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DER TALENTWETTBEWERB

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Die Golden Chords verloren ihren Dreiklang, als Bob sich immer mehr für schwarzen R & B interessierte und die beiden anderen es zum weißen Rock'n' Roll zog. Bob war bald die Schlüsselfigur in einer anderen Band. Sie bestand aus Chuck Nara, Schlagzeug, Bill Marinec, Bass, Larry Fabbro, elektrische Gitarre, und Bob mit Klavier, Gitarre und Gesang. Im Herbst 1955 jamten die vier oft, tauschten Platten aus und hörten sich Bobs Pläne für ein Musikerdasein an. Für die anderen war Musik nur ein Hobby.

Nachdem diese unbekannte Band ein Jahr zusammen gewesen war, trat sie beim Jacket Jamboree Talent Festival der Hibbing High School auf. Routinemäßig nahmen Rezitatoren, Sänger und Pianisten daran teil - die übliche Langeweile, bis Bobs Band erschien. Er sagte in der Klasse so wenig, war ein so ruhiger Einzelgänger, dass keiner auf die Attacke aus den aufgetürmten Verstärkern und Geräten der Band vorbereitet war. Außerdem hatte Bob den Schock dadurch vergrößert, dass er darauf bestanden hatte, seine Mitspieler sollten keinem erzählen, was sie vorhatten. Schon damals war seine Regel: »Sag nicht, was du tun willst, tu's einfach«.

Bob trug das Haar in Wellen auf der Stirn, ä la Little Richard. Die Band arbeitete mit voll aufgedrehten Verstärkern, und als Bob zu singen begann, in einem heiseren, durchdringenden schrillen Geschrei, »brachte das so viel Gelächter wie Applaus«, erzählte Fabbro mir. Die Songs kamen aus dem Repertoire von Little Richard und dem großen Elvis. Der einzige Titel, an den sich alle noch erinnern, war »Rock'n'Roll Is Here To Stay«.

Aber nicht an der Hibbing High School! K. L. Pedersen, der Direktor, führte gerade einige auf Inspektionsreise befindliche Erziehungsbeauftragte herum. Die vereinigte Wucht der Hausmikrofone und der Bandanlage war zu viel! Er rannte hinter die Bühne und stellte die Mikrofone ab. Als er feststellte, dass er auch hier nicht laut werden durfte, kochte Bob, aber er hämmerte weiter auf seinem Klavier herum. Die Legende sagt, er habe ein Pedal abgebrochen und ein paar Saiten beschädigt. »Afrikanisches Gekreische«, bemerkte ein erschreckter Lehrer. Selbst Fabbro räumte ein, dass ihr Auftritt schockierend war, für damals, für diesen Ort.

Ein anderer damaliger Schüler war Augenzeuge: »Meine erste Empfindung war Verlegenheit. Unsere kleine Gemeinde war eine derartige Vorführung nicht gewöhnt. Ich glaube, es gab noch eine ganze Reihe Leute, die es peinlich fanden. Heute (1969) ist mir natürlich klar, dass das der junge Bob Dylan in seiner frühen Form war. Er war allen ein bisschen voraus, aber das schien ihm nichts auszumachen. Es war ihm egal, weil er solch ein phantastisches Vertrauen in sein Talent hatte. Er sagte bloß: ›Hier bin ich. Entweder ihr mögt es oder ihr mögt es nicht. Ich weiß, was ich mache, ist großartig.‹« Der Augenzeuge war John Bucklen, ein Jahr jünger als Bob; später wurde er Diskjockey für Popmusik in Fond du Lac, Wisconsin. »Wenn sich eine Gelegenheit bot, hat Bob nie gezögert, den Richtigen anzusprechen und zu sagen, was er haben wollte. Er hatte eine ungewöhnliche Art, die Leute auf seine Seite zu bringen.« Bucklen, seine Mutter und seine Schwester waren überzeugt davon, dass Bob etwas von seinem Vater gelernt hatte. »Wir dachten«, sagte Bucklen, »dass Bob einen sehr guten Verkäufer abgeben würde - seiner selbst.«

Geschichten, die über den Wettbewerb kursierten, versetzten die Schule in Unruhe. Lehrer lachten, Schüler kicherten, Eltern waren besorgt. Der Lehrer Bonn Rolfsen war empört über die Show, aber beeindruckt vom Unterschied zwischen dem Bob auf der Bühne und dem Bob in der Klasse. Zehn Jahre danach sagte er mir, um Dylan zu verstehen, müsse man die Geographie beachten: »Wenn Sie ein paar Minuten von hier, von Hibbing, rausgehen in den öden Busch, dann werden Sie begreifen, weshalb wir hier so eigenständig sind.« Bonn erinnerte sich an Bob als »sehr freundlich, sehr introvertiert, aber sehr klug. Ich habe ihn als Gentleman in Erinnerung, angenehm sanftmütig. Wie er im Schreiben war, weiß ich aber ehrlich gesagt nicht mehr. David hat mir zwar erzählt, dass Bob die ganze Zeit geschrieben hat, aber das habe ich damals nicht bemerkt.« Ein anderer Lehrer, Charlie Miller, bei dem Bob Sozialkunde hatte, beschreibt ihn als »anders insofern, als er wirklich Verstand hatte. Er zeigte ganz deutlich, dass er Talent besaß. Als ich später ›Blowin' In The Wind‹ hörte, erinnerte mich das an das soziale Mitgefühl, dass er in der Klasse immer gezeigt hatte.«

Nach dem Jacket Jamboree setzte sich Bob wieder still auf seinen Platz in der Klasse, wenn sich auch einige erinnern, dass nun doch ein Unterschied da war. Er schien vor sich hin zu lächeln. Bucklen dachte, es würde sich ein »schwarzer Humor« in ihm entwickeln, nicht in der Weise der beißenden Satiren von Lenny Bruce, sondern eher in jenem »vorgeschobenen Humor eines Schwarzen gegenüber einem Weißen, der ihn bedroht«. Bucklen sah einen Spötter, der sich abschirmte, während er eine anders eingefärbte Welt um sich herum verhöhnte.

Bob Dylan - No Direction Home

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