausführungsschwierigkeiten. |
Bewegungsausführung | • bezieht sich auf die Ausführungsmodalität der Bewegung, z.B. explosiv, schnell, langsam, fließend, rhythmisch, ästhetisch etc.• In den verlaufsorientierten Sportarten ist dies wichtig• Im Krafttraining ist es bei identischen Belastungsnormativen ein Unterschied, ob die Übungen langsam oder explosiv-schnell ausgeführt werden.• auch wichtig bei Schlagfrequenz im TT, Tennis, Schlagfrequenzen im Rudern oder Kanu. |
Tab. 2.1: Die Belastungsnormativen und ihre jeweilige Bedeutung im Training (mod. nach Güllich/Krüger 2013)
Die gezielte Auswahl und exakte Festlegung der Belastungsnormativen ist für das Erreichen des gewünschten Trainingseffekts von größter Bedeutung!
Abb. 2.3: Modell der Belastungs-Beanspruchungs-Interaktion im Sport (mod. nach Hottenrott/Neumann 2016 und Güllich/Krüger 2013).
Wenn ein Sportler trainiert, so wirken auf seinen Organismus eine Vielzahl von Einflussgrößen ein und bedingen so zusätzlich die psycho-physische Beanspruchung des Sportlers. Es gilt im Training weitere sogenannte Modulatoren (Einflussfaktoren) zu beachten, damit Fehlbelastungen (Überbeanspruchungen) vermieden werden können. Die Beanspruchung wird im Training und Wettkampf neben den Belastungsanforderungen von einer Vielzahl endogener und exogener Faktoren moduliert, was Abbildung 2.3 veranschaulicht.