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LABOR DAY[50]

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Beattys Äußerung war verfrüht, aber um 21 Uhr am Samstag, dem 24. Mai 1941, gebar sie im St. Mary's Hospital ihr erstes Kind. Es war keine leichte Geburt, da das Baby einen sehr dicken Kopf hatte. Der Zustand ihrer Wirbelsäule zwang den Arzt, zu operieren. Beatty glaubte, es hätte fast das Leben des Kindes gekostet, wenn nicht gar ihr eigenes. Abe kaufte bei Standard Oil Zigarren für die Jungs. Stolz verkündete er, dass er einen Sohn habe, Robert Allen, und dass es Mutter und Kind bestens gehe! Eine Woche später kam Beatty mit dem Baby nach Hause. Eine Krankenschwester und eine Haushaltshilfe unterstützten sie in den ersten schwierigen Wochen.

Selbst die Nachbarn mussten einräumen, dass Bobby Allen ein wunderschönes Kind war. Er hatte einen goldenen Schopf, und oft sagte Beatty zu ihm: »Du hättest ein Mädchen sein sollen, so schön wie du bist.« Sie flocht ihm bunte Bänder ins Haar und setzte ihn für die Kamera zurecht. »Er war immer sauber. Er machte sich nie schmutzig«, erinnerte sie sich. Ein Bild im Alter von 15 Monaten zeigt ein Engelsgeschöpf, lächelnd und mit Apfelbäckchen, mit einer Fülle goldblonder Locken. Der Vater blieb weiter bei Standard Oil. Sein Job war für den Krieg nicht unwichtig, so dass man ihn vom Militärdienst freistellte.

In den späten Dreißigern, als der mächtige John L. Lewis Gewerkschaften organisierte, hatte Standard Oil die Tri-State Petroleum Union gebildet, eine gesellschaftsinterne Gewerkschaft. Als sich etwa 300 Mitglieder eingetragen hatten, brauchte die neue Gewerkschaft nur noch einen Führer, und sie wählten den ehrlichen Abe. »Unser Personalchef meinte, Standard Oil bricht zusammen, wenn Lewis mit seinen Forderungen durchkommt«, erläuterte Abe. Die Firmengewerkschaft wurde bald per Gesetz verboten. Die Fahrer von Duluth traten der Teamsters Union bei. Standard Oil überlebte; Abe desgleichen.

Als er seinen zweijährigen Sohn mit ins Büro brachte, drängten sich Sekretärinnen und Angestellte um ihn. Mit drei Jahren gab Bobby Allen sein erstes öffentliches Konzert, als er auf Vaters Schreibtisch hockte und in ein Diktaphon redete und sang. Der Junge staunte über die Wiedergabe des Klangs seiner eigenen Stimme. Manchmal nahm Abe ihn heimlich auf und neckte Sekretärinnen, indem er zwischen Rechnungsnummern eine kurze Darbietung von Bobby einfügte.

1946 gab es in Duluth eine Muttertagsfeier, zu der Bobby und seine Großmutter Anna mitgenommen wurden. »Ganz Duluth hat darüber geredet … Das heißt, sie reden immer noch davon«, erinnert sich Bobs Mutter. »Alle möglichen Leute standen auf, um etwas vorzutragen, aber außer Bobby hat überhaupt keiner hingehört. Die haben alle geredet. Bobby saß bloß da und hat zugehört und beobachtet. Dann wurde er aufgerufen. Dieser kleine vierjährige Kerl stand nun auf, mit seinem wirren Krauskopf, und ging zur Bühne. Er stampfte mit dem Fuß, und die Leute schauten hin. Bobby sagte: ›Wenn jetzt alle hier im Raum still sind, sing ich was für Großmutter. Ich will ›Some Sunday Morning‹ singen.‹ Na, dann hat er gesungen, und die haben den Raum auf den Kopf gestellt. Sie haben so heftig geklatscht, dass er seine andere große Nummer gesungen hat, ›Accentuate The Positive‹. Er kannte nicht viel mehr als diese beiden Lieder. Danach hörte unser Telefon nicht auf zu klingeln, weil mir alle Leute gratulieren wollten. Meine Mutter und meine Schwiegermutter hatten viele andere Enkel, aber Bobby war ihr ganz besonderer Augapfel. Er war derjenige, in den sie vernarrt waren, aber das hat ihn nicht verzogen. Wieso es nicht dazu kam, das werde ich nie erfahren.«

Zwei Wochen danach hatte Bob einen weiteren Auftritt. Beattys Schwester Irene gab einen kostspieligen Hochzeitsempfang im Covenant Club. Bobs Mutter staffierte ihn mit einem weißen Palm-Beach-Anzug aus (noch 1968 hatte sie die kragenlose Montur mit den drei Knöpfen stets griffbereit in einem Wandschrank). Ein Fanclub von Angehörigen sponserte Bobs ersten bezahlten Auftritt. Ein Onkel hielt ihm eine Handvoll Geldscheine hin und sagte: »Du musst singen.« Er weigerte sich. Das Bitten wurde dringender; allerdings blieb die Gage gleich. Bob wandte sich an seinen Vater. »Ich sagte ihm«, meinte sein Vater, »dass er singen sollte, weil all diese Leute gekommen waren, um ihn zu hören. Ich sagte ihm, wenn er singen würde, würden wir ihn in Zukunft nicht mehr quälen, dass er öffentlich singt.«

»Also hat er gesungen«, sagte seine Mutter, »aber erst, nachdem er verkündet hatte: ›Wenn es ruhig ist, singe ich.‹« Es war nicht das, was man einen Knabensopran nennt, aber es war eine feine, einschmeichelnde Stimme, und alle waren ganz still, während Bob sein aus zwei Liedern bestehendes Repertoire vortrug. Wieder jubelte das Publikum, und Bob ging zu seinem Onkel und nahm die 25 Dollar. Mit seinen ersten Konzerteinnahmen kam er zu seiner Mutter. »Mummy«, sagte er, »ich geb das Geld zurück.« Er ging wieder zu seinem Onkel und händigte ihm das Geld aus. Fast hätte er dem Brautpaar die Schau gestohlen.

Sein Vater erinnerte sich: »Die Leute haben vor Freude gelacht, wenn sie ihn singen hörten. Er war, möchte ich sagen, ein sehr liebenswertes, ein sehr ungewöhnliches Kind. Die Leute haben sich sehr viel Zeit genommen, um sich mit ihm zu beschäftigen, mit ihm zu reden. Ich glaube, wir waren die Einzigen, die nicht der Meinung waren, dass er einmal sehr berühmt werden würde. Alle sagten: ›Dieser Junge wird mal ein großes Genie sein, oder er wird dies werden und jenes werden.‹ Alle haben das gesagt, nicht nur Verwandte. Wenn er ›Accentuate The Positive‹ sang, so wie andere Kinder seines Alters ›Mary Had A Little Lamb‹, sagten die Leute, er wäre hochbegabt. Ehrlich gesagt, habe ich dem nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich fand, jedes Kind könnte so ein Lied aus dem Radio lernen - wenn man es oft genug hört.«

Bob Dylan - No Direction Home

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