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Zugang zum Mitgefühl

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Um Mitgefühl zu entfalten, kannst du dir grundsätzliche Gemeinsamkeiten aller Menschen bewusst machen: Alle Menschen sind Alter, Krankheit und Tod unterworfen. Wir alle empfinden Angst vor Schmerz und Tod. Wir alle wünschen uns Sicherheit, Geborgenheit und ein erfülltes Leben und sehnen uns nach Nähe.

Versuche, deine Sehnsucht so häufig wie möglich zu spüren, und gib ihr Raum in dir. Sie ist ein wichtiger Zugang zum Mitgefühl mit dir selbst. Um ihn zu nutzen, braucht es einen Entschluss, der immer wieder erneuert werden muss. Wende dich dir selbst bewusst zu und sage dir: »Ich möchte mich um mich kümmern.«

Dein Körper kann dir dabei eine große Hilfe sein. Du kannst zum Beispiel beginnen, indem du deine Hand auf Herz oder Bauch legst. Ich selbst erlebe große Teile meines Tages mit meiner Hand auf meinem Bauch. Sie liegt dort fast immer – das ist ihr Platz. Wenn ich die Hand auf dem Bauch spüre, spüre ich auch alles andere besser.

Das Spüren beginnt mit dem Körper und kann sich von dort aus weiter vortasten zu den Emotionen. Ich spüre mich zärtlich, liebevoll. Der Bauch darf sein, wie er ist, auch wenn ich ihn vielleicht in anderen Momenten zu dick finde. Alles darf sein.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich im Bewusstsein mit einem persönlichen Wohlfühlort im Körper zu verbinden. Der Wohlfühlort ist ein Bereich deines Körpers, den du leicht und gerne spürst. Das kann in der Herzgegend sein oder im Bauch, in den Armen oder Beinen oder vielleicht in der Wirbelsäule. In schwierigen Situationen kannst du dich in deinem Wohlfühlort innerlich verankern. Das wird dich beruhigen und dir Sicherheit geben, sodass du besonnen handeln kannst.

Am besten machst du dich auf die Suche nach deinem Wohlfühlort, wenn es dir gut geht. So kannst du dich in Ruhe mit ihm vertraut machen und üben, mit ihm Verbindung aufzunehmen. In schwierigen Zeiten weißt du dann sofort, was du tun kannst. (Eine Anleitung, wie du deinen Wohlfühlort erspüren kannst, findest du auf Seite 186 ff.)

Körper und Emotionen sind eng miteinander verbunden. Häufig zeigen sich bestimmte Emotionen schneller als körperliche Empfindungen denn als bewusst wahrgenommene Emotionen. Das Herz rast, Der erste Schritt zum Mitgefühl: sich Dukkha bewusst zuwenden.die Hände sind kalt oder feucht, deine Schultern verspannen sich. Erst im nächsten Schritt erkennst du, dass ein unangenehmes Gefühl dahinter steckt. Versuche jetzt, es genauer zu spüren! Auf diese Weise wirst du vertraut mit deinen Gefühlen. Um dich zu spüren, musst du dich verlangsamen. Nimm dir Zeit und gönne dir Pausen. Und dann versuch, dir deiner Gefühle bewusst zu werden und sie für einen Moment einfach mal so sein zu lassen, wie sie gerade sind. Du wirst sofort spüren, dass dir das gut tut.

So bist du mit der Zeit auch gewappnet, immer schwierigere Gefühle zuzulassen. Mitgefühl bedeutet, dem Dukkha nicht auszuweichen. Mitgefühl für dich selbst beginnt also damit, dass du nicht ausweichst, wenn es weh tut. Auch dazu musst du dich immer wieder aktiv entschließen: »Wenn es das nächste Mal weh tut, dann lasse ich es zu.«

Die Versuchung auszuweichen ist groß. Unsere schnelllebige Zeit bietet uns viele Möglichkeiten, einfach zum nächsten Tagesordnungspunkt überzugehen oder uns abzulenken. Schon spürst du das Dukkha nicht mehr und glaubst, es sei weg. Das ist es natürlich nicht! Es ist nur nicht mehr offenkundig und strahlt stattdessen im Verborgenen seine negative Kraft aus. Unbemerkt vergiftet es deine Lebensfreude und deine Klarheit.

Die Aufgabe besteht also darin, nicht so schnell auf das Dukkha verzichten zu wollen. Diese Formulierung mag provozierend wirken: auf Dukkha nicht verzichten wollen. Ist es nicht natürlich, dass wir Leid so schnell wie möglich hinter uns lassen möchten? Darauf nicht verzichten wollen – ist das nicht Masochismus?

Nein, es ist das genaue Gegenteil. Es ist der Zugang zum Mitgefühl. Ich sage nicht: »Lasst uns das Dukkha verstärken oder willentlich herbeiführen.« Ich sage: »Nicht vorschnell auf das vorhandene Dukkha verzichten wollen.« Indem du es spürst, annimmst und verstehst, kannst du es verwandeln und hinter dir lassen. Das ist das Feuer der Alchimisten, das Feuer, in dem Schrott zu Gold wird.

Weck den Buddha in dir

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