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Wenn ich behaupten würde, die Stimmung wäre gedrückt gewesen, wäre das eine maßlose Untertreibung - sie war so tief im Keller, dass wirklich nichts mehr zu retten war.

Da hatten wir uns eine Nacht um die Ohren geschlagen, und es war weiter nichts dabei herausgekommen, als dass wir uns einen Koffer voller Dollars hatten abnehmen lassen.

Wir versteckten uns hinter unseren Kaffeetassen oder taten so, als würden wir konzentriert in irgendwelchen Protokollen lesen.

Milo als Einsatzleiter gab den Bericht. Unser Chef stand mit dem Rücken zu uns am Fenster und wippte auf den Zehenspitzen auf und ab.

»Wir haben sofort eine Großfahndung eingeleitet, leider ohne Erfolg.« Milo sprach wesentlich leiser als sonst.

Der Chef schwieg lange. Und wippte auf den Zehenspitzen. Das ging etwa zwei Minuten so.

Die Spannung im Raum war mit Händen zu greifen, und sogar Medina griff nach dem Knoten seines Edelschlipses, um ihn zu lockern. Das war für ihn, den verhinderten Dressman, ziemlich ungewöhnlich. Wenn sich Milo in dem Moment die Schuhe ausgezogen hätte, wäre das um keinen Deut erstaunlicher gewesen.

Endlich drehte sich Mr. McKee um, und er trat langsam an seinen Schreibtisch. »Schade«, sagte er. Schade - sonst nichts.

Ein Aufatmen ging durch die ganze Gruppe.

Der Chef setzte sich, faltete die schmalen Hände vor sich auf dem Schreibtisch und betrachtete uns. »Was gibt es Neues aus Amsterdam? Und was haben Sie über den Taxifahrer herausgefunden?«

Es war wieder Milo, der eingestehen musste, dass die Untersuchungen in Amsterdam noch nichts ergeben hatten, nicht mal den kleinsten Hinweis. Dafür hatten wir endlich etwas Konkretes, was den Taxifahrer anging.

»Von den 26 Namen aus unserer Datenbank konnten wir vier Männer herausfiltern, auf die Phantombild und Beschreibung passen«, berichtete Kate. Sie hatte die ganze Nacht in der Zentrale gearbeitet. »Zwei der Männer haben hieb und stichfeste Alibis - einer sitzt in San Francisco, der andere auf Rikers Island. Beide wegen Totschlags. Der dritte liegt mit einer Gelbsucht in einer Klinik in Houston. Das Bild des letzten habe ich heute Morgen Mr. Vanhouven und dem Chauffeur vorgelegt. Vanhouven ist sich nicht sicher, aber der Chauffeure schwört Stein und Bein, dass dies unser Mann ist.«

Sie reichte ein Foto herum. Das Gesicht des Chefs entspannte sich merklich. Milo konnte seinen bewundernden Blick gar nicht mehr losreißen von Kate.

»Barry O’Connors«, las sie aus ihren Unterlagen vor, »27 Jahre alt, in Brooklyn geboren, später in die Bronx gezogen, dort kriegte er seinen ersten Jungendarrest aufgebrummt. Er hat als 15jähriger seinem Mathelehrer mehrere Rippen und das Nasenbein gebrochen. Karriere als Leitwolf einer Straßengang, einige kleinere Gefängnisstrafen, allesamt wegen Körperverletzung, mit 20 dann zu sechs Jahren verurteilt wegen Körperverletzung mit Todesfolge und versuchtem Totschlag. Seit der Entlassung abgetaucht.«

Kate lehnte sich zurück und wirkte unglaublich zufrieden. Ich hätte gern mit ihr getauscht.

»Lassen Sie das Bild an jedes Revier schicken«, sagte unser Chef. »Jeder Cop in jedem Streifenwagen muss es auf seinem Armaturenbrett vor sich sehen können.«

»Schon veranlasst«, erklärte Kate.

»Gut. Weiter.«

»Ich habe noch einmal über den verschlüsselten Hinweis von Mrs. Vanhouven nachgedacht.« Ich erwähnte nicht, bei welcher Gelegenheit ich darüber nachgedacht hatte, denn ich wollte die vergangene Nacht aus meinem Gedächtnis löschen. »Es will mir nicht in den Kopf, dass eine Frau, die klug und geistesgegenwärtig genug ist, uns einen Hinweis auf ihren Entführer und auf ihren möglichen Aufenthaltsort zu geben, nicht auch einen Hinweis auf Amsterdam in ihrer Botschaft versteckt, wenn sie tatsächlich dort wäre.«

»Vielleicht ein bisschen viel verlangt in der Situation, in der sie sich befindet.« Clive blieb skeptisch.

»Vielleicht«, sagte Milo, »vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ging sie davon aus, dass uns ihr Abflug nach Amsterdam bekannt ist und hielt diesen Hinweis für überflüssig. Vielleicht aber...« Er zögerte.

»... ging sie auch davon aus, dass wir wissen, welcher Fluggast am Montag seinen Flug nie angetreten hat«, ergänzte ich. »Nämlich sie.«

Alle sahen mich an.

»Du meinst, sie ist noch hier, in New York?«, fragte Kate.

Ich zuckte mit den Schultern. »Nur eine Theorie.«

»Vor deren Logik wir uns nicht verschließen können.« Mr. McKee lehnte sich nachdenklich zurück, dann sagte er: »An die Arbeit, Gentlemen - sämtliche Antiquitätenläden im Stadtgebiet von New York City müssen überprüft werden.«

»Ich hätte da noch was, Sir«, meldete sich Leslie zu Wort. »Ich hab mit der Werkstatt telefoniert, die den Benz der Vanhouvens repariert hat, der am Morgen der Entführung ja ausgefallen ist. Sie entsinnen sich deswegen hat die Frau das Taxi genommen.«

Der Chef nickte.

»Die Zündkabel waren kaputt. Der Mechaniker ist sich nicht so sicher, dass da ein Marder herumgeknabbert hat.«

»Lassen Sie das Auto bitte beschlagnahmen«, ordnete der Chef an. »Was ist eigentlich mit ihrem Fall, Clive?«

»Ich bin jetzt mit den juristischen Abteilungen einiger Versicherungsgesellschaften im Gespräch. Tatsächlich gibt es seit drei Jahren einen signifikanten Anstieg von Unfällen und anderen unerwarteten Todesfällen in der Upper Class unserer beschaulichen Stadt. Ich habe mir mal die Statistiken kommen lassen.« Er zog einige Blätter aus einer Klarsichthülle und reichte sie dem Chef. »Segelunfälle, Sportunfälle, akute Erkrankungen, Stürze, Autounfälle, Brände - es sieht ganz so aus, als würde unser Geldadel plötzlich unvorsichtiger mit seinem Leben umgehen als früher.«

Genau in diesem Augenblick schien unter meiner Schädeldecke ein rotes Licht anzugehen. Aber gleichzeitig klingelte auch das Telefon auf dem Schreibtisch von Mr. McKee.

Er nahm ab, und während er zuhörte, bildete sich eine tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen. Nach dem Gespräch lehnte er sich in seinen Sessel zurück und drückte die zusammengelegten Fingerspitzen an seine Lippen.

Einige Sekunden, in denen wir ihn erwartungsvoll anschauten, saß er so. Dann schnellte er plötzlich nach vorne.

»Nehmen Sie bitte Kontakt mit der Telefongesellschaft auf. Wir brauchen die Nummer, die Vanhouven am Montagvormittag gewählt hat.«

Wir mussten wohl ziemlich begriffsstutzige Gesichter machen. Der Chef sah uns eindringlich an und senkte seine Stimme.

»Einer der Detektive von der City Police, die bei den Taxi-Unternehmen recherchiert haben, war gerade am Apparat. Am Montagvormittag in der fraglichen Zeit zwischen 9 Uhr 15 und 9 Uhr 30 wurde kein Taxi zur Vanhouven Adresse bestellt. Bei keiner Taxizentrale.«

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket

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