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Die Rheinpfalz: von den Staufern zu den Wittelsbachern
ОглавлениеErfolgreicher Landesausbau
Bildete am südlichen und mittleren Oberrhein der Strom eine Grenze zwischen zwei Herzogtümern, so gehörte nördlich davon das Gebiet links- und rechtsrheinisch gemeinsam zur Pfalz, die aus dem Herzogtum Franken hervorgegangen war. Hier wie im Elsass betrachteten sich die Staufer als die Erben der Salier (der Vater Barbarossas war ein Schwager des letzten Salierkaisers Heinrichs V.), die in diesem Raum dominiert hatten. Zwar verlief die Hauptachse der staufischen Macht linksrheinisch von Basel nach Mainz. Doch vom Kraichgau bis in den Odenwald gehörten auch große Teile des späteren Badnerlandes zum staufischen Herrschaftsgebiet. Zur politischen Durchdringung ihres Raumes benutzten die Staufer die gleichen Mittel wie die Zähringer. Sie trieben eine aktive Klosterpolitik, übernahmen die Vogtei von Klöstern, stifteten selbst neue Klöster, vor allem für Zisterzienser- und Prämonstratensermönche, oder statteten bestehende Klöster mit |32|Gütern aus. Einen Schwerpunkt ihrer Klosterpolitik bildete die Region um den »Heiligenforst« im Elsass (so genannt, weil er von vielen Abteien gesäumt war), südlich des besitzreichen Klosters Weißenburg gelegen. Klöster wie Schönau im Odenwald dienten in gleicher Weise wie die zähringischen Schwarzwaldklöster der Binnenkolonisation. Das deutliche Bevölkerungswachstum in dem von den Staufern beherrschten Altsiedelland ermöglichte die Ansiedlung von Kolonisten in den schlechteren Lagen. Zum Schutz der Herrschaftsgebiete ließen die Staufer wie die Zähringer Burgen bauen und setzten ihre Ministerialen als Burgherren ein. Da die staufischen Ritter sich zugleich als Dienstmannen des von den Stauferkaisern regierten Reiches betrachten konnten, genossen sie hohes Prestige. Die eindrucksvollsten Stauferburgen in unserem Raum dürften die Burg Steinsberg bei Sinsheim, die Burg über Eberbach oder die Wildenburg im Odenwald sein. In ihrer heutigen Form stammen sie wie die mächtigen Burganlagen Trifels und Landeck in der westlichen Pfalz aus dem späteren Mittelalter, gehen aber im Kern auf die Stauferzeit zurück.
Der wirtschaftlichen Erschließung des Landes und der besseren Kontrolle von Verkehr und Umland diente den Staufern natürlich auch die Gründung oder der Ausbau von Städten. So verdanken im badischen Raum die Städte Überlingen und Pfullendorf, im nordbadischen Gebiet die Städte Durlach und Ettlingen, Pforzheim und Heidelberg letztlich den Staufern ihren Aufstieg zu zentralen Orten mit Markt, Mauer und Selbstverwaltung.
Die Rheinpfalz wird wittelsbachisch
Kaiser Barbarossa hatte die Rheinpfalz schon 1166 seinem Halbbruder Konrad übertragen. Dessen Herrschaftsgebiet erstreckte sich vom unteren Neckarraum bis über die Mosel hinaus. Das Zentrum der Herrschaft hatte Konrad in Alzey. Als Pfalzgraf hatte er großen Einfluss auf die Bistümer Speyer und Worms, deren Sprengel weit auf rechtsrheinisches Gebiet reichte. Zum Hochstift Worms gehörte Ladenburg, das zur Stauferstadt wurde, wie auch Gelände an der Stelle, wo Konrad die Stadt Heidelberg gründete. Sie sollte den Durchgangsverkehr sichern, der hier auf einer Brücke den Neckar überquerte, und wurde schon bald neben Alzey und anderen Orten zu einem weiteren Mittelpunkt der Pfalzgrafschaft bei Rhein. Aufgrund einer Heirat der Tochter Konrads mit einem Sohn Heinrichs des Löwen kam die Pfalzgrafschaft an die Welfen. Doch bereits 1214 starb der letzte männliche Erbe dieses Geschlechts. So erbte der Sohn des Bayernherzogs, Otto von Wittelsbach, der mit einer Tochter des letzten welfischen Pfalzgrafen verheiratet war, die Pfalz. Ein kleiner Teil im Süden mit Pforzheim ging an die andere Welfentochter, die mit einem Markgrafen von Baden verheiratet war. Der Markgraf machte Pforzheim zur ersten badischen Residenz.
Die Rheinpfalz, die bis 1802 von Wittelsbachern regiert war, nahm unter deren Herrschaft eine stolze Entwicklung. Im Lauf des 13. Jahrhunderts machten die Pfalzgrafen Heidelberg zum Zentrum des Landes. Sie dehnten ihre Macht nach Süden in den Kraichgau und bis nach Bretten und Maulbronn aus. In enger Bindung an das Reich erlangten sie 1356 im Reichsgrundgesetz der Goldenen Bulle den Rang von |33|Kurfürsten mit vielen Privilegien. Durch Stadtgründungen, Klostervogteien und Burgenbau sicherten sich die Pfalzgrafen Macht und Einkünfte. Besonders ertragreich waren die Rheinzölle für sie. Mit der angrenzenden badischen Markgrafschaft konkurrierten die Pfalzgrafen vor allem am mittleren Neckar, wo sie Eberbach und Mosbach, zeitweise auch Wimpfen und Heilbronn gewannen. Das Gebiet südwestlich davon fiel indes an die Markgrafen von Baden.