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Von der Treppe zum Hoteleingang aus sah ich eine ganze Armada von Streifenwagen heranrasen. Ich hörte Rotorenlärm und schaute in den Nachthimmel. Über dem gegenüberliegenden Haus schwebte ein Helikopter heran.

Milo und ich stürmten in die Eingangshalle. Flüchtig nahm ich einen Wald von Steilwänden wahr, die mit Gemälden vollgehängt waren.

»Wo sind sie?«, brüllte Milo den Mann an der Rezeption an.

Der deutete erschrocken auf den rechten der beiden Aufzüge. Die Digitalanzeige über der Aufzugstür zeigte eine Sechs.

Cops stürmten in die Empfangshalle. Milo schickte einige über die Treppe in den sechsten Stock.

»Ich fahre hoch aufs Dach!«, rief ich. Der Helikopter ging mir nicht aus dem Kopf.

Milo kapierte sofort, worum es ging. »Aber nicht allein, mein Freund. Nimm zwei der Jungs mit. Ohne dich würde mir der Job keinen Spaß mehr machen.«

Ich holte den linken Aufzug, Milo den rechten. »Du kannst wohl auch nur Liebeserklärungen machen, wenn’s ans Eingemachte geht, was?«

Mein Partner grinste. »Kate ist da anderer Meinung.«

Er verschwand mit vier Cops im Aufzug. Ich fuhr mit zwei der Kollegen aufs Dach.

Wir pressten uns eng an die Seitenwände des Aufzugs, als sich die Etagenanzeige den oberen Knöpfen näherte. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass der Beamte mir gegenüber ein Gesicht machte, als müsste er sich jeden Moment übergeben. Er war höchstens Mitte 20. Unter dem Schirm seiner Mütze glänzte ein Schweißfilm.

Fragend sah ich seinen Kollegen an, der neben mir stand. Ein alter Hase, den ich schon bei anderen Gelegenheiten kennen gelernt hatte.

Der zuckte mit den Schultern. »Sein erster Einsatz.«

Auch das noch.

»Kommen Sie klar?«, fragte ich den Jungen.

Er nickte. Viel zu hastig, um glaubhaft zu wirken.

Die Aufzugstür schob sich auseinander. Rotorenlärm dröhnte.

Vor dem offenen Cockpit stand eine Frau und reichte dem Piloten Gepäckstücke herein.

»FBI!«, brüllte ich. »Keine Bewegung!«

Die Frau schoss ohne Vorwarnung. Sie hielt einfach drauf.

Hinter mir hörte ich den Kollegen auf schreien. Der Junge warf sich auf das geteerte Flachdach, das von einer wallartigen Kupferbrüstung umgeben war, und drückte ebenfalls ab.

Die Frau war inzwischen hinter einem Kaminschacht in Deckung gegangen. Mündungsfeuer blitzte an der Betonecke des Schachtes auf.

Ich sah, wie der Pilot eine Waffe zwischen den Sitzen hervor riss, ein Gerät, das fünfmal so groß war wie meine Smith & Wesson.

»Vorsicht!«, brüllte ich.

Der Junge rollte sich geistesgegenwärtig zur Seite. Eine Maschinenpistolen-Salve riss die Teerdecke neben ihm auf.

Ich hielt auf den Piloten und drückte ab. Er sackte in sich zusammen.

Ich sprang auf und hechtete an die Vorderseite des Kaminschachts, hinter dem die Frau in Deckung gegangen war. Sie feuerte wie eine Wilde in die Dunkelheit.

Dann war Ruhe. Ich schätzte, dass sie ihr Magazin wechselte.

Oder sagen wir: Ich hoffte es.

Jedenfalls kam ich mir vor wie ein Pokerspieler, der mit zwei Pärchen einen Hunderter setzt, als ich aufstand, um sie in ihrer Deckung zu überraschen.

Hart an der Kaminwand entlang schob ich mich um die Ecke. Dann setzte ich zum Sprung an.

Zu spät sah ich den Mann im weißen Anzug an der Seite des Kamins liegen. Ich stolperte über ihn, verlor meine Waffe und knallte direkt hinter der Frau auf das Dach.

Sie wirbelte herum, richtete ihre Pistole auf mich.

Für einen Augenblick schien die Welt stehen zu bleiben. Jedenfalls meine Welt.

Und die bestand für diesen einen Augenblick nur aus dem Korn über einem Pistolenlauf, einer Faust knapp darunter und ein Paar schmaler, unglaublich kalter Augen nicht weit dahinter.

Ich sah, wie diese Augen noch schmaler wurden, ich sah, wie sich die Sehnen auf dem Rücken der Faust anspannten, und ich hielt den Atem an.

Dann warf ich mich auf die Seite.

Ein Schuss dröhnte, und ich weiß noch, wie verdutzt ich war, weil ich nicht den geringsten Schmerz spürte.

Den Grund dafür begriff ich erst Sekunden später - die Frau lag schreiend am Boden, versuchte sich an den Rücken zu greifen, und ihre regungslosen, unnatürlich verschränkten Beine standen in einem seltsamen Kontrast zu ihrem zappelnden Oberkörper.

Hinter ihr kniete der junge Cop. Er hatte den Schuss abgegeben. Hilflos sah er auf sie hinunter.

Ich ging zu ihm.

»Ich wollte die Beine treffen«, stammelte er.

»Es ist in Ordnung, Officer.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Sie waren gut.«

Ich holte das Handy hervor und alarmierte Clive. Die Frau brauchte einen Arzt. Und zwar schnell. Wie es aussah, hatte die Kugel ihre Wirbelsäule getroffen. Die Beine schienen mir gelähmt zu sein.

Ich fragte mich, welche Rolle sie in dem Mordfall Vanhouven spielte. Nun die weiteren Ermittlungen würden die Antwort bringen.

»Wenn Sie nicht geschossen hätten, läge ich jetzt so da«, sagte ich zu dem jungen Kollegen.

Er sah mich erschrocken an.

»Wirklich. Ihre Feuertaufe, mein Freund, hat mir eine Höllenfahrt erspart.«

Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket

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