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Sein Herz tobte in seinem Brustkorb herum, als er den Hörer einhängte. Auf seiner inneren Bühne standen die Chefin, Marilyn und Howard, dieses Schwein. Und noch ein paar Hunde aus der Firma.

Sie schrien auf ihn ein.

»He, Barry«, flüsterte er, während er sich aus der Telefonzelle schob. »Dreh nicht durch, du kannst jetzt nicht mehr zurück.«

Er sah sich nach allen Seiten um, zwang sich, so langsam wie möglich über Straße zu gehen. Erst im Park beschleunigte er seinen Schritt.

Natürlich kannst du zurück, du Suff kopf!, höhnte seine innere Stimme. Lass den Bullen warten, bis er schwarz wird, und nimm die nächste Maschine nach L.A.

Barry bog in den Fußweg ein, der zum See führte.

»Quatsch, das Ticket ist im Arsch. Und die Frau - ich muss die Frau retten«, murmelte er vor sich hin.

Er brauchte nicht länger als vier Minuten bis zur Brücke. Es war schon dunkel, gegen zehn, so schätzte er, und nur wenige Spaziergänger und Radfahrer waren noch unterwegs.

Auf der Brücke lehnte er sich mit dem Rücken gegen das Geländer, zündete sich eine Zigarette an und wartete.

Schon bald hörte er Schritte von der 72. Straße her.

Barry stieß sich vom Geländer ab und spähte in die Dunkelheit zwischen den Bäumen, aus denen der Weg auf die Brücke führte. Die Gestalt eines Mannes tauchte auf.

»Der Bulle ist schnell, Gott sei Dank.« Er warf die Zigarette in den See und ging dem Mann entgegen.

Erst zehn Schritte vor ihm sah er das Gesicht des Mannes. Er kannte es. Aber nicht aus dem Fernsehen.

»Hallo, Barry - so ‘n Zufall.« Lächelnd kam der andere auf ihn zu. Es war Johnny Massino, der Freizeitmanager des Seniorenheims. »Ich dachte, du wärst unterwegs nach L.A.«

Barry blieb stehen. Wie festgewachsen war er plötzlich. »Hab den Flug verpasst«, sagte er heiser.

»Schade«, sagte der andere, »Flug verpasst Chance verpasst. Wirklich schade.«

Er zog eine Waffe aus der Jacke. Hinter sich hörte Barry Schritte von der Brücke her. Etwas Hartes bohrte sich kurz darauf in seinen Rücken.

»Lass uns ein wenig ins Grüne gehen.« Massino winkte mit der Pistole und ging rückwärts in das Wäldchen hinein. Der Mann in Barrys Rücken schob ihn hinterher.

Barrys Herz war außer Rand und Band. In seinen Ohren dröhnte es wie Paukenschläge. Stahlstreifen schienen sich um seinen Brustkorb zu legen und sich enger und enger zusammenzuziehen. Massino, der jetzt die ersten Bäume erreicht hatte, verschwamm vor seinen Augen.

Ich werd doch jetzt nicht sterben, verfluchte Scheiße.

Er sah, wie Massino in seine Jackentasche griff und ein kleines Rohr hervorholte. Grinsend schraubte er es auf die Pistole.

Ich will nicht so verrecken!, schrie es in Barry. Ich will nicht sterben!

Wut, Panik und Verzweiflung tobten durch seine Gedärme und dann explodierte noch einmal die ganze Kraft seines Lebenswillens.

Blitzschnell ging er in die Hocke, rammte dem Kerl hinter ihm die Ellenbogen in den Unterleib und warf sich in die Büsche. Er hörte ein leises Floppen, und etwas fuhr ihm heiß ins Knie.

Er stand auf, wollte losrennen, doch eine Schmerzwoge schoss brennend von seinem Knie aus durch seinen Körper, und er brach zusammen.

Das Gewicht eines auf ihn fallenden Körpers presste ihn in den Waldboden. Barry schrie. Hände griffen nach seinem Hals.

Irgendeine Ecke in seinem Kopf registrierte das Bulldoggen Gesicht des Oberpflegers. Sam also sollte ihn fertigmachen.

Die Luft blieb ihm weg, unter dem Schraubstock an seinem Hals zerbrach etwas an seinem Kehlkopf.

Barry packte die Ohren des Bulldoggen Gesichts und zog es zu sich heran. Sam schrie, als Barry ihm in die Nase biss. Er biss so fest zu, wie er sich in diesen Sekunden an seinem bisschen Leben festgebissen hatte, biss zu, bis ein metallischer Geschmack auf seine Zunge trat und sich seine Mundhöhle mit warmem Blut füllte.

Brüllend ließ Sam los, sprang auf.

Links neben der dunklen Wand des Waldes ein Schatten. Mündungsfeuer blitzte auf.

Barry fühlte einen Schlag an der rechten Schulter.

Trotzdem gelang es ihm aufzustehen. Er spuckte Blut aus - Sams Blut und wollte sich auf den immer noch feuern den Schatten stürzen.

Massino schoss und schoss, und Barry taumelte zurück, fiel über den vor Schmerz heulenden Sam, der hinter ihm im Gras hockte.

Barry klammerte von hinten beide Arme um Sams Hals und drückte zu. »Ich will nicht verrecken!«, krächzte er und hebelte Sams Kopf nach hinten, drückte und klammerte, bis Sam unter ihm erschlaffte.

Ein Schuss peitschte durch die Dunkelheit. Jemand schoss ohne Schalldämpfer.

Wie von fern hörte Barry schnelle Schritte auf der Brücke. Sie entfernten sich. Er ließ seine Stirn auf Sams kaltschweißigen Hinterschädel sinken.

Das Paar Schuhe neben sich im Gras und die Hosenbeine darüber sah Barry nur noch wie durch einen Nebel. Ein Leinentuch schien sich in seinem Kopf zu entfalten. Ein schmutziges Leinentuch, und alles deckte es zu.

Und es roch gut. Es roch nach seiner Mutter.

Und es wurde schwärzer, immer schwärzer...

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket

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