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Hanno

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Der Name Hanno kommt im antiken Karthago häufig vor. Dank der von Klaus Geus erstellten Prosopographie der literarisch überlieferten Karthager wissen wir, dass es nicht weniger als 33 berühmte Träger dieses Namens gab, was eine Identifizierung des Seefahrers mit anderen Personen gleichen Namens beträchtlich erschwert.135 Ob er, wie gelegentlich angenommen wird, der Sohn des bekannten Staatsmanns Hamilkar war, der 480 v. Chr. bei der unglücklich verlaufenden Schlacht von Himera auf Sizilien starb136, ist fraglich. Jedenfalls wird Hanno in einem in Karthago aufbewahrten Reisebericht (Periplus), unserer Hauptquelle für seine Person sowie seine Erkundungs- und Kolonialfahrt, als basileus angesprochen, was ihn als einen hohen Würdenträger der karthagischen Republik ausweist. Weitere Hinweise darüber liefert die antike Literatur nicht. Gesichert scheint zu sein, dass er etwa gleichzeitig mit seinem Landsmann Himilko, der die europäische Atlantik-route erforschen sollte, den Auftrag erhielt, entlang der Seewege der afrikanischen Küste zu segeln, wie Plinius festgehalten hat.137 Vermutlich sind diese Seefahrten innerhalb der Zeitspanne zwischen dem Ende des 6. und dem ersten Drittel des 5. Jahrhunderts v. Chr. anzusiedeln. Eine genauere Datierung ist nicht möglich. Doch anders als die Erkundungs- und Handelsfahrt des Himilko war Hannos Vorhaben wesentlich umfangreicher. Mit 60 Schiffen ausgestattet und 30.000 Menschen an Bord, Männer und Frauen, soll er eine großangelegte Auswanderungsaktion angestrebt haben, wie die ersten Zeilen seines Periplus vermerken. Zweifellos sind die überlieferten Zahlen ziemlich übertrieben, denn die Ladekapazität der erwähnten Schiffe reichte nur für einen Bruchteil der Genannten aus. Ferner wird darin berichtet, dass im Verlauf dieser Expedition einige Kolonien an der Küste Nordafrikas jenseits der Straße von Gibraltar angelegt wurden und schließlich eine südwärts ausgerichtete Erkundungsfahrt entlang der westafrikanischen Küste, die sich wahrscheinlich bis in den Golf von Guinea ausdehnte, unternommen wurde. Darüber verfasste Hanno den bereits erwähnten Reisebericht, der im Tempelbezirk des Baal Hammon in Karthago als Weiheinschrift aufbewahrt und von dem später eine griechische Ausgabe angefertigt wurde, die uns erhalten ist. Vielleicht sind die problematischen Zahlenangaben über die Teilnehmer an der Expedition ein Übertragungsfehler, der zu Lasten der Übersetzer ging.

Hannos Expedition war nicht die erste groß angelegte Afrikafahrt. Wie Herodot berichtet, hatte unter der Herrschaft des Pharaos Necho II. eine Umschiffung des Kontinents stattgefunden. Es waren phönikische Seefahrer, die zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. vom Roten Meer aufbrachen, weiter entlang der ostafrikanischen Küste segelten, die Südspitze Afrikas umfuhren, und dann über die Westküste bis zur Straße von Gibraltar gelangten, von wo aus sie das Mittelmeer befuhren, bis sie nach Ägypten gelangten, wo die Reise ihren Ausgang genommen hatte.

Aus dem überlieferten Text des Periplus des Hanno, der allerdings nur die Hinfahrt vermerkt, lässt sich für die Rekonstruktion seiner legendären Reise in groben Zügen folgende Route annehmen: Bald nach der Überwindung der Straße von Gibraltar gründete er die Niederlassung Thymiaterion, von wo aus er Richtung Kap Soloeis weitersegelte. Über die genaue Verortung der erwähnten Kolonien von Karikon Teichos, Gytte, Akra, Melitta und Arambys kann man nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht lagen sie nördlich des Flusses Lixus. In dieser Gegend wurde eine längere Rast eingelegt, die Hanno dazu nutzte, um freundschaftliche Beziehungen zu den einheimischen Berberstämmen anzubahnen. Die Fahrt wurde dann nach Südosten fortgesetzt, bis schließlich eine Insel erreicht wurde, auf der eine Siedlung namens Kerne angelegt wurde, die südlichste karthagische Kolonie überhaupt. Nach den Angaben des Hanno betrug die Route von Kerne zu der Straße von Gibraltar etwa die gleiche Entfernung wie von dort nach Karthago. Von dem neu errichteten Stützpunkt aus wurden nun zwei weitere Erkundungsfahrten unternommen. Eine davon nahm die Mündung des Flusses Senegal ins Visier, wo sie auf feindlich gesinnte Einheimische trafen. Die zweite Expedition dauerte länger und führte Hanno an Kap Verde vorbei, erst Richtung Süden, dann nach Osten. Nach etwa vier Wochen, nachdem Hanno wahrscheinlich die nigerianische Küste erreicht hatte und die Vorräte zur Neige gingen, musste er die Heimreise antreten.

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