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SCHULABSCHLUSS

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Abe und Beatty strahlten über das erfolgreiche Ende von Bobs Schulzeit. Bob würde, so hatte man sich geeinigt, die Universität von Minnesota besuchen. Beatty räumte widerstrebend ein, dass es wirklich nicht viel gab, was ihn hätte halten können. Sie gab die größte Abschlussfeier in der Stadt. Die Vorbereitungen verliefen reibungslos, bis auf ein kleines Problem - der Ehrengast wollte nicht kommen. Er wollte mit den anderen Jungs ausgehen. Seine Mutter meinte, er solle wenigstens 15 Minuten hereinschauen, weil sie die Party nicht abblasen wollte. »Um es kurz zu machen, er kam zu uns nach Hause.«

Zwischen dieser »Graduation«-Party und der, die den Film von Mike Nichols und Dustin Hoffman, The Graduate (Die Reifeprüfung, 1967), einleitet, gibt es eine auffällige Parallele: Beide wurden eher für die Eltern als für die Söhne veranstaltet. Abe: »Robert konnte einfach nicht verstehen, dass so eine Party üblich war. Ich habe ihm gesagt: ›Das ist ein Meilenstein. Du beendest nur einmal die High School.‹ Er sagte: ›Wenn ich komme, bleibe ich jedenfalls nicht lange.‹ Aber er ist geblieben, und es hat ihm offenbar gefallen, dass all diese Leute gekommen waren.« Ob Freunde oder Bandmitglieder von Bob eingeladen gewesen seien? »Nein«, antwortete Abe. »Nur Nachbarn und Angehörige. Zum Schulabschluss haben die Kinder ja ihre eigenen Partys. Aber bei dieser ist alles, was man von den Kindern erwartet, dass sie sich blicken lassen. Er kannte höchstens die Hälfte der Leute, die gekommen waren, um seinen Abschluss zu feiern, aber alle kannten ihn.«

Um Mitternacht brach Bob auf, um sich durch Hibbing treiben zu lassen. Um zwei Uhr kam er zurück, als gerade aufgeräumt wurde. »War das nicht eine nette Party?«, fragte seine Mutter. Er gab dies zu. Die liebste Erinnerung der Mutter an ihren »Reifeprüfling« war: »Er war immer und zu jeder Zeit ein Gentleman. Er mochte manchmal widerspenstig sein, aber er war immer nett zu den Leuten, und wir waren so stolz, so einen höflichen Jungen zu haben.« Der Tisch im Esszimmer war überhäuft mit Geschenken. Darunter befand sich ein Satz 78er-Platten von Leadbelly, dem schwarzen Sänger, der 1949 gestorben war. Der wuchtige Barde aus Louisiana, von den Folkloresammlern John und Alan Lomax in einem Gefängnis in den Südstaaten entdeckt, war eine Offenbarung. Nur durch seine Stimme und seine zwölfsaitige Gitarre füllte Leadbelly Bobs Kopf mit »Rock Island Line«, »Take This Hammer«, »Green Corn« und »Midnight Special«.

Bucklen: »Bob schrie am Telefon beinahe: ›Ich hab was Großartiges entdeckt! Du musst rüberkommen!‹« Sie hörten es sich zusammen an. »›Das ist es, das ist es‹, sagte er immer wieder. 1959 war Leadbelly für mich zu simpel. Wieder ein Beispiel dafür, wie Bob uns allen voraus war.« An diesem Abend mit Bob und Leadbelly wurde mir zum ersten Mal klar, dass Bobby Zimmerman sich langsam in Bob Dylan verwandelte.« Außerdem war Leadbelly ein Mann der anderen Seite. Er war ein schwarzer Paul Bunyan und hatte wegen Mordes gesessen. Eine Vaterfigur des amerikanischen Folk, des Blues und der Worksongs, die Bob zu den Wurzeln des ersten Folksong-Revivals in den späten 1950ern führte. Sein Interesse für Leadbelly währte nur kurz, gerade lang genug, um ihm die Tür zur Folkmusic und zu allem, was dahinter lag, zu öffnen.

Nach dem Schulabschluss fuhr Bob runter nach Minneapolis, um Student zu spielen. Er kehrte während seiner Zeit dort vielleicht ein halbes Dutzend Mal zurück. Im Frühjahr 1964 erschien Bob kurz, als David die High School abschloss; er selber war schon erfolgreich. Damals war Bonn Rolfsen verblüfft über Bobs Zurückhaltung. Bonn: »Er war so populär, dass er, wenn er es gewollt hätte, der Stadt hätte einiges vorwerfen können. Er wollte keine besondere Aufmerksamkeit. Er schien unter einem schrecklichen Druck zu stehen, rauchte dauernd und wirkte sehr nervös. Er war aufgezogen wie eine Uhr; er hatte ja auch nichts anderes getan, als sich selbst anzutreiben.«

Nach 1964 kehrte er nur noch zweimal zurück, soviel ich weiß. Bob hatte Hibbing beinahe aus seinem Gedächtnis getilgt. Ein Grund dafür war Walter Eldot, Redakteur der Sonntagsbeilage von The Duluth News - Tribune, der 1963 ein Gespräch mit Abe abdruckte: »Mein Sohn ist eine Körperschaft und sein öffentliches Image nur eine Show … Indem er, gewöhnlich ohne Gage, rings um Minneapolis Musik machte, begann er, seinen derzeitigen Bühnencharakter zu entwickeln - samt dem Folkaufputz und -akzent, die dazugehören. Das ist es, was wir so beunruhigend fanden - und immer noch finden. Aber das ist alles Teil der Show … Er wollte ein Folksinger werden, ein Entertainer. Wir sahen das nicht, aber wir hatten das Gefühl, dass wir ihm eine Chance geben müssten. Schließlich ist es ja sein Leben, und wir wollten ihm nicht im Weg stehen. Also sind wir übereingekommen, dass er ein Jahr kriegen soll, in dem er tun kann, was er will …«

Später im selben Jahr, 1963, besorgte Eldot das Material für einen Newsweek-Artikel, der Bob noch weiter von seiner Familie entfernte. Seinen Eltern gegenüber tobte er am Telefon wegen der beiden Artikel. Er forderte von ihnen, ohne seine Zustimmung mit niemandem zu sprechen. Das war für Abe auf Dauer nicht möglich. Im Frühjahr 1968 musste er wieder seine eigene Version loswerden. Gegenüber Jules Siegel von The Saturday Evening Post sagte Abe: »Ich habe ihn oft in die ärmeren Stadtteile geschickt, um unbezahlte Ware wieder zurückzuholen … wohl wissend, dass er nicht imstande sein würde, von diesen Leuten Geld einzutreiben. Ich wollte ihm nur eine andere Seite des Lebens zeigen. Dann kam er zurück und sagte: ›Dad, die Leute da haben gar kein Geld.‹ Und ich habe gesagt: ›Einige von denen da draußen machen genauso viel Geld wie ich, Bobby. Sie können nur nicht damit umgehen.‹« Die Helstroms, John Bucklens Mutter und Jim Dandy brachten Bob mehr über arme Leute bei als Abe. Abe, ein liebenswerter Kerl, konnte nicht anders und nichts dafür, dass er George F. Babbitt glich.

Bob Dylan - No Direction Home

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