Читать книгу Die Geschichte Badens - Wolfgang Hug - Страница 15

Strukturen kirchlicher Organisation

Оглавление

Eher von oben kam die kirchliche Organisation dieser Entwicklung entgegen. Die Führung der Kirche war in den Händen der Bischöfe. Die in die Spätantike zurückreichenden linksrheinischen Bischofssitze waren wohl nach dem Abzug der Römer zeitweise verwaist, im 7. Jahrhundert jedoch alle wieder besetzt. Basel, Straßburg, Speyer und Worms reichten mit ihrem Sprengel auch auf rechtsrheinische Gebiete. Im Norden des »badischen Raumes« waren die Bistümer Mainz und Würzburg zuständig.

Bischofssitze

In der Zeit kurz vor 600 wurde in Konstanz ein neues Bistum gegründet, wobei im einzelnen nicht gesichert ist, ob der Bischofssitz möglicherweise von Windisch hierher übertragen wurde. Der Ort Konstanz ging auf das spätrömische Kastell Constantia zurück und bot wohl mit Resten einer romanischen Bevölkerung gute Voraussetzungen für ein kirchliches Organisationszentrum. Der Ort lag an der Nahtstelle zwischen dem Einflussbereich des rätischen Bistums Chur und dem noch kaum christianisierten Alemannien, zugleich in der Nähe von Überlingen, wo der damalige Alemannenherzog Gunzo seinen Sitz hatte. Von Anfang an galt das Bistum Konstanz als eine Art Stammesbistum der Alemannen, wenn auch die Grenzen seiner Zuständigkeit erst im Laufe der Zeit so weit ausgedehnt wurden, dass es diesem Anspruch in etwa gerecht wurde. Kaiser Friedrich Barbarossa hat in einem Privileg des Jahres 1155 den Umfang des Bistums umschrieben: Es war das flächenmäßig größte Bistum im ganzen Reich und behielt seine Grenzen bis zur Auflösung im Jahr 1821.

Eigenkirchen

Es hat sicherlich auch nach Gründung des Bistums Konstanz bzw. der Wiederbesetzung der linksrheinischen Bistümer sowie nach der Schaffung der Klöster noch lange gedauert, bis der christliche Glaube die Masse der Landesbewohner erreichte. Sache der lokalen Adligen war es, Kirchen zu bauen und Geistliche einzusetzen, die der Dorfbevölkerung zu predigen und Sakramente zu spenden hatten. Da diese Kirchen auf Herrengut errichtet und vom adligen Grundbesitzer ausgestattet wurden, waren sie weitgehend von ihm abhängig; man spricht von »Eigenkirchen« des Adels. Nur wenige Fundamente von Kirchen aus den ersten christlichen Jahrhunderten konnten bisher durch Ausgrabungen nachgewiesen werden. Anfänglich waren sie aus Holz, einfache Rechteckbauten in der Größe von ca. 6 × 10 Metern und zunächst ohne Turm; später, als man zum |20|Steinbau überging, errichtete man oft über dem Chor einen Turm: Solche »Chorturmkirchen« gibt es vor allem am Oberrhein.


Bistümer und Klöster im Hochmittelalter

Das Netz der Pfarreien war, vor allem in Ausbauzonen des Landes, sehr weitmaschig. Großpfarreien waren für mehrere Dörfer zuständig. Kirche und Pfarrei waren einem oder einer Heiligen als Schutzpatron/in geweiht. Frühe Patrozinien galten den fränkischen Staatsheiligen, besonders Martin, viele einem der Apostelfürsten Petrus und Paulus oder einem anderen der »Zwölfboten«, der Muttergottes oder einem der |21|frühen Missionare und Klostergründer. Der Pfarrer hatte die Verantwortung für Taufen, Eheschließung und Beisetzung. Aus den Gebühren für solche Amtshandlungen bezog er beträchtliche Einnahmen.

Bistum Konstanz

Durch Bonifatius wurde der Aufbau der kirchlichen Verwaltung einheitlicher und straffer organisiert. Der Bischof verkörperte die oberste geistliche Gewalt in der Diözese. Ohne ihn konnte keine Pfarrei eingerichtet oder besetzt werden. Er weihte die Priester und die Kirchen, war aber auch zuständig bei Streitfragen zwischen Geistlichen oder wenn es um schwerwiegende Kirchenstrafen ging. Der Bischof von Konstanz residierte auf dem Münsterhügel der Stadt. Daneben entstand die Bistumskirche, die dem römischen Märtyrer Pelagius und der Muttergottes geweiht wurde. Im dazugehörigen Domstift waren die hohen Geistlichen des Bistums vereint, das spätere Domkapitel, das sich im 9. Jahrhundert ausbildete. Zu dieser Zeit bestand auch schon eine Domschule in Konstanz. Dem Bischof waren eine Zeitlang – etwa zwischen 750 und 850 – die großen Bodenseeklöster St. Gallen und Reichenau unterstellt.

Um 590 Konstanz wird Bischofssitz. Bedeutende Bischöfe im 10. Jh.: Salomon III. (890–919), Konrad (943–975), Gebhard I. (979–995).
720 St. Gallen wird unter Abt Othmar zur Abtei.
720 Blütezeit im 9./10. Jh. mit den gelehrten Mönchen Notker d. Stammler, Notker d. Deutsche und Ekkehard IV.
724 Abtei Reichenau von Pirmin gegründet. Blütezeit im 9.–11. Jh., u.a. unter Abt Heito III. und den gelehrten Mönchen Whalafrid Strabo und Hermann d. Lahmen.
Im 7. Jh. Gründung der Klöster Schwarzach, St. Trudpert/Münstertal.
Vor ca. 750 Gründung der Abteien Schuttern, Gengenbach, Ettenheimmünster.
Die Geschichte Badens

Подняться наверх