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DON QUJOTE UND SANCHO PANZA

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Mit 16 sagte Bob oft zu John Bucklen: »Du bist mein main man« - großes Lob im Jargon der 50er. Bucklens Familie gehörte zur Arbeiterklasse, normale Amerikaner, vermutlich englischer Abstammung. Auch John hatte diesen Hang dazu, ein »Bad Man« zu sein.

Selbst bei den netten Mittelstandsjungen aus den Twin Cities[64], die Bob im Theodor-Herzl-Sommercamp nahe Webster, Wisconsin, traf, konnte er ein paar »Bad Guys« finden. Ab 1954 verbrachte Bob vier Sommer lang jeweils ein paar Wochen in dem von einem Hadassah-Club geleiteten zionistischen Camp. Er liebte das Schwimmen und schien nichts dagegen zu haben, Hebräisch zu sprechen. Aber nach seinem 16. Geburtstag wurde ihm dort alles zu zahm. Es begann mit einem Gesang am Lagerfeuer. Um die Stimmung so richtig aufzuheizen, kletterten Bob und sechs weitere Jungen auf das Dach des Duschhauses und zogen die Leitern zu sich herauf. Sie sangen, grölten und verhöhnten die anderen dort unten, bis der Rabbi ihnen eine Predigt vortrug, die sie wieder auf den Boden brachte. »In dem Jahr hat Bobby das ganze Camp übernommen«, erinnerte sich Abe. »Ich dachte, die würden ihn heimschicken.«

Die etwas lockere Atmosphäre im Haus der Bucklens gefiel ihm. Beatty bestand an Unterrichtstagen auf Zapfenstreich um halb zehn. Johns Familie sah das nicht so eng. John und seine Mutter, eine Näherin, waren arm. Sein Vater, ein Eisenbahner, hatte bei einem Bahnunfall ein Bein verloren und war bis zu seinem Tod, als John 15 war, Halbinvalide. Bucklen sagte mir, er sei eher der geborene Gefolgsmann gewesen, während Bob immer dreister wurde. Musik verband sie. Oft improvisierten sie, während das Tonband lief. John nahm Bob beim Klavierspielen auf. »Diese Aufnahmen haben zwar überhaupt keinen ästhetischen Wert«, erklärte Bucklen mir 1969, »aber durchaus einen nostalgischen.«

»Wir haben die Gitarre genommen und Strophen gesungen, die wir beim Singen erst erfunden haben. Was rauskam, war seltsam und sehr schräg. Wir wollten die Bänder eigentlich irgendwohin einschicken, aber das haben wir nie gemacht.«

John mochte Bobs merkwürdige Einfälle. Auf einem Trip nach Highland Park, einem Vorort von St. Paul, sagte Bob zu ihm: »Wir erzählen allen hier, dass wir gekommen sind, um 'ne Platte aufzunehmen. Ich werde allen sagen, dass du mein Bassist bist.«

Sie hatten viel Spaß mit Johns Schwester Ruth in ihrem Haus draußen am Highway 165. Bucklen hört ein Echo ihrer fröhlichen Zeit mit Musik, Witzen und Spielen in Dylans »115th Dream«. Einmal zog Bob eine Frankensteinmonstermaske über und erschreckte Pärchen an ihren Liebesplätzen. Bobs Scherze machten auch vor seiner Musik keinen Halt. »Komm mal her, hör dir an, was ich gerade geschrieben habe.« John dazu: »Ich habe dann oft gesagt: ›Nein, das hast du nicht geschrieben!‹ Ich konnte nie ganz verstehen, warum er so tat, als ob er diese tolle Musik gemacht hätte … Er hatte doch Talent und brauchte überhaupt nicht so zu schwindeln. Es gab wirklich nichts anderes als Musik, womit Bob in Hibbing hätte ausdrücken können, was er empfand. Und wenn er sich ausgedrückt hat, mit Musik, haben die Leute ihn nicht wirklich verstanden.«

Eine weitere Leidenschaft, seit Bobs zweitem Jahr in der High School, waren Mädchen. Er brachte es auf eine ganze Reihe, dem Erzählen nach alle pummelig und großbusig. Eine der ersten war Barbara Hewitt, ein üppiges Mädchen, das er 1957 traf. Bob war ziemlich verknallt. Zehnmal am Tag wandte er sich seinem Freund zu und sagte: »Ich liebe Barb, John. Ich liebe Barb.« Oder er sagte: »Weißt du was, John?« Und John erwiderte: »Ich weiß: Du liebst Barb.« Barbara und ihre Familie zogen nach Minneapolis um, und so endete der erste von zahlreichen Schulflirts.

Die rastlose Suche nach neuen Menschen und Ideen brachte Bob und John mit Jim Dandy zusammen, einem schwarzen Diskjockey, damals Mitte 20, der in Virginia lebte, einer Nachbarstadt. Bei so vielen billigen eingewanderten Arbeitskräften aus Europa gab es wenige Schwarze in der Iron Range. Bucklen: »Wir haben Jim Dandy deshalb so oft besucht, weil er eine angenehme Abwechslung war. Er war Neger und sehr mit dem Blues beschäftigt. Er hatte viele Platten, die wir mochten.« Jim Dandy, seine Frau und die Kinder waren die einzigen Schwarzen unter den 12.000 Einwohnern von Virginia. Bob hörte ihn im Sommer 1957 im Sender WHLB und suchte nach dem Mann hinter der Stimme. Er und John waren überrascht und begeistert, als sie entdeckten, dass der Diskjockey schwarz war. Als Jim sah, dass er es mit Gleichgesinnten zu tun hatte, ließ er seine »weiße Radiostimme« beiseite und redete coolen schwarzen Slang. Sie verbrachten Stunden damit, alte Blues- und R & B-Platten zu spielen. Die Begegnungen setzten sich über Monate fort. Durch Jim Dandy entdeckte Bob eine neue Iron Range, von der seine Familie kaum wusste. Deshalb konnte Dylan später sagen: »Wo ich gewohnt habe … gibt es keinen armen Teil und keinen reichen Teil. Keine falsche Seite der Gleise und keine richtige Seite der Gleise …«

Bob Dylan - No Direction Home

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