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Kognitive Dissonanz

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„Kognitive Dissonanz“ kann man damit beschreiben, dass man die eigenen Vorurteile selber bestätigt oder versucht, diese von anderen Personen bestätigen zu lassen. Meistens läuft das im positiven Sinne darauf hinaus, alles schönzureden (Die „Rosa Brille“). Dies ist im Allgemeinen günstig für die Psyche, denn dann bleibt diese gesund. (Über Details der kognitiven Dissonanz kann man sich beispielsweise bei Wikipedia informieren – Hier gibt es wenig Interpretationsspielraum).

Die Dissonanz besteht hiermit in der Diskrepanz zwischen Realität und eigener Wirklichkeit. Ein perfektes Beispiel der kognitiven Dissonanz, bei der diese allerdings auf das Bestätigen von negativen Vorurteilen hinausläuft, konnte man im Jahr 2011 im Magazin Spiegel oder im Focus lesen: Hier wurde über eine neu errichtete Sendestation für Mobiltelefone berichtet. Das Vorurteil ist, dass diese Sendemasten krank machen. Also wurde eine Bürgerinitiative dagegen gegründet. Diese organisierte eine Unterschriftenaktion und übergab sie dem verantwortlichen Telekom-Mitarbeiter. In dieser wurde auch dargelegt, dass die Leute über Beschwerden wie beispielsweise Kopfschmerzen klagten, seitdem die Sendestation errichtet worden war. Wie das Magazin berichtete, muss der Telekom-Verantwortliche nach der Übergabe der Unterschriftenliste und den physischen Auswirkungen auf die Anwohner mit folgender Bemerkung bestürzt geantwortet haben: "Um Gottes willen; was wird erst passieren, wenn wir die Sendestation in Betrieb nehmen?".

Wenn jemand also denkt, krank zu werden, trifft die Annahme ein. Im englischen Sprachraum wird das als „self-fulfilling prophecy“ bezeichnet; ein Placebo-Effekt. Diesen kann man auch banal auslösen: Paul Watzlawick berichtete, dass in einem Radiointerview in den USA die Knappheit von Toilettenpapier vorhergesagt wurde. Am darauffolgenden Tage kauften die Hörer des Interviews alle Toilettenpapier und die Knappheit hatte sich bestätigt.

Das Beispiel des Mobiltelefon-Umsetzers zeigt, dass Menschen im Allgemeinen ihre Vorurteile bestätigen lassen. Im Magazin "Telepolis" (Heise-Verlag, 2005) kann man zudem lesen, dass Personen Korrekturen von falschen Darstellungen häufig ignorieren (Hier ging es um den Fund von Massenvernichtungswaffen im Irak-Krieg). Dies bedeutet, dass das, was man zuerst erfahren oder gelesen hat, auch als „wahr“ interpretiert wird. Diese Interpretation erzeugt quasi ein Vorurteil; ein fataler Tatbestand. Wenn jemand beispielsweise jemanden anderen beschuldigt, was nicht der Wahrheit entspricht: Der Volksmund sagt dazu: „es bleibt immer etwas hängen“. Dies ist auch in Korrelation mit dem Konstruktivismus, da auf der ersten Aussage, die als „wahr“ interpretiert wird, ein Gedanken„gebäude“ errichtet wird. Man müsste dieses komplett einreißen, wenn man einen der unteren Bausteine austauscht. Dies wäre unbequem und würde Arbeit bedeuten. Also belässt das Gehirn alles bequemer Weise beim Alten. Dieser Mechanismus wird zudem als „selbstverstärkend“ angesehen.

Ganz unangenehm wird dieser Umstand, wenn man bedenkt, dass auch Juristen Menschen sind, deren Gehirn in der gleichen Weise funktioniert wie das von Nichtjuristen. Dies möchte ich hier nicht näher ausführen.

Um die Kognitive Dissonanz zu unterstützen, hat das Gehirn diverse Strategien entwickelt: Beispielsweise existiert die „selektive Wahrnehmung“. Bei dieser fokussieren sich die Sinne nur auf die Tatsachen, die das Gehirn zu beweisen versucht. Es handelt sich quasi um „Scheuklappen“, wie sie beispielsweise die Physik über Jahrzehnte trug, als sie nach dem „Äther“, dem Übertragungsmedium von Licht, suchte. Bis dann Einstein den Gordischen Knoten zerschlug und nachwies, dass für die Übertragung des Lichtes kein Medium notwendig sei.

Wichtig wäre dabei, dass man ein Problem möglichst unvoreingenommen betrachtet. Was wiederum schwierig ist, da man in jedem Falle auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen muss. Hier muss man überprüfen, welche Erfahrung man benutzt und welche man über Bord wirft.

Als Ingenieur geht man häufig mit Leuten um, die über technische Gerätschaften mit Argumenten dieser Art wie beim Mobiltelefonumsetzer diskutieren, die nicht-technischen Ursprungs sind. Häufig sind es emotionale Argumente, die mit der Sache „an sich“ nichts zu tun haben. Meist sind diese Diskussionen wenig zielführend, da man „aneinander vorbeiredet“.

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