Читать книгу Ingenieure - Status und Perspektiven - Armin Odoleg - Страница 16

„Qualität...

Оглавление

...ist, wenn der Kunde zufrieden ist“ erklärte mir einmal ein Verkäufer. „Qualität ist das beste Rezept“ lautet der Werbeslogan einer anderen Firma. Leider ist das für Ingenieure nicht so einfach – sie müssen für alles Zahlen liefern, mit der die Qualität eines Produktes oder auch einer Software definiert wird. Betrachtet man beispielsweise – das soll keine Schleichwerbung sein, die Firma ist beliebig austauschbar – den Vergleich eines VW Polo mit einem VW Passat. Der Passat kostet das Doppelte. Aber 2 m² Blech können es nicht sein, was die 10.000 Euro bis 15.000 Euro Mehrpreis ausmacht. Der Mehrwert steckt im Marketing und in der Qualität (oder sollte zumindest darin stecken). Und die Qualität ist in den Spezifikationen festgelegt: in diesen wird jedes Teil „spezifiziert“.

Nimmt man beispielsweise einen Stab von 1 m Länge, den man fertigen will, so schreibt man in der Spezifikation, dass dieser Stab 1 m bzw. 1000 mm lang zu sein hat. Und dann kommt der entscheidende Punkt: Die Toleranz muss angegeben werden. Die legt fest, wie genau die Länge einzuhalten ist. Eventuell erfüllt der Stab seinen Zweck, wenn er nur 990 mm lang ist oder auch 1010 mm. Das ist dann die Toleranz 1000 mm ± 10 mm bzw. zulässig ist das Maß von 990 bis 1010 mm. Dann kann man ihn absägen; eine günstige Methode, den Stab abzulängen.

Es kann aber auch sein, dass die Länge von 1000 mm ganz exakt eingehalten werden muss. Sagen wir auf ±1/100 mm. Also sind 99,99 bis 100,01 mm zulässig. Und dies macht den Stab teuer: Beispielsweise muss er zunächst wegen der Wärmedehnung des Materials auf eine spezielle Temperatur gebracht werden, um dann mit Überlänge abgesägt zu werden und um ihn zum Schluss beispielsweise auf Länge zu schleifen. Wenn er dann mit der niedrigen Toleranz, also mit den 1/100 mm geliefert wird, so ist seine Qualität höher als mit 10 mm Toleranz. Und die höhere Qualität kostet Geld. Und deshalb ist ein Passat deutlich teurer als ein VW Polo.

Die Aufgabe des Ingenieurs liegt nun darin, die Toleranz möglichst hoch zu wählen, damit die Teile günstig werden gemäß dem Motto: „Gut genug ist der Feind des Optimums“. Leider ist es heutzutage fast normal, zu eng zu tolerieren, damit man auf der „sicheren Seite“ liegt. Daran erkennt man Ingenieure mit wenig Erfahrung.

Die Qualität eines spezifizierten Gegenstandes ist somit quasi eine Eigenschaft desselben. Genau, wie beispielsweise gefordert wird, dass er grün ist, wird seine Länge von 1000 mm mit ±10 mm Toleranz gefordert. Und wenn Dinge produziert werden, bei denen es auf die Farbe ankommt, muss selbst der Farbton der Farbe toleriert werden.

Wenn aber verkündet wird, dass „die Qualität verbessert werden muss“, was sogar Qualitätsmanager vertreten, so kann man feststellen, dass sie von diesem Prozess wenig Ahnung haben. Denn Qualität kann auf direktem Wege nicht verbessert werden. Sie ist in den Spezifikationen festgelegt und sie wird eingehalten oder nicht. Es kann lediglich dafür gesorgt werden, dass das Produkt den Spezifikationen gemäß gefertigt wird. Wenn dies nicht der Fall ist, so man muss überlegen, warum. Oder die Spezifikationen muss geändert werden, wenn der Gegenstand diesen entspricht, das Produkt aber dennoch nicht gekauft wird. Im Folgenden wird gezeigt, inwieweit gerade die Ingenieure, die diese Regeln kennen, überhaupt eine Chance erhalten.

Ein Detail sei noch erwähnt: Zahlen oder Anforderungen, die in Spezifikationen vorkommen, sind im Allgemeinen fix und müssen eingehalten werden, um die Qualität zu erreichen. Es hat sich jedoch als sinnvoll erwiesen, diese Zahlen während eines Projektes kontinuierlich zu überprüfen, da sich unter Umständen Randbedingungen geändert haben, die die Spezifikation und somit Zahlen oder Anforderungen und damit auch die Kosten beeinflussen.

Ingenieure - Status und Perspektiven

Подняться наверх