Читать книгу Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten - Walter Kranz - Страница 7

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Beim Krankenhaus begreift Bernard, dass Elisabeth nicht mehr weitersprechen will, weil das, was sie zu sagen hätte, wirklich niemand etwas angeht. Nicht diese Kranken-schwester. Nicht jenen Arzt.

Elisabeth tastet nach Bernards Hand, hält ihn aber nicht mehr am Handgelenk, sondern legt ihre Hand in seine Hand. Er spürt ihre feuchte Innenhand und merkt, dass Elisabeth Angst hat. Hand in Hand gehen sie wie zwei Verliebte durch das schwere Krankenhausportal.

Sie gehen vorbei an weiß gekleideten Männern und Frauen. Es ist ihnen nicht anzusehen, wer Arzt, Krankenschwester oder Hebamme ist. Elisabeth und Bernard gehen vorbei an wandelnden Patienten, die in ihre Morgenröcke gehüllt den Geruch des ewigen Morgens verbreiten. Sie gehen vorbei an Menschen, die gesund sind, die aber wie Bernard und Elisabeth etwas über das Schicksal Erkrankter oder Verunfallter erfahren möchten. Sie gehen vorbei an Menschen, die die letztendlich mögliche und in Krankenhäusern gar nicht so seltsame Antwort vom Tod erhalten haben. Sie gehen vorbei und sagen nichts, außer ein müdes unterdrücktes „Grüß Gott“ oder „guten Tag.“

Nahe jener Tür, vor der Elisabeth und Bernard warten sollen, steht eine Bank und darauf sitzt, den Kopf in die Hände gestützt, eine Frau, die sich auch nicht regt, als Elisabeth und Bernard an ihr vorübergehen. Ja, auch an ihr gehen sie grußlos vorüber weil Bernards „guten Tag“ von Elisabeth flüsternd abgewürgt wird. Ihr gezischtes „Das ist sie“, überrascht Bernard und lässt den guten Tag nicht heraus aus ihm.

„Wer?“ fragt Bernard.

„Angelika Schweyer“, flüstert Elisabeth und dehnt jede Silbe übermäßig und überdeutlich. Unwillkürlich verzögert Bernard den Schritt. Er möchte sich umdrehen. Aber Elisabeth zieht ihn weiter. Sie gönnt der Frau Schweyer anscheinend nicht einmal Bernards „guten Tag.“

Bora oder Brüche zwischen zwei Schnitten

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