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I Land und Meer

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Die folgenden Ausführungen lenken das Augenmerk auf die Erde und das Wasser als Grundelemente des menschlichen Daseins. Sie sind entscheidend für unsere Wahrnehmung der Welt und unseren Zugriff auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, nicht zuletzt deswegen, weil sie stets aufeinander bezogen sind und dennoch in einem unauflösbaren Spannungsverhältnis zueinander stehen. Das war in der Antike nicht anders als heute. Ein Unterschied hat sich jedoch durch die im letzten Jahrhundert erfolgte Durchdringung eines weiteren Urstoffes ergeben: Die Luft, beziehungsweise der Weltraum als weitere Sphäre für die Entfaltung der Menschheitsgeschichte, womit eine jahrtausendlange Bipolarität in der Erfassung der Welt entscheidend erweitert und verändert wurde. Erde, Wasser und Luft als Grundlagen menschlichen Zusammenlebens sind nie herrschaftsfrei gewesen. Die auf und mit ihnen errichteten Formen von Machtbildung bieten einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis der sich dort ereignenden politischen, sozialen, ökonomischen und religiösen Entwicklungen. Nach wie vor sind prägende Vorstellungen unseres historischen Erfahrungshorizontes vom Zusammenspiel zwischen Land und Meer bestimmt. Von seiner Beschaffenheit, seinen Potenzialen, Gefahren und seiner Bedeutung für die von der Antike bis heute gültigen Lebenseinstellungen handeln die folgenden Kapitel. Sie wollen die Herausbildung von Lebensräumen (oikos, polis) beispielhaft erfassen, ferner verzeichnen sie die Entdeckung und Vermessung abgelegener Teile der mediterranen Kulturlandschaften und untersuchen darüber hinaus (Tartessos, Ägypten, Indien) die Ursachen und Folgen der griechischen und phönikischen Kolonisation, beobachten dann die Festlegung von Grenzräumen (Hasdrubal Vertrag, Limes, Alalia/Korsika) und beschäftigen sich schließlich mit der Erschließung von Randbereichen einer aufgrund der verbesserten nautischen Kommunikationsmöglichkeiten in höherem Maße verfügbar gewordenen Welt (Fahrten des Hanno, Pytheas und Nearchos). Die damit einhergehende Entzauberung bisher unbekannter Regionen, die durch ihre Eingliederung in den Lebensbereich der bekannten Welt einen Teil ihrer Magie einbüßen, wird ebenfalls zu erörtern sein. Gleichzeitig soll nach den Mechanismen der Begründung von Herrschaft am Beispiel von Karthago und Rom gefragt werden und darüber hinaus, ausgehend von der athenischen Seedominanz (Politisierung des Meeres) eruiert werden, wie es auf Dauer gelingt, die zu Lande und zu Wasser errichteten Machtpotenziale zu aktivieren und politisch nutzbar zu machen. Die Beantwortung dieser Fragen ermöglicht uns, Kontinuitätslinien aufzuzeigen, die bis heute fortwirken und geeignet sind, den Modellcharakter der Antike zu verdeutlichen.

Die Alte Welt

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