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Rezeption der Geographie des Ptolemaios

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Lebhaftes Interesse

Obwohl Klaudios Ptolemaios während des gesamten Mittelalters als eine Autorität galt, waren seine Schriften der lateinischen Gelehrtenwelt lange Zeit nicht zugänglich. Erst Gerhard von Cremona (um 1114–1187) übersetzte im 12. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel den »Almagest« aus dem Arabischen und stellte das astronomische Wissen auf eine neue Grundlage. Eine Abschrift der »Geographike Hyphegesis« gelangte wohl erst mit dem byzantinischen Gesandten Manuel Chrysoloras, der 1397 von Konstantinopel nach Florenz übersiedelte, nach Westeuropa. Im Jahre 1409 lag eine Papst Alexander V. gewidmete lateinische Übersetzung vor. Sie war Diskussionsgegenstand in humanistischen Zirkeln und bei den informellen Treffen des Konstanzer Konzils (1414–1418), einer Tauschbörse für Manuskripte. Mindestens 50 teilweise prächtig illuminierte Kopien aus dem 15. Jahrhundert bezeugen ein lebhaftes Interesse. Der ersten gedruckten Version von 1475, noch ohne Karten, sollten zahlreiche weitere Ausgaben folgen.

Die ptolemäische Projektion

Die Bedeutung des Handbuches der Geographie lag weniger in den fast 8000 Ortsnamen samt Koordinatenangaben, die Ptolemaios im Verlauf seiner Recherchen zusammengetragen und berechnet hatte, sondern in der Methodik, diese mathematisch-astronomischen Daten aus Landvermessungen unter Berücksichtigung der Erdkrümmung auf eine zweidimensionale Ebene zu übertragen. Die Idee einer Kegelprojektion, also einer Darstellung der Breitengrade als konzentrische Kreislinien, die von den über dem Nordpol ausgehenden Längengraden geschnitten werden, war zwar von sphärischen Himmelsdarstellungen her bekannt, aber noch nicht auf terrestrische Karten angewendet worden. Die Projektion erlaubte, die Distanzen zwischen den Orten maßstabsgerecht und unter Einbezug der sich zum Pol hin verkürzenden Relation zwischen Längen- und Breitengraden zu verzeichnen. Diese Technik, die Gerhard Mercator und andere Kartographen des 16. Jahrhunderts weiterentwickelten, sollte die Kartenherstellung fortan dominieren. Die ptolemäische Projektion bot Vorteile gegenüber Portulankarten, die bei größeren Wegstrecken infolge der vernachlässigten Erdkrümmung zu ungenau waren. Mit Hilfe der neuen Darstellungsform bestand, sofern die Vermessungsdaten korrekt waren, theoretisch die Möglichkeit, ein präzises Bild der Erde zu schaffen.

Ständige Aktualisierung

Mit den griechischen Manuskripten gelangten auch erste Karten in den Westen. Ob sie direkt auf Ptolemaios zurückgehen, ist umstritten, auch wenn er in seinem Text behauptet, neben einer Weltkarte auch 26 Länderkarten, zehn für Europa, vier für Afrika und zwölf für Asien, gefertigt zu haben. Mit der Verbreitung des lateinischen Textes ging die kartographische Reproduktion einher. Stetig wurden Verbesserungen durchgeführt, Ortsnamen aktualisiert oder neu aufgenommen, vereinzelt neue Landkarten geschaffen und fehlende Kenntnisse, etwa in Skandinavien zusätzlich zu den Inseln Scandia und Thule, nachgetragen. Man korrigierte die Darstellung des Indischen Ozeans als Binnenmeer, wie sie die 1492 gedruckte Schedel’sche Weltchronik noch abbildet; als Merkmal späterer Ptolemaios-Karten sollte nur eine weit in den Ozean hineinreichende ostasiatische Landmasse, der sogenannte „Drachenschwanz“, bleiben. Dass Afrika umschiffbar war, hatten die italienischen Kartographen von Pietro Vesconte (tätig ca. 1311–1330) bis zu Fra Mauro (†1459) aus Reiseberichten und Informationen von Händlern und Seefahrern abgeleitet. Dieses Wissen setzte der portugiesische Seemann Bartolomeu Dias dann 1498 in die Praxis um.

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