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Die Zähringer und der Investiturstreit

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Bereits Kaiser Heinrich II. (1002–1024) hatte das Herzogtum Schwaben sozusagen »ins Rampenlicht der Reichspolitik« gerückt. Er zähmte den aufbegehrenden Herzog |25|Hermann III., der die »Heilige Mauritiuslanze« an ihn übergab, fortan eines der höchsten Reichsinsignien. Sie stammte ursprünglich aus dem Besitz der burgundischen Königsfamilie, mit der Heinrich verwandt war. Heinrich gewann Basel für das Reich und sicherte seine Erbansprüche auf das Burgunderreich, die dann sein Nachfolger Konrad II. 1033 antreten konnte. Heinrich förderte in besonderer Weise die schwäbische Grafenfamilie der »Bertholdinger«, indem er ihnen Klostervogteien und Grafschaften übertrug. Als Grafen im Thurgau und in der Baar erhielten sie auch die Grafschaft Breisgau und die Ortenau. Als »Urahn« der Familie gilt ein Bezelin von Villingen, der als enger Vertrauter von Kaiser Otto III. für Villingen das Markt- und Stadtrecht bekam. Sein Sohn Berthold gilt als der erste Zähringer. Ihm hatte Kaiser Heinrich III. versprochen, das Herzogtum Schwaben zu übertragen. Aber nach seinem frühen Tod übertrug seine Witwe Agnes, die für den noch unmündigen Sohn Heinrich IV. die Regentschaft führte, dieses Amt ihrem Schwiegersohn Rudolf von Rheinfelden. Gleichsam als Entschädigung bekam Berthold 1061 das Herzogtum Kärnten zusammen mit der Mark Verona. Er blieb indes hier im südwestdeutschen Raum und führte nur den Titel eines Herzogs. In der Stammburg der Bertholdinger, der Limburg bei Weilheim an der Teck, verstarb Berthold 1078, wurde aber im Kloster Hirsau begraben. Hirsau war vom Grafen von Calw neu belebt worden und bildete ein geistig-geistliches Zentrum der Kirchenreform, die von Cluny ihren Ausgang genommen hatte.

Herzog von Zähringen

Bertholds Söhne verlegten das Zentrum ihrer Herrschaft an den Oberrhein. Berthold II. (1078–1111) wählte um 1080 die Burg Zähringen im vorderen Elztal als neuen Mittelpunkt seines »Hauses« und nannte sich (urkundlich seit 1092) Herzog von Zähringen. In der Folge gründete er in St. Peter eine Abtei als Hauskloster, dann ließ er dort, wo das Dreisamtal in die Oberrheinebene mündet, eine neue Residenzburg errichten und gründete zu ihren Füßen die Stadt Freiburg. Sein Bruder Hermann, der den Titel eines Markgrafen von Verona geerbt hatte, gab seine Besitz- und Grafenrechte zugunsten eines asketischen Lebens als Mönch auf. Er trat in den Konvent von Cluny ein, das Mutterkloster der Kirchenreform, um sein Leben ganz Gott zu weihen und zugleich seiner Familie ewiges Heil zu erwirken. Sein Sohn Hermann II., dem die Mutter zum Besitz am Oberrhein Güter um Backnang vererbt hatte, machte die Burg Hohenbaden zum Familiensitz und nannte sich nach ihr (nachweislich seit 1112) Markgraf von Baden. So wurde Berthold I. zum Begründer von zwei Geschlechtern, die hier im Südwesten wahrhaft Geschichte gemacht haben: Die Herzöge von Zähringen und die Markgrafen von Baden.

Kaiser Heinrich III. hatte einen anderen Adligen vom Oberrhein, Bruno von Eguisheim, auf den Papstthron gebracht. Als Papst Leo IX. hat dieser die Erneuerung der Kirche im Geist von Cluny vorangebracht, die dann unter Papst Gregor VII. zum schärfsten Konflikt mit dem Kaisertum führte, zum Investiturstreit. In jener fundamentalen Auseinandersetzung um die Grundordnung Europas standen die Zähringer auf Seiten der päpstlichen Partei, die den Schwabenherzog Rudolf von Rheinfelden |26|zum Gegenkönig wählte. König Heinrich IV. ernannte daraufhin den mit seiner Tochter verheirateten Friedrich von Büren, der sich nach der Burg Staufen nannte, zum Gegenherzog. Der blutige Konflikt wird Investiturstreit genannt, weil Papst und Kaiser vordergründig um das Recht der Einsetzung (»Investitur«) von Reichsbischöfen »stritten«.

Investiturstreit

Erst nach rund zwei Jahrzehnten schlimmer Gewalt auf beiden Seiten fand sich Berthold II., der 1090 nach dem Aussterben der Rheinfelder von der päpstlichen Partei zum Herzog von Schwaben gegen den Stauferherzog Heinrichs IV. gewählt worden war, zum Ausgleich bereit. Heinrich hatte seine Macht im Reich inzwischen festigen können, auch begann die Front seiner Gegner zu bröckeln. So verzichtete Berthold 1098 auf die schwäbische Herzogswürde, die künftig unbestritten den Staufern verblieb. Er erhielt für das Haus Zähringen im Gegenzug Zürich, das zeitweilig als alemannisch-schwäbisches Herrschaftszentrum gegolten hatte, und den Anspruch auf das »Rektorat« Burgund. Damit bekam sein Herzogstitel ein besonderes Gewicht und brauchte nicht mehr auf Kärnten bezogen werden, das die Zähringer ohnehin nie beherrscht hatten.

Der Ausgleich zwischen den Zähringern und den Staufern ebnete letztlich den Weg auch für den Frieden zwischen Kaiser und Papst, der im Wormser Konkordat von 1122 besiegelt wurde. Darin wurden dem Staat und der Kirche Gleichrangigkeit und jeweilige Eigenständigkeit zugesichert, eine Grundlage der säkularen Entwicklung Europas bis heute.

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