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DER FALL DER STIBITZTEN HOLZÄPFEL[51]

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»Bobby und ich haben die ganze Zeit Holzäpfel von den Bäumen der Nachbarn geklaut. Oder Möhren und Zwiebeln. Wir haben einfach die Dinge getan, die heranwachsende Jungen so tun«, erzählte mir Larry Furlong 1966. »Wir haben im Hinterhof Spielbuden gebaut, die ganz wie Schuppen aussahen. Wir sind oft nach ›Pill Hill‹ gegangen, ein paar Blocks weiter. Damals war das nur eine alte Schlackenhalde. Jetzt heißt es ›Pill Hill‹, weil da so viele Ärzte wohnen. Aber für Bob und mich und Luke Davich und meinen Bruder Pat und Bob Pedler war das nur eine großartige Wildnis. Wir haben da Forts und Camps angelegt und kleine Ströme entdeckt. Manchmal haben die anderen Bob hochgenommen. Sie haben ihn Bobby Zennerman genannt, weil es so schwierig war, Zimmerman auszusprechen. Das mochte er nicht. Normalerweise konnte man prima mit ihm auskommen. Er war nicht verhätschelt. Er schien nicht anders zu sein als die übrigen Kinder in der Nachbarschaft. Ich erinnere mich aber gut, dass er leicht zu verletzen war. Er ist oft schmollend nach Hause gegangen. Später, in der High School, war er nicht so beliebt, vor allem, weil er so sehr für sich blieb. Jetzt sind wir alle sehr stolz auf Bob.«

»Kein Künstler kann die Wirklichkeit hinnehmen«, sagte Nietzsche, und ebenso könnte man sagen »kein Zimmerman«. Die Schicklichkeitsvorstellungen des Mittelstands in der Kleinstadt trieben Beatty dazu, ihre eigene Version der Realität nicht nur zu äußern, sondern auch zu glauben. Abe gab freimütig zu: »Ich habe nur so viel Stolz und nur so viel Ego« und machte dabei verhaltene Gesten mit seinen Händen. Für die Eltern waren ihr häusliches Leben und die frühen Jahre ihres Sohnes ein gemütliches Paradies elterlicher Großzügigkeit und Vernunft. Bob empfand die Jahre in Hibbing als Einengung und akzeptierte später keinerlei Schranken.

Als sich die Karriere ihres Sohnes entwickelte, spielten die Eltern gelegentlich seine erdichteten Selbstbildnisse herunter, aber ihre eigene Imagebastelei war fast ebenso phantasievoll. Abe wollte die Rotarier des Orts beeindrucken, Beatty wollte die »alten Lady-Richter«[52], wie Bob sie nannte, ihrer Familie und Gemeinde beeindrucken. Bob wollte die Welt mit einer romantischen Flucht nach Irgendwo beeindrucken. Keiner von ihnen war ein Lügner. Alle waren sie gezwungen, ihre eigenen Realitäten zu finden.

Dylan nutzte seine persönliche Mythologie als Schutzschild, während er um sich herum zahllose andere Mythen zertrümmerte und entweihte. Da er den Wert solcher Legenden kannte, wusste er auch um ihre potenzielle Gefährlichkeit, die er an dem Tag entdeckt haben mag, als seine Mutter erfuhr, dass ihr Stolz und ihre Freude die verbotenen Holzäpfel gestohlen hatte.

Bob Dylan - No Direction Home

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