Читать книгу Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten - Walter Kranz - Страница 9

Оглавление

Vor dem Krankenhausportal treffen Angelika Schweyer, Elisabeth und Bernard wieder aufeinander. Die zwei Frauen gehen grußlos aneinander vorbei, während Bernard dieses Mal sein „Guten Tag“ hervorpresst. Dieses Mal lässt er sich nicht mehr hindern daran.

Elisabeth und Bernard fahren zurück zum Betrieb, wo Bernard seine Unterlagen und die Personalakte Paul Schweyer liegen hat, die er nach Hause nehmen möchte, um sie zu studieren. Während Elisabeth ihren Wagen über die Straße treibt, fragt sich Bernard, ob es nicht makaber sei, für einen mit dem Tod vielleicht schon vertrauten Menschen, Lebenserinnerungen zu verfassen. Aber er lässt Bedenken nicht zu, weil er der Auffassung ist, dass dieser Mensch nun interessanter werde, dass es gerade jetzt aufschlussreich sein könne, etwas über dessen Leben zu erfahren, etwas, das darüber hinausgeht, wa bisher durch die Medien publiziert wurde.

Auch Elisabeth findet es nicht geschmacklos, wenn Bernard weiter nach Spuren im Leben Paul Schweyers fahndet.

„Ich bin überzeugt“, sagt sie, „dass es im Sinne Pauls ist, wenn Sie auch unter diesen Umständen seinen Auftrag ernst nehmen und seine Biografie verfassen.“

„Soll ich nicht zuwarten bis Herr Schweyer wieder gesund ist, “ fragt Bernard.

„Nein. Nein, verlieren Sie keine Zeit. Jetzt nicht. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass jetzt die Menschen in Pauls Umfeld bereitwilliger Auskunft geben, als dann, wenn er wieder genesen sein wird.“

Dem kann Bernard zustimmen. Menschen werden angesichts von Unglücken oder Unfällen gesprächiger, erinnern sich vermeintlich besser oder genauer. Ob sie auch besser differenzieren können? Bernard weiß es nicht.

„Ich werde Ihnen die Unterlagen holen“, sagt Elisabeth und verschwindet hinter der Portierloge.

Soviel Bernard durch die lichtbrechenden Scheiben des kleinen Portierhäuschens sehen kann, ist der Portier ernst geworden. Bernard fühlt, dass er von ihm gemustert wird. Dass der Portier ihn beobachtet. Dass er abwägt, prüft und zum Schluss kommt, dass Bernard gefragt werden soll. Darum verlässt er sein Kabäuschen.

Der Gang des Portiers ist schleppend. Er geht ein wenig eingeknickt. So, als hätte er eine Last zu tragen. Umständlich öffnet er die Autotür, stützt sein Gewicht darauf und fragt, „ist es wahr?“

Bernard nickt und murmelt: „ja.“

Erstmals spürt Bernard jene Bangigkeit, die einen überfällt, wenn man weiß, dass man mit einer Antwort einem Menschen Unangenehmes sagen muss. Er begreift die zu Boden gewandten Augen der Pflegerin, als sie Elisabeth sagen musste, dass Andreas tot sei.

Der Portier fragt nicht nach. Er will keine Details. Ist offenbar nicht von Sensationen abhängig. Er schlurft zurück und bleibt auch nicht stehen, als Elisabeth zurückkommt und an ihm vorübergeht.

Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten

Подняться наверх