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Bildung der subsaharanischen Reiche

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Sowohl das Christentum als auch der Islam trafen im subsaharanischen Afrika auf alte Reiche, die sie jeweils ohne kolonisatorischen Zwang beeinflussten und schließlich für sich gewannen. In Aksum wurde das Christentum mit der Bekehrung des Königs Ezana um 330 n. Chr. zur Staatsreligion und zwei Jahrhunderte später bezeugt ein Besucher hier die weite Verbreitung des Christentums über Aksum und Äthiopien hinaus. Von Ägypten nach Süden vordringend fanden die erfolgreichen christlichen Missionare in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts drei nubische Königreiche im mittleren Niltal: Nobatia im Norden, Makuria im Zentrum und Alwa (Alodia) im Süden. Das nördliche und das südliche Königreich wurden zum monophysitischen und das mittlere wurde zum melikitischen Christentum bekehrt. Die Garamanten des Fessan traten 569 zum Christentum über und verbesserten damit ihre Beziehungen zu Byzanz. Durch ihre Konversion zu der neuen Weltreligion gaben die afrikanischen Eliten zu erkennen, welch große Bedeutung sie engeren Verbindungen zu den Mächten der Mittelmeerwelt beimaßen.

Ausbreitung des Islam

Die Ausbreitung des Islam in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts betraf Schwarzafrika auf einer sehr viel breiteren Front, auch wenn die direkten Auswirkungen sich zunächst auf wenige Gebiete beschränkten. In Nordostafrika führte der arabisch-islamische Indien- und Ostafrikahandel über das Rote Meer zur Bevorzugung der jemenitischen gegenüber den äthiopischen Häfen. Der sich schon vorher abzeichnende Niedergang Aksums wurde auch dadurch verstärkt, dass in Abwendung von Arabien und der Mittelmeerwelt ein Drang nach Süden einsetzte, in dessen Verlauf die Semiten zunächst das zentrale und dann Teile des südlichen abessinischen Hochlandes besiedelten. Im Rahmen dieser Bevölkerungsbewegung kam es auch zu einer Verlagerung des Machtzentrums von Norden nach Süden, die letztlich zur Gründung der Dynastie der Zagwe führte, deren Hauptstadt Lalibela mit ihren monolithischen Felsbauten noch heute von großer zivilisatorischer Kraft zeugt. Die Zagwe waren überzeugte Christen, gehörten aber zu den kuschitischen Agau und standen als solche in einer gewissen Opposition zu den semitischen Amhara, aus denen die um 1270 an die Macht gelangten Salomoniden hervorgingen, eine sich auf Salomo berufende Dynastie, deren Vertreter bis in die Nachkolonialzeit in Äthiopien herrschten. An der ostafrikanischen Küste wurden die Grundlagen der sozialen Komplexität ebenfalls schon in der Antike gelegt. Im Gegensatz zur westafrikanischen Küste ermöglichten hier die regelmäßig und günstig wehenden Monsunwinde schon früh die Entstehung eines lebhaften Seehandels. So traf der durch arabische und persische Händler schon seit dem 8. Jahrhundert verbreitete Islam in den blühenden Handelsstädten der Küste auf ältere Kulturformen, unter denen die bis vor kurzem praktizierten eigentümlichen Jahresfeste auf ältere südarabische Einflüsse hindeuten. Auf der Grundlage von altsemitischen (Schungwaya), altsüdarabischen, persischen (Schirazi), kuschitischen und Bantu-Elementen entstand im frühen Mittelalter unter Einfluss des Islam die kosmopolitische Swahili-Kultur. In Nordafrika traten die Araber unter dem Banner des Islam als Eroberer auf, die die von Byzanz fortgeführte römische Herrschaft beendeten und ihrerseits eine neue Herrschaftsordnung errichteten. Es gab keinen Grund für sie weiter nach Süden vorzudringen, zumal hier auch die Schwierigkeiten der Wüstendurchquerung und die stark religiös geprägten Sakralreiche des Sudan weiteren Eroberungen einen Riegel vorschoben. Dennoch ist ein starkes Interesse der arabischen Herren Nordafrikas an der Kontaktaufnahme mit den Mächten südlich der Sahara festzustellen. So unternahm ein Feldherr noch vor der Gründung Kairouans einen scheinbar abseitigen Vorstoß in den Fessan und von dort weiter in die Oasengruppe des Kawar nur 500 Kilometer nördlich des Tschadsees. Diese und andere Unternehmungen weiter im Westen zeugen von der strategischen Bedeutung, die arabische Führer schon früh dem Handel mit den Sudanreichen beimaßen.

Handel durch die Sahara

Der in Folge der arabisch-islamischen Eroberungen vom Maghreb bis nach Persien entstandene wirtschaftliche Großraum unter der Oberhoheit der Omaijaden schuf die wichtigste Voraussetzung für den Aufschwung des transsaharanischen Karawanenhandels. Von gleichfalls großer, aber häufig übersehener Bedeutung für die Intensivierung des Handels durch die Sahara waren die afrikanischen Staaten südlich der Wüste: Takrur, Ghana, Songhai, Kanem und Darfur. Diese Königreiche bildeten die unerlässlichen Zonen der Sicherheit, in denen sich die Händler des Nordens in der Nähe der jeweiligen Hauptstädte in ihnen zugewiesenen Siedlungen niederließen, wo die Waren zwischengelagert wurden und wo zwei Handelsnetze sich überschnitten, das von den Wangara dominierte des westlichen Sudan und das der Berber und Araber Nordafrikas.

Sklaven und Gold

Eine entscheidende Funktion kam den Sudanstaaten bei der Beschaffung von Sklaven zu, dem wichtigsten Ausfuhrprodukt nach Norden. Auf der Grundlage der stark reduzierten und modifizierten, aber im geringem Umfang jahrhundertelang fortgeführten assyrischen Deportationspraxis organisierten die afrikanischen Könige Sklavenrazzien gegen gewisse Nachbarvölker, wobei die erbeuteten Menschen in erster Linie zur Behebung der eigenen demographischen Schwäche bestimmt waren. Damit stand in den Sahelstaaten im frühen Mittelalter eine Methode der Sklavenbeschaffung und Sklavenintegration zur Verfügung, die bei entsprechend ansteigender Nachfrage aus dem Norden aktiviert und in neue Bahnen gelenkt werden konnte. Gold, das die arabischen Geographen weit mehr beeindruckte als Sklaven, wurde in größeren Mengen im Süden des Westsudan, in Nordnubien, in Südäthiopien und in Zimbabwe gewonnen. Auf Grund seines hohen Wertes und geringen Volumens bedurfte seine Transaktion einer leichter zu schaffenden Infrastruktur als der Sklavenhandel. Sklaven und Gold aus Westafrika zogen Kaufleute aus allen Teilen der islamischen Welt an und die Produkte wurden somit über weite Entfernungen gehandelt. Im Austausch brachten die Kaufleute des Nordens Pferde, Stoffe, Waffen und das begehrte Salz der Sahara. Um Tribute zu erheben, den kontinuierlichen Sklavenerwerb zu gewährleisten, die Handelsströme auf möglichst breiter Front zu kontrollierten und sie durch Zölle abzuschöpfen, dehnten die Herrscher der Sudanreiche ihr Einflussgebiet in west-östlicher Richtung über weite Entfernungen aus.

Drei große Reiche bildeten sich an den Endpunkten der wichtigsten transsaharanischen Routen: Ghana am westlichen, Songhai am östlichen Nigerbogen und Kanem östlich des Tschadsees. Alle drei Herrschaftsgebiete grenzten im Norden an die Sahara und waren deshalb den Angriffen marodierender Nomaden ausgesetzt. Um ihre eigene Bevölkerung und auch die Händler des Nordens vor dieser Bedrohung zu schützen, war es unerlässlich, die Tuareg in der westlichen und die Tubu in der zentralen Sahara zur Kooperation zu bewegen oder zu unterwerfen und damit möglichst dauerhaft in die Sudanreiche einzubinden.

Goldland Ghana

Das Soninke-Reich von Ghana war auf Grund der Ausfuhr von Gold das berühmteste aller westafrikanischen Staatsgebilde. Es galt als Goldland, obgleich das wertvolle Metall in den Stammesgebieten anderer Völker im Süden außerhalb der Grenzen von Ghana in mühevoller Arbeit gewonnen wurde. Wangara-Händler erwarben es bei den Produzenten und transportierten es nach Ghana, wo Händler aus der gesamten arabischen Welt sich um den Einkauf bemühten. Wichtigste Handelsstadt des Reiches war Kumbi Saleh im heutigen Südmauretanien an der Grenze zu Mali. Hier haben Archäologen die Stadt der nordafrikanischen Händler ausgegraben und ihre Einwohnerzahl auf 20.000 geschätzt. Die Königsstadt wurde jedoch nie gefunden, da aller Wahrscheinlichkeit nach nicht das im unfruchtbaren Savannengebiet, an einer Handelsroute nach Norden gelegene Kumbi Saleh das traditionelle Zentrum des Reiches bildete, sondern eine Stadt im Seengebiet des Niger, wo zahlreiche Hügelgräber den Beschreibungen entsprechen, die al-Bakri von Ghana liefert. Wie in den anderen Sudanreichen bildete die aus kleinen einheimischen und großen Importpferden bestehende Kavallerie das Rückgrat des Heeres. Nur mit beweglichen und über weite Räume einsatzfähigen Streitkräften konnte die Einheit der großen Savannenreiche Westafrikas gewährleistet und die für den Export notwendige Zahl von Sklaven erbeutet werden. Vor der Einführung des Islam reichte die Herrschaft der Könige von Ghana vom Nigerbogen über das Seengebiet des Niger bis zur Handelsstadt Awdaghost und darüber hinaus bis in das Siedlungsgebiet der Berber von Tagant.

Reich der Songhai

Von Gao (arab. Kawkaw), dem Reich der Songhai, heißt es bei al-Ya‘qubi im 9. Jahrhundert, es sei das größte Reich der Schwarzafrikaner und umfasse viele kleinere Königreiche, darunter auch das der Sanhadscha (Sanhaja). Noch heute zeugt die Übernahme des Songhai-Reiches durch die Berber östlich des Niger von einer dauerhaften Herrschaft der Könige von Gao über saharanische Nomaden. Obgleich Sklaven im Reich von Gao gewiss das wichtigste Ausfuhrprodukt waren, könnte auch Gold eine gewisse Rolle für den transsaharanischen Warenaustausch gespielt haben. In Bezug auf die Einfuhr berichten arabische Geographen hier besonders vom Salz, das aus der Sahara stammte. Der König selbst trat als wichtigster Verkäufer der Ausfuhrprodukte auf, und ein arabischer Autor berichtet, dass er das erworbene Salz in seinem Palast wie einen Staatsschatz verwahrte.

Kanem am Tschadsee

Über Kanem am Tschadsee sind wir am besten von allen vorislamischen Reichen Westafrikas informiert, weil hier der Fortbestand des Nachfolgereiches Bornu westlich des Tschadsees bis in unsere Zeit den Erhalt bestimmter Staatsämter und der inneren Schriftquellen gewährleistet hat. Die arabischen Händler kannten es unter dem Namen der herrschenden Zaghawa, die auf Grund ihrer ebenfalls frühen Erwähnung am Nigerbogen weder als Ethnie noch als Dynastie, sondern als Herrschergruppe mit lokalen Wurzeln zu betrachten sind. Innerhalb des gleich gearteten bikephalen Systems des afrikanischen Sufetentums bildeten sie den indigenen Pol der Macht. Wie den Zaghe oder Zaghawa von Ghana, den Azna der Hausastaaten und den Zagwe von Äthiopien gelang es den Zaghawa von Kanem, die Nachkommen der fremden Invasoren nach der Zeitenwende lange Zeit zu marginalisieren. Allerdings waren aus den ursprünglichen Doppelmagistraturen am Ende des 1. Jahrtausends n. Chr. schon lange Doppelkönigtümer mit einem wichtigen Erstund einem unscheinbaren Zweitkönig geworden. Arabische Beobachter am Hof von Kanem konnten im 10. Jahrhundert so den Eindruck gewinnen, dass das Land von einem alleinigen, in Seklusion lebenden Sakralkönig der Zaghawa beherrscht wurde, den die Einwohner wie einen Gott verehrten. Die wichtigste Einrichtung zur Integration verschiedener Volkselemente war das Nationalheiligtum des Mune, das analog zur israelitischen Bundeslade im Zentrum der festlichen Kultdramatik in Kanem stand. Offensichtlich sorgten die mit ihm verbundenen Sakralkulte für den Abbau der Spannungen innerhalb der herrschenden Klasse.


Mittelalterliche Reiche Westafrikas.

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