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|44|Das Konstanzer Konzil

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Die Dissonanz im Lebensgefühl der Menschen des Spätmittelalters hatte nicht zuletzt auch eine religiöse Komponente. Flagellanten, religiöse Schwarmgeister, zogen durchs Land. Man kritisierte, nicht ohne Grund, die Verweltlichung vieler Kloster- und Weltgeistlicher. Bischöfe und Äbte stritten wie weltliche Landesherren um Besitz und Privilegien. Das Vertrauen in die Kirche war am meisten erschüttert durch die Spaltung an der Spitze, das päpstliche Schisma. Man empfand die Krise der Christenheit umso drastischer, als der Papst in Avignon und der in Rom sich vor allem darin zu übertreffen suchten, sich die besten Einnahmequellen bei ihrer Klientel zu sichern. Als sich die beiden Päpste, Gregor XII. in Rom und Benedikt VIII. in Avignon, dem Spruch des Konzils in Pisa nicht beugten, gab es nach der Wahl Johannes XXIII. durch die Kardinäle gar eine »verdammte Dreiheit«. Das Reichsoberhaupt sollte ein Machtwort sprechen und die getrennten Brüder an einen Tisch zwingen. Das tat auch der junge König Sigismund und berief nach zähen Verhandlungen ein allgemeines Konzil nach Konstanz ein.

Die großen Themen des Konzils

Die Bischofs- und Reichsstadt am Bodensee hatte internationales Renommee, vor allem durch ihren Tuchhandel. Für vier Jahre, von 1414 bis 1418, sollte sie zur Drehscheibe der Welt werden. Hier traf sich alles, was Rang und Namen hatte, zum größten und längsten Weltkonzil, das jemals bis dahin stattgefunden hatte in der damaligen Christenheit. Die großen Themen des Konzils – die Fragen des Glaubens, der Einheit und der inneren Reform – bewegten und betrafen auch die Menschen und Mächte in unserem Raum. Hus, der mit freiem Geleit nach Konstanz gekommen war, fand hier bei Predigten viele Zuhörer. Zu predigen war ihm aber untersagt, und deshalb wurde er verhaftet. Man machte ihm den Prozess und verurteilte ihn als Ketzer. Seine Verbrennung geriet zum makaberen Schauspiel. In der Frage der Kirchenreform kam das Konzil nicht recht voran. Am Ende wollte man das meiste in Einzelverträgen (»Konkordaten«) mit den Regierungen regeln.

Papst Martin V.

Johannes XXIII. war in der Hoffnung nach Konstanz gekommen, als rechtmäßiger Papst bestätigt zu werden. Als sich eine andere Lösung abzeichnete, verließ er heimlich inkognito die Stadt und floh mit wenigen Anhängern nach Schaffhausen, um dort als Papst zu amtieren. Unterstützt wurde er vom habsburgischen Landesherren Friedrich von Österreich. Doch König Sigismund konnte die Konfusion, die in Konstanz entstanden war, überwinden, verhängte die Reichsacht über Friedrich und machte so den Papst schutzlos. Dieser floh über Laufenburg nach Freiburg, dann nach Breisach und Neuenburg, kam schließlich nach Freiburg zurück, von wo die Beauftragten des Konzils ihn gefangen nach Radolfzell abführten. Die Konzilsväter setzten ihn ab und wählten, nachdem auch Gregor und Benedikt ihr Amt verloren hatten, den Römer Colonna als Martin V. zum neuen Papst. Das Konklave fand im Kaufhaus der Stadt, dem heutigen »Konzilsgebäude« |45|am See, statt. Johannes XXIII. verbrachte die folgenden Jahre im Gefängnis in Heidelberg und Mannheim und wurde erst gegen Ende seines Lebens in die Heimat entlassen. Der in Konstanz gewählte Papst Martin V. konnte die Erwartungen der Christen an ihre Kirche nicht erfüllen. Seine autoritäre Regierungsweise schuf neue Konflikte zwischen den Vertretern einer Vorrangstellung der Kurie und denen, die im Konzil eine dem Papst übergeordnete Instanz sahen. Erneut musste ein Konzil einberufen werden. Wieder wählte man als Konzilsort eine Stadt am Oberrhein. Im Dezember 1431 wurde in Basel dieses Konzil eröffnet. Der Einfluss der Fürsten auf das Konzil war in Basel nicht geringer als zuvor in Konstanz. Was die Konzilsväter erreichten, war nicht viel. Mit einem Teil der Hussiten konnte man sich verständigen, indem ihnen der »Laienkelch«, d.h. das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, erlaubt wurde. Der Versuch einer Union mit der griechischen Kirche in Byzanz blieb stecken, als bald darauf 1453 die Türken die oströmische Metropole eroberten. Wenig Fortschritte erzielte man in Basel in der Reformfrage. So blieb die Kritik in bezug auf die Missstände an Haupt und Gliedern der Kirche bestehen. Man wird dem Urteil des Tübinger Kirchenhistorikers Fink zustimmen können: »Rom hat die Reform verhindert und dafür wenig später die Reformation erhalten.«

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