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|15|Alemannische Siedlungen

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Bestattungsformen

Rund ein Drittel aller heutigen Ortsgemarkungen in unserem Raum weisen Gräber aus dieser Besiedlungsperiode des 5.–7. Jahrhunderts auf. Es handelt sich um Einzelgräber, die in mehr oder minder geordneten Reihen angelegt wurden. Die Gräberfelder umfassen zum Teil Hunderte solcher Reihengräber. Sie liegen meist auf einer Anhöhe und gehören zu Hof- oder Weilersiedlungen, die sich in der Regel an einem Wasserlauf oder bei einer Quellmulde befinden. Da die alemannischen Bauern vor allem von Viehzucht lebten, war fließendes Wasser eine Lebensgrundlage für ihre Höfe. Im übrigen nahm man zuerst die besten Böden in Anspruch und breitete sich nur allmählich in weitere Gebiete aus, mied aber den Schwarzwald noch ganz. Den Toten, die man vorzugsweise mit dem Blick nach Osten bestattete, legte man Beigaben ins Grab. Die sozial Höhergestellten zeichnen sich durch wertvolle Waffen aus: Speer oder Lanze, zweischneidiges Langschwert – die Spatha –, manchmal mit Goldgriff und reich verzierter Scheide, das kurze Hiebschwert, Sax genannt, das am Gürtel getragen wurde, Bogen und Pfeile, Schild und Helm gehörten zur Ausrüstung. In manchen Fällen legte man dem toten Herrn sein Lieblingspferd mit ins Grab. Überhaupt brauchte man für die Herrengräber größere Schächte, während die normalen Gräber gerade so lang und breit waren wie der Brettersarg oder der »Totenbaum«, auf dem der Leichnam lag. Männern wie Frauen legte man Speis und Trank ins Grab. Man bestattete die Toten in voller Kleidung, die Frauen samt ihrem Schmuck, der bei Wohlhabenden und Hochgestellten u.a. aus goldenen Ringen, Perlenketten, kostbaren Fibeln und zierlich geformten Haarnadeln bestand. Die alemannischen Reihengräber bezeugen eine klare Siedlungskontinuität und lassen erkennen, dass die am Ort lebenden Nachkommen mit den Verstorbenen über Generationen hinweg verbunden blieben. Im Tod wie im Leben bildeten sie einen »Personenverband«, der durch eine angesehene, vornehme Familie zusammengefügt und -gehalten wurden.

Eine führende Familie bildete in der Regel auch den Kern der Orte, deren Herkunft aus alemannischer Zeit durch die Ortsnamen bezeugt wird. Die ältesten Ortsnamen sind in der Regel durch die Verbindung eines Personennamens mit dem Suffixingen oder -heim gebildet. Man nahm früher an, dass alle Orte mit dem Suffix »-ingen« auf alemannische Gründer zurückgingen, während man die-heim-Orte auf fränkische Siedler zurückführte. Diese Auffassung wurde inzwischen stark relativiert: Doch bleibt festzuhalten, dass die vorwiegend im Altsiedelland (d.h. dem bis zum 7. Jahrhundert erschlossenen Gebiet) vorkommenden -ingen und -heim-Orte in der Regel aus jener frühen Zeit stammen. Den Personennamen in den Ortsbezeichnungen deutete man früher als Zeugnis dafür, dass es sich um den Namen des Ältesten eines Sippenverbandes gehandelt habe. Die neuere Forschung geht indes davon aus, dass Dorfgründungen von Gefolgschaftsführern ausgingen, deren Name im Ortsnamen fortlebt. Offenbar sind eben auch die Siedlungseinheiten, Weiler und Dörfer, als |16|Herrschafts- und Gefolgschaftsverbände, nicht als Bluts- oder Verwandtschaftsgemeinschaften zu betrachten.

Hausbau und Wald-Wirtschaft

Die einzelnen Großfamilien lebten zusammen in ihrem Gehöft. Das Haupthaus war, wie man aus Funden (z.B. Pfostenlöchern) weiß, ein lang gestreckter Hallenbau, ca. 5–6 m breit und 12–15 m lang, aus Holz mit offenem Dachstuhl errichtet. Daneben hatten die alemannischen Bauern Grubenhütten und Erdkeller (denn die Holzhäuser waren nicht unterkellert) für Vorräte, vereinzelt auch zur Aufstellung eines Webstuhles oder für einen Backofen. Die Grubenhütten sind für die alemannischen Siedlungen ein Charakteristikum. Große Höfe hatten auch einen auf Stelzen gebauten Speicher. Im Haupthaus befanden sich Wohnung, Stall und Scheune. Schweine- und Schafställe lagen oft getrennt von der Siedlung im Wald.

Der Wald war bedrohlich und nützlich zugleich. Ihm musste man durch Rodung Land abgewinnen; zugleich diente er als Reservoir des wichtigsten Rohstoffes: Man brauchte Unmengen an Brennholz für die zugigen Häuser und Hütten, für die Schmieden (die Eisenbearbeitung war allgemein verbreitet); auch Bau- und Nutzholz zur Fertigung von Geräten und Zäunen, Häusern und Ställen war nötig. Der Wald diente ferner auch zur Weide für das Vieh. Rosse, Zuchtstiere, Rinder (als Spannvieh), Milchkühe, Schweine, Schafe und Ziegen sowie allerlei Geflügel sind in den frühen schriftlichen Zeugnissen als Nutztiere belegt. Man trieb außerdem Ackerbau und bevorzugte deshalb die günstig gelegenen, fruchtbaren Böden. Herrensitze befanden sich oft auf Anhöhen, wo man durch Anlage breiter Terrassenflächen Platz für größere Bauten schuf. Mit der zunehmenden Konsolidierung der Verhältnisse änderten sich die Siedlungsbedingungen, wie die Ortsnamen der »zweiten Generation« zeigen. Sie enden auf -hof(en), -stett(en), -dorf oder -haus(en) bzw. -weiler (von romanisch »villare«) und lassen erkennen, dass Kontinuität und Identität der Siedlung nicht mehr durch eine Person oder Familie, sondern durch Gebäude und Hofgruppen gewährleistet wurden. Siedlungen dieser zweiten Periode aus dem 7. und 8. Jahrhundert legte man auch schon auf weniger günstigen, aber immer noch relativ ertragreichen Flächen an.

486 Der Frankenkönig Chlodwig besiegt den letzten römischen Herrscher Syagrius.
496/97 Chlodwig besiegt die Alemannen bei Zülpich.
6./7. Jh. »Verfrankung« am Oberrhein; Bildung der alemannisch-fränkischen Mundartgrenze.
Um 600 »Älteres« Herzogtum Alemannien.
Um 700 Aufzeichnung von Alemannenrechten.
746 Strafgericht des Karolingers Karlmann in Cannstatt über alemannischen Hochadel.
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