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2.6 „Gott sandte den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der ruft Abba, Vater“ (Gal 4,6b$Gal 4,6b)

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Die Auslegung muss die sematisch und syntaktisch verwandte Aussage in Röm 8,15 mit einbeziehen.

Gal 4,6–7a:ὅτι δέ ἐστε υἱοί,ἐξαπέστειλεν ὁ θεὸς τὸ πνεῦμα τοῦ υἱοῦ αὐτοῦεἰς τὰς καρδίας ἡμῶν κρᾶζον, ἀββὰ ὁ πατήρ.ὥστε οὐκέτι εἶ δοῦλος …
Röm 8,15:οὐ γὰρ ἐλάβετε πνεῦμα δουλείς πάλιν εἰς φόβονἀλλὰ ἐλάβετε πνεῦμα υἱοθεσίας ἐν ᾧ κράζομεν·ἀββὰ ὁ πατήρ.

Der Kontext bietet weitere Parallelen in einem gemeinsamen Wortfeld (vgl. vor allem Röm 8,17a mit Gal 4,7b).1 Nach Gal 4,6 ist der Geist des Sohnes Gottes in die Herzen der Glaubenden gesandt worden, und er vollzieht jetzt den Gebetsruf. Nach Röm 8,15 sind die Glaubenden mit dem Geist der Sohnschaft ausgestattet worden, und dieser Geist der Sohnschaft befähigt sie jetzt zum Gebetsruf an den Vater. Beide Verse argumentieren in ihrem Kontext ausgehend von dem rechtlich bedeutsamen Gegensatz Knecht – Sohn in der Relation zum Vater. Nur der Sohn steht in der Erbfolge.

Die Argumentation geht allerdings wohl von der Erfahrung und der Faktizität des Rufs ἀββὰ ὁ πατήρ in der christlichen Gemeinde aus. Dieser Gebetsruf verbindet nicht nur unter dem Aspekt seiner Zweisprachigkeit Jesus und die Glaubenden. Er dokumentiert die Gleichstellung von Sohn und Söhnen im Verhältnis zu Gott. Möglich ist dieser Ruf allerdings nur, weil der Geist diesen Ruf erwirkt. Nach Gal 4,6 handelt es sich um den Geist des Sohnes. Hierbei muss es sich nicht notwendig um einen Gebetsruf des historischen Jesus gehandelt haben. Mk 14,36 setzt dies zwar voraus. Allerdings kann dieses Wort und diese Anrede Gottes aus der sich in den Gemeinden verfestigenden Passionstradition auch in den paulinischen Gemeinden bekannt gewesen sein.2 Die Rückführung des Gebetsrufs auf den Geist des Sohnes lässt hier an der Geist des Erhöhten denken. Denn es ist ja die gemeinsam gesprochene Anrede, die sich im Geist des Sohnes zu den Glaubenden hin Bahn bricht, in der sich ihre Sohnesstellung wiederum dokumentiert.

Der Verweis auf den Geist ‚des Sohnes‘ ist in dieser Argumentation allerdings nur ein Hilfsgedanke, um die Verlässlichkeit der Sohnesstellung der Glaubenden nicht allein über die Anrede ἀββὰ ὁ πατήρ, in der sich ja ohnehin schon die Sohnschaft dokumentiert, sondern eben in dem zusätzlichen Verweis auf den diesen Gebetsruf bewirkenden Einfluss des Geistes des Sohnes zu bekräftigen. In Röm 8,15 vernachlässigt Paulus diesen Hilfsgedanken völlig, um von dem Geist der Sohnschaft im Gegensatz zum Geist der Knechtschaft zu sprechen. Insofern aber ist Gal 4,6$Gal 4,6b kein Beleg für eine von Paulus vorausgesetzte klare Zuordnung von Kyrios und Pneuma. Wohl aber zeigt selbst dieser Hilfsgedanke, dass Paulus die Gemeinschaft von erhöhtem Kyrios und den Glaubenden auf Gott zurückführt, der den Geist seines Sohnes in die Herzen sendet. Es ist nicht der Kyrios Christos, welcher den Gebetsruf pneumatisch aus sich heraussetzt und den Glaubenden übereignet. Der begriffsgeschichtlich benannte theologische Vorbehalt gegenüber einer direkten Zuordnung von Kyrios und Pneuma greift also auch hier.

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