Читать книгу Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten - Walter Kranz - Страница 10

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Elisabeth hat die Personalakte unter den Arm geklemmt. Die blaue Jacke hat sie über die Schultern geworfen. Ihre Haare sind frisch gekämmt und mit dem Haarband aufgesteckt. Sie sieht nicht aus, als sei sie vor kurzem noch in einem Krankenhaus gestanden. Auch Andreas Tod scheint sie nicht zu belasten. Sie sieht aus, als käme sie ganz normal von der Arbeit. Als hätte sie einen ganz normalen Feierabend.

„Ich bringe Sie nach Hause“, sagt Elisabeth.

Auf der Fahrt riecht Bernard Elisabeths Parfüm. Es ist nicht aufreizend. Auch nicht aufdringlich. Aber verführerisch. Das Parfüm riecht gut an ihr und sie riecht gut in ihm. Irgendwie unterstreicht es ihre Persönlichkeit. Irgendwie wird Elisabeth Bernard noch sympathischer. Sie scheint es nicht zu bemerken.

„Es wird schwierig werden“, sagt Elisabeth, „Sie werden mit Urteilen und Vorurteilen zu Rande kommen müssen. Ich kann mir vorstellen, dass man Ihnen ärgrrlich sagen wird, Ihre Fragen seien schon Dutzende von Malen beantwortet worden.“

„Warum sagen Sie mir das?“

„Weil ich Ihnen nichts verheimlichen will. Weil Sie wissen müssen, dass neben der Verkehrspolizei sich auch die Terrorbekämpfung in die Untersuchung einschalten wird.“

„Terrorbekämpfung? Paul ... ?“

„Nein, nicht Paul“.

„Wer dann?“

„Andreas“, sagt Elisabeth.

„Es ist eine dumme Geschichte, in die er hinein gezogen worden ist. Doch damit hatte er nichts zu tun. Andreas tut so etwas nicht.“ Nach kurzer Pause korrigiert sie: „Andreas tat so etwas nicht.“

Bernard überlegt. Kombiniert. Versucht einzuordnen. Obwohl er es nicht will, entsteht so etwas wie ein Raster, der Andreas als gewaltbereit darstellt. Bernard spürt, dass er beginnt, ihn darauf zu fixieren und er ist froh, dass sie sich seinem Wohnort nähern.

„Da bin ich zu Hause.“ Bernard deutet in die Hofeinfahrt, die mit unzähligen, kleinen hauptsächlich schwarzgrauweißen Kieselsteinen bedeckt ist, die beim Befahren knirschen, knacken, rauschen, brechen und in unbeschreiblichen Konstellationen von unten auf das Autoblech trommeln. Dann ist Stille. Das Auto steht.

Jetzt müsste Bernard aussteigen. Sich bei Elisabeth bedanken. Grüßen. Das Auto verlassen. Aber er macht keine Anstalten es zu tun. Im Gegenteil. Er grübelt weiter und fragt:

„Andreas, der Chauffeur? Ein Fall für die Terrorbekämpfung?“

„Sie vermuteten es“, sagt Elisabeth, „auch das wollte ich Ihnen erzählen, bevor Sie es aus anderem Mund erfahren.“

„Aus wessen Mund?“ fragt Bernard, aber Elisabeth antwortet nicht.

Stattdessen fragt sie: „Darf ich reinkommen? Auf eine Tasse Kaffee und so?“

Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten

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