Читать книгу Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten - Walter Kranz - Страница 18

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Während Bernard in fremdem Stiegenhaus in Erinnerungen wühlt, kommt die junge Frau, die ihn vorhin an Bora erinnerte, wieder die Treppe herunter. Sie winkt mit der rechten Hand, lächelt und meint, es werde noch ein wenig dauern, bis ihre Mutter komme. Noch einmal winkt sie und verschwindet nach oben. Bernard schaut ihr nach und ist sich fast sicher, dass sie Bora ist. Bernard erinnert sich. Er erinnert sich, wie es scheint, gerne an damals.

Bernard erinnert sich an ein Abendessen auf erwähnter Insel. Während er aß, teilte sich das Gebüsch, das einen Pool umkreiste und heraus trat Bora. Bernard erkannte sie nicht gleich. Sie war völlig in mausgrau gekleidet. Trug flache, mausgraue, stoffige Schuhe. Mausgraue Hosen. Ihren Oberkörper bedeckte ein T-Shirt. Ebenfalls in mausgrau. Bernard fand, dass mausgrau ihr gut stand. Dass ihre Persönlichkeit sichtbar blieb. Irgendwie war sie noch reizvoller, als in schwarzweißem Einteiler. Sie trug die braunen Haare jetzt offen. Die Zopfflechterin hatte ausgedient. Den linken Arm zierte eine Uhr, die ein feingliederiges Uhrband ans Handgelenk fesselte.

Noch etwas belebt Bernards Erinnerung: Die Bewegung, mit der sie ihre Umhängetasche über die Schulter warf. Eine Bewegung, die Bernard, wenn überhaupt, nur schwierig beschreiben kann. Bernard erinnert sich deutlich an die Farbe der Tasche. Sie war überwiegend in der Farbe rostrot oder rostbraun gehalten. Auch ein wenig Schwarz war vorhanden. Dazwischen eine Art gelb. Auf jeden Fall etwas Helle, und sie war im Dekor mexikanischen Motiven nicht unähnlich.

Bora warf mit der ihr gemässen Bewegung die Umhängetasche über die Schulter, schaute kurz zum Restaurant und winkte ihr unnachahmliches Winken. Bernard weiß nicht, was ihn veranlasste zurückzuwinken. Aber er tat es. Ängstlich zwar und etwas linkisch, um nicht zu sagen läppisch. Bernard versuchte ebenfalls ein Handgelenkwinken. Ihm war feierlich zu Mute. So, als hätte er etwas Großes, etwas Mutiges getan. Dabei hatte Bora mitunter gar nicht ihm gewunken!

Bernard war überzeugt, Boras Winken sei für ihn und nur für ihn bestimmt gewesen. Es musste so sein! Niemand sonst hatte Antwort gewunken. Dann war Bora weg. Fort. Um die Ecke. Bernard legte sein Besteck nieder, bezahlte und verließ das Restaurant. Er versuchte Bora zu folgen. Vergebens!

Bald schon gab Bernard die Suche auf. Die Nacht war herbei gekrochen und im beinahe dunklen Grau der Nacht eine mausgraue Bora finden zu wollen, grenzte fast schon an Überheblichkeit.

Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten

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