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2.1.4 Industrielle Revolution

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Mechanisierung

Eine besondere Triebkraft internationaler Unternehmenstätigkeit war die Industrielle Revolution, deren in England liegender Ursprung auf Mitte bis Ende des 18. Jh. zu datieren ist. Zu ihren Auslösern zählte neben dem Einsatz von Kohle als weithin verfügbarer Energieträger die zunehmende Mechanisierung der Produktion, sowohl in der Landwirtschaft als auch im Handwerk und in den frühen Manufakturen. Die Mechanisierung der Landwirtschaft führte zum geringeren Einsatz von Arbeitskräften, so dass angesichts einer wachsenden Bevölkerung ein Arbeitskräfteüberhang entstand, der von der sich entwickelnden Industrie genutzt werden konnte. Darüber hinaus wurde die Industrialisierung von einer steigenden Nachfrage nach Gütern und einer zunehmenden Kapitalverfügbarkeit getragen, wie es für die kapitalistisch-merkantilistische Phase kennzeichnend war.

Neue Techniken

Die Mechanisierung der Produktion basierte wesentlich auf der Erfindung und Einführung neuer Techniken. An erster Stelle ist der mechanische Webstuhl zu nennen, der die Produktivität und den Output in der Textilherstellung wesentlich erhöhte. Entscheidend war aber auch die Erfindung der Dampfmaschine, welche die für den Produktionsprozess nötige Energie auf Basis des Rohstoffes Kohle lieferte. Das Prinzip der Dampfmaschine revolutionierte in der Folge mit dem System der Eisenbahn auch die Transporttechnologie, was zur Beschleunigung und Ausbreitung des Industrialisierungsprozesses in England und darüber hinaus wesentlich beitrug. Daneben wuchsen neue Wirtschaftszweige, im 18. Jh. vor allem die Eisen- und Stahlindustrie sowie stahIverarbeitende Sektoren wie der Schiff- und der Eisenbahnbau (vgl. HAAS/NEUMAIR 2006, S. 21f.). Es begann das Zeitalter der fabrikmäßigen Massenproduktion von Industriegütern, für deren Absatz die Unternehmen mit großem Nachdruck globale Expansionsstrategien entwickelten.

Liberalismus

Der aufkommende Liberalismus, welcher dem Staat eine weitgehende Zurückhaltung in wirtschaftlichen Belangen verordnete und den Außenhandel von Zöllen und sonstigen Handelshemmnissen befreite, intensivierte den zwischenstaatlichen Handel und schuf günstige Ausgangsbedingungen für die sich ausbreitenden weltwirtschaftlichen Verflechtungen (vgl. FÄBLER 2007, S. 75f.).

Multinationale Unternehmen

Begünstigt durch diese Entwicklungen entstanden Ende des 19. Jh. erste multinationale Unternehmen, die nicht nur weltumspannende Handelsaktivitäten, sondern auch Tochtergesellschaften im Ausland gründeten. Neben dem Außenhandel wurden damit auch Direktinvestitionen zu einer wichtigen Kenngröße der Internationalisierung. Vor allem englische Unternehmen verschafften sich durch die Gründung von Auslandsniederlassungen in Europa, China, den USA und anderen Ländern eine Vormachtstellung. In den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jh. begannen auch deutsche Unternehmen (z.B. BASF, Hoechst, Bayer, Degussa, Schering, Siemens, AEG) damit, ein weitreichendes Netz ausländischer Tochtergesellschaften zu errichten (vgl. WELGE/HOLTBRÜGGE 2006, S. 3).

Imperialismus

Die Industrielle Revolution verstärkte – gepaart mit den Freihandelsideen des Liberalismus – agrarische, bergbauliche und siedlungsmäßige Kolonisationsprozesse in Übersee, die vom Staat gestützt wurden. In dem Umfang, wie sich Großbritannien und andere Staaten Europas im Prozess von Industrialisierung und „Nationbuilding“ befanden, veränderte sich die anfangs eher offene Einflussnahme auf überseeische Wirtschaftsräume zu einem imperialistischen Interessensystem, das in der Suche und militärischen Sicherung von Rohstoffquellen, Absatzmärkten sowie Investitionsmöglichkeiten zum Ausdruck kam. Unter der Leitung Bismarcks wurde auf der Berliner „Kongo-Konferenz“ 1884/85 die koloniale Aufteilung der außereuropäischen Erdteile auf dem Reißbrett beschlossen.

Angeführt wurde der imperialistische Wettlauf von Großbritannien, das zu Hochzeiten über ein Kolonialreich von der 100-fachen Größe des eigenen Mutterlandterritoriums verfügte. Innerhalb der Kolonialimperien entwickelte sich eine spezifische internationale Arbeitsteilung in Form häufig privatwirtschaftlich organisierter, überseeischer Netzwerke, innerhalb derer inländische Produktionsüberschüsse in den Kolonien abgesetzt und von dort billige Rohstoffe und Kolonialwaren bezogen wurden – ein System, das in vielen Entwicklungsländern auch nach Erlangung der Unabhängigkeit in den 1960er Jahren immer noch spürbar ist (vgl. SCHOLZ 2004, S. 66ff.; DÜLFER 2002, S. 85ff.).

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