Читать книгу 30 tolle Western November 2021 - Pete Hackett - Страница 26

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Ramirez hatte mit dem Sheriff gesprochen, aber obwohl der ein alter Freund von ihm war, konnte der Sternträger nichts machen.

In Laredo hielt Carrington sich nicht mehr auf. Einer der Männer, die die Fähre über den Rio in Gang hielten, glaubte, sich an einen Mann zu erinnern, auf den die Beschreibung passte.

Er war bei einer Gruppe zwielichtiger Kerle gewesen, die sich hatten übersetzen lassen.

Und er hatte einiges an Dollars dafür springen lassen, dass er schneller auf die mexikanische Seite des Rio Grande kam.

Es war also so, wie ich erwartet hatte. Carrington befand sich vermutlich in Mexiko.

José Ramirez hatte ein sehr ansehnliches Anwesen außerhalb von Laredo. Es war eine Ranch, auch wenn hier heute keine Rinder mehr gezüchtet wurden.

Ramirez zog es vor, nur mit den Longhorns zu handeln, sie aber nicht selbst zu züchten.

Er handelte mit allem, was Gewinn versprach. In der Stadt gehörten ihm ein Drugstore und ein Saloon.

Außerdem betrieb er eine Frachtlinie und die Fährverbindung über den Rio Grande.

Es dauerte fast eine Woche, bis ich wieder einigermaßen auf den Beinen war. Und immer noch spürte ich die lähmende Schwäche, die nach wie vor in meinen Knochen steckte.

Aber ich machte Fortschritte und es ging schneller, als der Doc erwartet hatte.

Mir war das alles trotzdem viel zu langsam, aber es gibt Dinge, die man nicht beeinflussen kann.

Ramirez führte mich über sein Anwesen. Ich war zuvor noch nie dort gewesen. Unsere geschäftlichen Angelegenheiten hatten wir in der Stadt geregelt, wo er dafür ein Büro unterhielt.

Das Ranchhaus war ein beeindruckender Bau aus Holz und wirkte sehr herrschaftlich.

Es war auf der großzügig angelegten Veranda, als ich Juanita, die dunkelhaarige Schöne wieder traf. In den ersten Tagen hatte sie mich gepflegt und alles das gemacht, wofür es keinen Doc brauchte.

Jetzt kam ich längst wieder allein zurecht, auch wenn mein Oberkörper mindestens zur Hälfte mit Verbandszeug eingewickelt war.

Es war ein lauer Abend, und ich hatte keine Ahnung, was sie auf der Veranda suchte. Aber das war mir auch nicht so wichtig.

Sie gefiel mir und ich mochte ihre Gesellschaft.

"Ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt, Miss!", sagte ich.

Ich hörte den Klang meiner eigenen Stimme und fand, dass das alles recht steif klang.

Aber so ist das eben.

Ich habe eine Ranch aufgebaut und kenne mich mit Rindern aus, weiß wie man sie von einem Ort zum anderen treibt und wie man mit Indianern und Viehdieben fertig wird. Zum galanten Flirt mit einer Lady hat man da wenig Gelegenheit - und mit einer solchen hatte ich es hier zu tun, das war mir von Anfang an klar gewesen.

Nicht mit irgendeinem Saloon-Girl.

Sie schenkte mir ein entzückendes Lächeln.

"Das habe ich gerne getan, Mr. Burns."

"Jim", korrigierte ich sie. "Nennen Sie mich Jim."

Sie kam etwas näher.

Ihre Augen funkelten.

"Einverstanden."

Ihre Anwesenheit ließ mich für einen kurzen Augenblick vergessen, was geschehen war. Und sie sorgte auch dafür, dass mich der Hass auf Carrington nicht vollkommen beherrschte.

Dafür war ich ihr dankbar.

"Ihr Vater ist ein sehr großzügiger Mann", sagte ich.

"Mein Vater?", echote sie und hob erstaunt die Augenbrauen.

"Ja, Mr. Ramirez..."

Ich brach ab.

Offenbar hatte ich etwas Verkehrtes gesagt.

Ein Schatten fiel auf ihr schönes Gesicht. Ich konnte mir nicht erklären, was ich falsch gemacht hatte.

Ich sah nur, wie sie schluckte.

"Verzeihen Sie, Miss..."

Sie schüttelte dann aber energisch den Kopf und versuchte erneut zu lächeln. Aber das wirkte jetzt ein klein wenig aufgesetzt.

"Sie können nichts dafür, Jim!"

"Wollen Sie mir erzählen, was auf einmal mit Ihnen los ist, Miss?"

Sie nickte.

"Onkel José - Mr. Ramirez - ist nicht mein Vater."

"Verzeihen Sie, das hatte ich angenommen."

"Ich bin seine Nichte und lebe erst seit einigen Wochen hier...

Drüben in Mexiko hatten meine Eltern eine Ranch..." Sie stockte, bevor es ihr möglich war weiterzusprechen. Im Schein des Lichtes, das durch die Fenster hinaus in die Dunkelheit drang, sah ich, dass ihre Augen rot geworden waren.

"Was ist geschehen?"

Ich fasste sie bei den Schultern.

"Apachen haben die Ranch niedergebrannt, alle Tiere weggetrieben und die Menschen umgebracht. Meine Eltern..." Sie schluckte zwischendurch. "Ich hatte Glück und habe als einzige überlebt..."

"Ich hatte davon keine Ahnung, Juanita. Sonst hätte ich nicht so dumm herumgefragt."

"Es ist schon gut."

"Das mit Ihren Eltern tut mir leid."

Sie sah mich mit ihren großen dunklen Augen an und war auf einmal wieder sehr gefasst.

"Sie wollen die Kerle stellen, die für den Tod Ihres Freundes verantwortlich sind, nicht wahr, Jim?"

"Ja, das ist richtig. Der Anführer war ein Mann namens Carrington, den ich zuvor für den Viehtrieb angestellt hatte... Allan hat mich noch vor ihm gewarnt, jetzt ist er ihm zum Opfer gefallen."

"Werden Sie Carrington umbringen, wenn Sie ihn aufgestöbert haben?"

Bei dieser Frage runzelte ich die Stirn. Die Wahrheit war, dass ich bis jetzt nicht wusste, wie ich dann reagieren würde.

"Warum interessiert Sie das?"

"Weil ich mir andauernd dieselbe Frage stelle: Was würde ich tun, wenn ich den Mördern meiner Eltern gegenüber stünde?"

"Verstehe."

Sie sah mich an. "Und?"

"Ich werde versuchen Carrington lebend zu bekommen. Und dann kommt er in Laredo vor Gericht."

"Wann werden Sie aufbrechen, Jim?"

"Sobald ich mich wieder auf einem Pferderücken halten kann, lasse ich mich über den Fluss setzen - hinüber nach Mexiko."

"Ich begreife gut, was in Ihnen vorgeht, Jim. Aber die Apachen sind dort immer noch auf dem Kriegspfad. Vielleicht haben Sie in der Stadt etwas darüber gehört."

"Ein paar Sattelgerüchte gehen um. Aber auf die gebe ich nicht viel. Das meiste ist nur Gerede."

"Jim! So leicht würde ich das nicht abtun!"

"Ich habe keine Angst!"

"Das weiß ich! Aber vielleicht wäre es besser, wenn Sie noch etwas länger hier bleiben. Zumindest, bis sie wieder ganz kuriert sind."

"Juanita, es schmeichelt mir, dass eine Lady wie Sie um jemanden wie mich besorgt ist, aber von dem, was ich vorhabe, kann mich niemand abhalten..."

"Dann passen Sie gut auf sich auf!"

Ich versuchte zu lächeln und sie lächelte zurück. Unsere Blicke trafen sich. Sie hatte sehr dunkle, braune Augen.

"Ich werde es versuchen...", versprach ich.


30 tolle Western November 2021

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