Читать книгу Geographie der internationalen Wirtschaft - Hans-Dieter Haas - Страница 11

1.3 Fachliche Entwicklungstendenzen

Оглавление

Grundperspektiven

Die Beschäftigung mit internationalen Wirtschaftsbeziehungen und -zusammenhängen stellt ein Betätigungsfeld für Geographen dar, lange bevor Begriffe wie „Globalisierung“, „Global Sourcing“, „Global Player“ oder „transnationale Unternehmen“ aufkamen bzw. geprägt wurden. Neu ist, dass sich Qualität und Ausmaß internationaler Wirtschaftsaktivitäten und -verflechtungen ständig weiterentwickeln und sich das raumstrukturelle Bild, das die Weltwirtschaft in ihrer heutigen Form abgibt, aufgrund der Änderung politisch-rechtlicher, technisch-wirtschaftlicher sowie gesellschaftlich-kultureller Rahmenbedingungen gegenüber dem in früheren Zeiten deutlich verändert.

Entwicklungstendenzen

In der Geographie der internationalen Wirtschaft lassen sich daher im Zeitablauf verschiedene Entwicklungstendenzen feststellen sowie veränderte fachspezifische Fragestellungen ausmachen. Bis heute sind dabei drei große Entwicklungsphasen zu unterscheiden (vgl. BLOTEVOGEL 2003, S. 5).

18. Jh. bis Anfang 20. Jh.

In diesem Zeitraum beschränkte sich die Geographie weitgehend auf die statistische Faktenbeschreibung der Weltwirtschaft. Dabei standen die Deskription räumlicher Tatbestände und die Vermittlung erdkundlichen Wissens sowohl hinsichtlich einzelner Güterkategorien, wie z.B. Rohstoffe oder Agrarprodukte (Produktenkunde), als auch einzelner Länder bzw. Volkswirtschaften (Staatenkunde) im Vordergrund. Diese hauptsächlich beschreibend und nicht analysierend ausgerichtete Phase der Geographie erlebte ihren Höhepunkt im Zeitalter des Imperialismus (ca. 1880 bis 1918) und war durch die politischen und wirtschaftlichen Kolonialinteressen der europäischen Großmächte indoktriniert. Ziel war es, Informationen und Wissen über die oft weit von den Mutterländern entfernt liegenden Kolonien und deren Wirtschaftsstrukturen zu vermitteln. Da die Versorgung mit Rohstoffen und die Beschreibung ihrer Beschaffenheit eine elementare wirtschaftliche und politische Aufgabe darstellte, wird das geographische Interesse dieser zeitlichen Epoche oft in den Begriffen Produktenkunde bzw. Rohstoffgeographie ausgedrückt.

Ca. 1918 bis ca. 1970

In der darauf folgenden Phase konzentriert sich die Geographie nicht mehr auf eine rein statische Betrachtung der Weltwirtschaft, sondern auf den Vergleich von strukturell bzw. funktional definierten Wirtschaftslandschaften und Wirtschaftsräumen im weltweiten Kontext. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Epoche zählen Rudolf Lütgens, Theodor Kraus, Walter Gerling, Erich Obst und Hans Boesch. Letztgenannter verfasste eine „Weltwirtschaftsgeographie“ (1966), die „in erster Linie von den gegenseitigen Beziehungen, welche zwischen dem Menschen und der Erde bestehen“, handelt. Diese kommen bei BOESCH (1966, S. 11) „in der großen Zahl der verschiedenartigsten Landschaften“ zum Ausdruck. Thematisch rückt neben agrarischen Weltwirtschaftsgütern, Rohstoffen und Energiequellen vor allem die zunehmende Industrialisierung der Erde, insbesondere in den triadischen Weltwirtschaftsregionen, in den Vordergrund.

Ca. 1970 bis heute

Durch die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft und die Internationalisierung der Märkte wird die Weltwirtschaft – im Gegensatz zu den früher traditionell getrennt betrachteten nationalstaatlichen Volkswirtschaften – als global verflochtene „eine“ Ökonomie gesehen. In dieser Epoche, zu deren Vertretern u.a. Paul KNOX et al. mit ihrem Lehrbuch „The Geography of the World Economy“ (2003) und Peter DICKEN mit seinem Standardwerk „Global Shift“ (2003) rechnen, werden zunehmend neue Fragestellungen und Phänomene diskutiert, die in den früheren Phasen noch keine oder eine eher untergeordnete Rolle spielten. Hierzu gehören u.a.:

 die verstärkte Betrachtung transnationaler Unternehmen (Global Player),

 die Entfaltung supranationaler Integrationsräume (z.B. EU, NAFTA, MERCOSUR) bei gleichzeitiger Schwächung der Nationalstaaten,

 die dynamische Wirtschaftsentwicklung von Schwellenländern und Wachstumsmärkten wie China und Indien,

 die voranschreitende Tertiärisierung der Weltwirtschaft,

 neu aufkommende Hightech-Industrien sowie

 die Ausweitung moderner finanzwirtschaftlicher Transaktionsformen wie Unternehmensfusionen und -übernahmen.

Geographie der internationalen Wirtschaft

Подняться наверх